Spargel gezielt mit Nährstoffen versorgen
Nährstoffversorgung nach Bedarf wird immer wichtiger
Die Spargelanbauer aus der Pfalz und den angrenzenden Anbaugebieten trafen sich kürzlich am DLR Neustadt zum diesjährigen Pfälzer Spargeltag. Zentrale Themen waren die Ernteverfrühung mithilfe verschiedener Foliensysteme sowie die gezielte Nährstoffversorgung der Spargelpflanzen, um hohe Qualitäten zu ernten, ohne das Grundwasser zu gefährden.
Einen Themenschwerpunkt legten die Veranstalter auf die gezielte Nährstoffversorgung der Pflanzen. Das hat einen aktuellen Hintergrund: „Die oberflächennahen Grundwasserkörper in den intensiv genutzten Gemüseanbaugebieten in Rheinland-Pfalz sind stark mit Nährstoffen belastet“, erklärte Dr. Norbert Laun vom DLR Rheinpfalz. „Bei den meisten Brunnen ist zu beobachten, dass die N-Frachten steigen. Zeitversetzt messen wir das, was wir oben tun“, fasste Laun zusammen.Laun machte den anwesenden Spargelanbauern deutlich, dass dieser Tatbestand schon in naher Zukunft Konsequenzen für den Anbau haben könnte. Denn der Zeitplan der EG-Wasserrahmenrichtlinie sieht ab 2013 Maßnahmen vor, die Qualität der Grundwasserkörper zu verbessern, wenn der Grenzwert für einen Handlungsbedarf von 50 mg NO3/l überschritten ist. Und das ist er an vielen Standorten deutlich. Allerdings betreffen die Messergebnisse das oberflächennahe Grundwasser und nicht die tieferliegenden Grundwasserkörper. „Aber dennoch sollten die Beratung und die Spargelanbauer den Weg gemeinsam gehen und vorbeugen, um keine Stickstoffreduktion per Verordnung, wie zum Beispiel in Dänemark, zu riskieren“, forderte Joachim Ziegler vom DLR.
Dünge-VO und EG-WRRL werden wirksam
Und auch vonseiten der Dünge-Verordnung drohen nach den Worten von Dr. Norbert Laun schärfere Auflagen. Sie soll dieses Jahr novelliert werden und wird gerade abgestimmt. So kommt nach den Worten Launs auf die Gemüsebauern eine Mindestanzahl an Nmin-Analysen sowie eine nachvollziehbare Dokumentation der Düngebedarfsermittlung zu. Unvermeidliche N-Überschüsse müssen abgesenkt werden, und es droht eine Beratungspflicht bei Nichteinhalten der Vorschriften.
Auch zum Komposteinsatz äußerte sich Laun. „Kompost besitzt einen Nährstoffwert von 500 Euro, genauso viel kann noch einmal für den Humuswert angesetzt werden.“ Phosphor, Kali und Magnesium seien voll anrechenbar, der Stickstoff werde allerdings sehr langsam freigesetzt. Da der Stickstoff aus dem Kompost im ersten Jahr zu 25 Prozent mineralisiert wird, empfahl Laun die Kompostgabe vor der Gründungsaussaat bei der Flächenvorbereitung.
Spargel in Wasserschutzgebieten mit Auflagen
Dass Spargelanbau auch in Wasserschutzgebieten funktioniert, stellte Dr. Karin Rather vom LVG Heidelberg vor. In Baden-Württemberg werden rund 250 ha Spargel in Wasserschutzgebieten angebaut und unterliegen damit der Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (SchALVO). Die Referentin erklärte, dass die Einschränkungen für den einzelnen Spargelanbauer nach den Belastungen des Rohwassers differenziert werden. Die Ausgleichszahlungen dafür richten sich nach den auferlegten Beschränkungen.
