Spanische Kartoffeln haben Frühkartoffelmarkt belastet
Interview zur Kartoffelernte 2017
Die Frühkartoffelsaison endet offiziell am 10. August, die meisten Kartoffeln in der Pfalz und in Südhessen sind inzwischen gerodet. Die Marktsituation bei den Frühkartoffeln wurde durch große Mengen preisgünstiger Ware aus dem Ausland belastet. Das LW hat bei Peter Schmitt, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Pfälzer Grumbeere in Neustadt/Weinstraße, nachgefragt.
Waren die Erzeuger mit der Saison zufrieden? Wie waren die Erträge und Qualitäten in diesem Jahr?
Schmitt: Wir haben bei den FrühÂkartoffeln eine Bruttomenge von rund 100 000 t geerntet. Die Erträge liegen damit geschätzt fünf bis zehn Prozent unter normalen Jahren. Die Qualitäten waren aber durchweg gut.
Welche Auswirkungen hatten die Spätfröste im Frühjahr?
Schmitt: Bei den Frühkartoffeln hat der Frost deutliche Auswirkungen gezeigt. Zum Teil sind ganze Bestände abgefroren. Daraus resultieren auch die geringeren Erträge. Der Frost hat außerdem bewirkt, dass es in diesem Jahr zeitlich einen normalen Markteinstieg gegeben hat.
Gab es in diesem Jahr Ernteschwierigkeiten?
Schmitt: Nein, die Ernte lief gut. Auch die Bodenstruktur war durch die Fröste im Winter gut.
Wie sieht es mit der Gefährdung durch den Drahtwurm aus, der ja nicht mehr mit chemischen Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden darf?
Schmitt: Im frühen Bereich sind die Schäden durch den Drahtwurm auszuhalten. Allerdings gibt es auch einige Flächen mit sehr hohen Bonituren. Wir gehen aber davon aus, dass die Drahtwurm-Population deutlich zunehmen wird. Die Alternativen zu den chemischen Mitteln zeigen nur eine eingeschränkte Wirkung und sind zudem sehr teuer. Viele Erzeuger roden deshalb auch die späteren Kartoffeln sehr früh und lagern sie ein, um die Qualitäten zu sichern.
Wie stellt sich die Situation auf dem Markt dar? Welche Auswirkungen hatte das späte Angebot spanischer Ware im LEH für die Pfälzer Erzeuger? Auch hinsichtlich der Preise?
Schmitt: Die gesamte Marktsituation war durch das massive und preisaggressive Auftreten der Spanier geprägt. Bei Markteinstieg unserer Pfälzer Grumbeere waren nur noch Preise von 2425 Euro/dt zu realisieren. Das bedeutet für uns, dass der Wertumsatz ein Drittel unter dem Durchschnitt liegt. Es fehlen die Umsätze im preislich attraktiven vorderen Bereich. Deutsche Ware ist erst viel später im LEH angeboten worden als üblich, vor allem Aldi Nord hatte bis weit in den Juli hinein spanische Kartoffeln im Sortiment. Edeka und Rewe waren früher dabei, haben aber mit ihrer Preisaggressivität dazu beigetragen, dass es Mitte Juni einen ungewöhnlich heftigen Preissturz von 16 Euro/dt gab. Normalerweise bewegen sich die Preise im Laufe der Saison verhalten abwärts. Ab Anfang Juli haben wir normale Tagesmengen gerodet und sie auch absetzen können. Geholfen hat sicher auch, dass die Kartoffelindustrie früh Kartoffeln gesucht hat und Speisekartoffeln dorthin abgeflossen sind. Das hat für Entlastung auf dem Markt gesorgt.
Haben sich die Anforderungen des LEH in Bezug auf Qualitäten oder regionale Herkünfte verändert?
Schmitt: Beste Qualitäten sind für uns Standard. Der LEH bietet immer mehr regional erzeugte Kartoffeln an, das bedeutet für uns, dass das Vermarktungsfenster kleiner geworden ist. Dadurch haben wir Marktanteile verloren. Denn nur 40 Prozent der Pfälzer Grumbeere bleiben hier in der Region, 60 Prozent gehen auf den gesamten deutschen Markt. Darüber müssen wir uns in Zukunft Gedanken machen.
Der Kartoffelhandel hat vor der Kartoffelsaison bei den Kartoffelerzeugern um späte Sorten geworben, um den Anschluss an die Frühkartoffeln für die Regionalprogramme zu gewährleisten. Ebenfalls gesucht wurde Industrieware. Wurden die Offerten von den Erzeugern angenommen?
Schmitt: Die Abpacker wünschen sich, dass die Landwirte den Anbau im späten Bereich ausbauen. Dagegen sprechen aber die hohen Produktionskosten in unserer Region und die Gefährdung durch den Drahtwurm. Einige Anbauer nutzen das Angebot des Handels aber auch, vor allem dort, wo die Pachtpreise nicht zu hoch sind. Für die meisten Anbauer in der Vorderpfalz lohnt sich der Anbau nicht, es sei denn, man findet tragfähige Konzepte. Bei den IndusÂtriekartoffeln ist es ähnlich. Im frühen Bereich wurden in diesem Jahr rund 20 000 t an die Industrie abgesetzt, etwas mehr als über Verträge abgesichert. Im späten Bereich gibt es eventuell Chancen für die Anbauer von Industriekartoffeln, Ware ist gesucht. Es wird gewünscht, dass die Landwirte in Lagerhaltung investieren. Dafür brauchen sie aber Sicherheiten in Form von Preisgarantien.
Welche Abpackgrößen werden vermehrt gefordert?
Schmitt: Heute beträgt die Hauptabpackgröße 2 bis 2,5 kg. Für Lagerkartoffeln werden im Herbst auch noch andere Größen bis 10 oder 12,5 kg angeboten.
Welche Sorten stehen ganz oben auf der Hitliste?
Schmitt: Im frühen Bereich ist Berber nach wie vor die Hauptsorte, aber auch Gala und Marabel sind gefragt. Anabelle, Musica und Inova schließen sich an. Insgesamt gibt es ein breites Sortenspektrum. Die vorwiegend festkochenden Sorten machen 50 Prozent aus, die festkochenden gut 40 Prozent. Mehlig kochende Sorten sind mit 6 Prozent am Markt vertreten.
Die Erzeugergemeinschaft Pfälzer Grumbeere feiert in diesem Jahr ihr fünfundzwanzigjähriges Bestehen. Gibt es zu diesem Geburtstag neue Marketingmaßnahmen?
Schmitt: Zum 25-jährigen Jubiläum haben wir gemeinsam mit Edeka ein Gewinnspiel gemacht, das sehr gut lief. Edeka hat auch große Mengen der Pfälzer Grumbeere abgesetzt.
Die Fragen stellte Imke Brammert-Schröder – LW 35/2017