Schwelgen in weißem Gold

Spargelsaison 2011 in Hessen mit Volker Bouffier eröffnet

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier eröffnete am vergangenen Freitag auf dem Spargelhof Merlau in Darmstadt-Arheilgen die diesjährige Spargel-Hauptsaison. Er sah sich von zufriedenen Mitgliedern des südhessischen Arbeitskreises Spargel umringt, die alle bestätigen, dass sie dank des warmen März und April mit guten Ernten für ihr königliches Gemüse rechnen und bereits jetzt Erträge von bis zu 300 kg/ha erreicht haben.

Eine Schärpe vom Landesvater für die neue Hessische Spargelkönigin Judith I.

Foto: Kirsten Sundermann

Möglich wurde dies nicht nur dank des frühen Erntebeginns (der erste Spargel wurde im Betrieb Merlau am 20. März und damit fast vier Wochen vor dem üblichen Termin gestochen), sondern auch durch die seit Jahren angewandte und regelmäßig verbesserte Folien-Anbautechnik. Hessen zählt mit einer Anbaufläche von rund 1850 Hektar zu den größeren Spargelproduzenten in Deutschland. Die Saison dauert bis zum 24. Juni.

Freizügigkeit des Arbeitsmarkts

Zu dem sich abzeichnenden Erfolg der diesjährigen Spargelsaison trägt auch die neue EU-Regelung in Bezug auf Freizügigkeit des Arbeitsmarkts bei – in dieser Einschätzung waren sich Erzeuger und die zahlreich erschienenen Ehrengäste (mit dabei selbstverständlich auch Wilfried Schäfer, der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft „Gutes aus Hessen“) bei dem feierlichen Eröffnungsakt einig. Denn erstmals war es kein Problem, ausreichend viele Erntehelfer aus Polen, Kroatien, der Slowakei und Rumänien zu rekrutieren. „Sie kommen gern nach Deutschland“ berichtete Rolf Meinhardt, der Vorsitzende des Arbeitskreises Spargel Südhessen, und sie werden ordentlich bezahlt“. Der Stundenlohn liege bei 6,50 Euro, womit sowohl die Saisonkräfte selbst, als auch Erzeuger und Konsumenten „klar kämen“. Denn wenn auf dem Markt auch billigere Spargel aus dem Ausland zu haben sei, so würden die Verbraucher seit einiger Zeit doch verstärkt und gezielt zu dem Qualitätsprodukt „einheimischer Spargel“ greifen, da sie wüssten, dass sie sich hier auf kontrollierten Anbau, kurze Wegen und absolute Frische des Produkts verlassen können. Es wird erwartet, dass sich die Verkaufspreise je nach Qualität bald zwischen 3,90 bis 7,90 Euro einpendeln werden, und dass das königliche Gemüse daher „durchaus auch in bürgerlichen Haushalten“ auf den Tisch kommen könne.

Direktvermarktung ist wichtig

Bouffier lobte die hohe Qualität des südhessischen Spargels, der dreißig Prozent des hier angebauten Gemüses ausmacht und sich „einen hervorragenden Ruf erarbeitet hat“. Und er freute sich darüber, dass Spargel nicht vorwiegend über die Discounter vertrieben wird, wie so viele andere landwirtschaftliche Erzeugnisse, sondern vor allem in Direktvermarktung.

Doch bevor der gute Arheilger Spargel, begleitet von Büttelborner Kartoffeln, Odenwälder Schinken und Bergsträßer Wein beim gemeinsamen Mittagessen in Büttelborn verkostet werden konnte, war noch ein Ernteeinsatz der besonderen Art angesagt. Ministerpräsident Bouffier wurde mit den notwendigen Spargelstecher-Utensilien versehen und konnte sich als Erntehelfer versuchen. „Er hat das nicht schlecht gemacht“, meinte Gastgeber Georg-Peter Merlau im Nachhinein, wenngleich die Leistung insgesamt gesehen „noch ausbaufähig“ sei. Schließlich benötige auch ein professioneller Erntehelfer rund eine Woche Eingewöhnungszeit, bis er schnell und präzise arbeiten kann.

Bouffier betrat danach eine hydraulisch gesteuerte Hebebühne, die ihn an einer aus Spargeln gebildeten Umrisskarte von Hessen hochfuhr bis zu der Stelle, wo Gießen liegen könnte, die Heimatstadt des Landesherrn. Just hier fehlten ein paar Spargel, die Bouffier mit seinen höchst persönlich gestochenen Stängeln ergänzte.

Neue Spargelkönigin gekrönt

Und noch ein erfreulicher Einsatz wartete auf den Landesvater: Die Krönung der neuen, hessischen Spargelkönigin Judith Müller. Die junge Diplom-Designerin stammt aus einem familiär geführten Spargelanbaubetrieb in Nauheim im Landkreis Groß-Gerau und kennt sich in der Branche bestens aus. Ihre Vorgängerin, Ann-Kathrin Wendel aus Zwingenberg assistierte bei der Zeremonie ebenso wie weitere Spargelhoheiten aus Büttelborn und Lampertheim.

Anbau unter Folie erörtert

Ministerpräsident Volker Bouffier (M.) beim Spargelesssen mit den Landwirten Rolf Meinhardt (l.), und Georg-Peter Merlau (r.).

Foto: Kirsten Sundermann

Auch wurde über eine vor kurzem aufgeflammte Diskussion gesprochen, ob die in den Folien enthaltenen Weichmacher in der Lage seien, die edlen Stangen zu erreichen und zu schädigen. Fast alle der zahlreich erschienen Reporter, Radio- und Fernsehmoderatoren fragten hier bei Rolf Meinhardt, dem Sprecher des Arbeitskreises Spargel Südhessen und bei Wilfried Schäfer, dem Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen nach. „Da unsere Spargelbetriebe der Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität – Hessen“ angeschlossen sind“, so Meinhardt, kann der Konsument davon ausgehen, dass das Produkt strengsten Kontrollen unterliegt. Und fügte hinzu: „Die Folie dient nur als Sonnenschutz; die Spargel kommen mit ihr nicht in Berührung, sondern wachsen in der Erde.“ Sämtliche über die Marketinggesellschaft angebotenen Feldfrüchte würden zudem stichprobenweise in Laboren auf verschiedene Schadstoffe hin untersucht und dabei habe sich Spargel stets als das am wenigsten belastete Gemüse erwiesen. Rund ein Dutzend größere Spargelanbaubetriebe gibt es im Raum Starkenburg. Landwirt Georg-Peter Merlau gehört dazu. Er bearbeitet 100 Hektar, und hat auf einer Fläche von 70 bis 80 Hektar Spargel angebaut. Zur Erntezeit wird er von rund 160 Stechern und Sortierern unterstützt. Sundermann