Kontrolliert wird die Einhaltung der Maßnahmen nach den Worten Rathers mittels Nmin-Proben im Herbst. Liegen sie unterhalb des Ãœberwachungswertes von 45 kg/ha N bzw. bis zu 70 kg/ha N (Toleranzwert), bekommt der SpargelÂanbauer einen pauschalen Ausgleichsbetrag von 165 Euro/ha. „Wird dieser Wert überschritten, gibt es keine Zahlung mehr und der Landwirt wird von uns beraten, wie er die Stickstoffgehalte senken kann“, erklärte Rather. Sie zog ein positives Fazit aus der Beratung der Landwirte, die in Wasserschutzgebieten Spargel anbauen: „Es ist inzwischen eine deutliche Reduktion der N-Gehalte in den Grundwasserkörpern erkennbar. Seit 1994 bis heute haben wir einen abnehmenden Trend.“
N-Gehalt in den Wurzeln bestimmen
Dr. Ludger Aldenhoff vom Beratungsdienst Spargel und Erdbeeren machte in seinem Vortrag deutlich, dass ein Zuviel an Stickstoff sich negativ auf die Qualität und den Gesundheitsstatus der Spargelpflanze auswirken kann. Seit 2008 untersucht er die Stickstoffgehalte in den Spargelwurzeln. Hierfür werden im Herbst oder Winter mindestens 10 gesunde Wurzelstücke pro Feld in einer Länge von 10 bis 15 cm entnommen. Bei den gewaschenen Wurzeln bestimmt Aldenhoff den N-Gehalt in der Trockenmasse. „Die Methode funktioniert, man kann hohe N-Gaben in den Wurzeln wiederfinden“, so sein Fazit. Im Durchschnitt der Proben liegen die ermittelten N-Gehalte bei 2 Prozent, die nach Nmin gedüngten Flächen zwischen 1,5 bis 2 Prozent. „Diese Werte zeigen, dass die Düngung passt. Die Methode lässt sich gut einsetzen, um die eigene Strategie zu überprüfen und notfalls anzupassen.“ Liegen die Werte deutlich zu hoch, empfiehlt Aldenhoff eine Reduktion der Düngung. Auch liefere die Methode schon früh Hinweise auf mögliche Probleme im Bestand.
Auch für Grünspargel eignen sich nach den Worten von Ziegler die Dreifachbedeckungen zur Ernteverfrühung. „Vor allem auf größeren Flächen lohnt es sich, die Ernte zu spreizen“, erklärte er. Der Grünspargel unter Dreifachbedeckung habe dabei gegenüber der einfachen Mulchfolie einen deutlichen Vorsprung gezeigt. Wenn Mulchfolie eingesetzt werde, dann am besten transparente und keine schwarze. Diese habe, so Ziegler, in einem französischen Versuch die schlechtesten Ergebnisse gebracht und verhindere unter Umständen eine ausreichende Grünfärbung des Spargels.
Neues Minitunnelsystem vorgestellt
Die Folienentsorgung ist in Spargelbetrieben ein teures Unterfangen. Die Folien sind zwar aus hochwertigem Kunststoff gefertigt, haben aber durch die Taschen einen sehr hohen Sandanteil, wenn sie vom Acker kommen. Bernhard Böckenhoff stellte ein System vor, mit dem die Folien nachhaltig entsorgt werden können. Er hat ein Verfahren entwickelt, die Folien zu recyceln. „Das größte Problem ist der Sand. Er muss auf dem Acker bleiben“, sagte Böckenhoff. Er schlitzt die Taschen der Folien deshalb in Querrichtung noch auf dem Damm liegend maschinell auf. Nach ein bis zwei Wochen ist der Sand ausgefallen und ausgespült, sodass die Folien auf Rohre gewickelt werden können. „Der Schmutzanteil beträgt dann nur noch 15 bis 20 Prozent“, hat Böckenhoff herausgefunden. Sie können in diesem Zustand per LKW transportiert werden und kommen auf
seinem Betriebsgelände in einen Schredder. Das gewaschene Granulat verarbeitet Böckenhoff zu Tropfschläuchen für die Bewässerung im Gemüsebau.
Imke Brammert-Schröder – LW 6/2013