Spargel gezielt mit Nährstoffen versorgen

Nährstoffversorgung nach Bedarf wird immer wichtiger

Die Spargelanbauer aus der Pfalz und den angrenzenden Anbaugebieten trafen sich kürzlich am DLR Neustadt zum diesjährigen Pfälzer Spargeltag. Zentrale Themen waren die Ernteverfrühung mithilfe verschiedener Foliensysteme sowie die gezielte Nährstoffversorgung der Spargelpflanzen, um hohe Qualitäten zu ernten, ohne das Grundwasser zu gefährden.

Eine Dreifachabdeckung mit Folie wirkt nochmals Ernte verfrühend, besonders wenn als dritte Folie statt der üblichen 125-Loch-Folie eine 50-Loch-Folie verwendet wird.

Foto: Thommy Weis/pixelio

Einen Themenschwerpunkt legten die Veranstalter auf die gezielte Nährstoffversorgung der Pflanzen. Das hat einen aktuellen Hintergrund: „Die oberflächennahen Grundwasserkörper in den intensiv genutzten Gemüseanbaugebieten in Rheinland-Pfalz sind stark mit Nährstoffen belastet“, erklärte Dr. Norbert Laun vom DLR Rheinpfalz. „Bei den meisten Brunnen ist zu beobachten, dass die N-Frachten steigen. Zeitversetzt messen wir das, was wir oben tun“, fasste Laun zusammen.

Laun machte den anwesenden Spargelanbauern deutlich, dass dieser Tatbestand schon in naher Zukunft Konsequenzen für den Anbau haben könnte. Denn der Zeitplan der EG-Wasserrahmenrichtlinie sieht ab 2013 Maßnahmen vor, die Qualität der Grundwasserkörper zu verbessern, wenn der Grenzwert für einen Handlungsbedarf von 50 mg NO3/l überschritten ist. Und das ist er an vielen Standorten deutlich. Allerdings betreffen die Messergebnisse das oberflächennahe Grundwasser und nicht die tieferliegenden Grundwasserkörper. „Aber dennoch sollten die Beratung und die Spargelanbauer den Weg gemeinsam gehen und vorbeugen, um keine Stickstoffreduktion per Verordnung, wie zum Beispiel in Dänemark, zu riskieren“, forderte Joachim Ziegler vom DLR.

Dünge-VO und EG-WRRL werden wirksam

Und auch vonseiten der Dünge-Verordnung drohen nach den Worten von Dr. Norbert Laun schärfere Auflagen. Sie soll dieses Jahr novelliert werden und wird gerade abgestimmt. So kommt nach den Worten Launs auf die Gemüsebauern eine Mindestanzahl an Nmin-Analysen sowie eine nachvollziehbare Dokumentation der Düngebedarfsermittlung zu. Unvermeidliche N-Überschüsse müssen abgesenkt werden, und es droht eine Beratungspflicht bei Nichteinhalten der Vorschriften.

Dass Spargelanbau auch in Wasserschutzgebieten funktioniert, zeigte Dr. Karin Rather vom LVG Heidelberg auf.

Foto: Brammert-Schröder

Was kann der Spargelanbauer tun, um bedarfsgerecht zu düngen? Nach den Beobachtungen von Laun düngen die Praktiker zu wenig nach Bedarf, sondern vielmehr nach Standardwerten. Der Berater zeigte auf, dass die Böden im Spargelanbau in der Regel mit Phosphor überversorgt sind, bei Kali und Magnesium aber eine ausgeglichene Versorgung in Gehaltsklasse C und D vorliegt. Anders schätzt Laun den N-Bedarf ein. Hier sollte vom N-Sollwert auf jeden Fall der gemessene Nmin-Wert im Wurzelbereich und die geschätzte Mineralisation des Bodens abgezogen werden. Auch die N-Nachlieferung aus Ernterückständen sollte nicht unterschätzt werden. „Sie können rund 10 kg Stickstoff aus dem Spargellaub anrechnen“, erklärte Laun.

Auch zum Komposteinsatz äußerte sich Laun. „Kompost besitzt einen Nährstoffwert von 500 Euro, genauso viel kann noch einmal für den Humuswert angesetzt werden.“ Phosphor, Kali und Magnesium seien voll anrechenbar, der Stickstoff werde allerdings sehr langsam freigesetzt. Da der Stickstoff aus dem Kompost im ersten Jahr zu 25 Prozent mineralisiert wird, empfahl Laun die Kompostgabe vor der Gründungsaussaat bei der Flächenvorbereitung.

Spargel in Wasserschutzgebieten mit Auflagen

Dass Spargelanbau auch in Wasserschutzgebieten funktioniert, stellte Dr. Karin Rather vom LVG Heidelberg vor. In Baden-Württemberg werden rund 250 ha Spargel in Wasserschutzgebieten angebaut und unterliegen damit der Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (SchALVO). Die Referentin erklärte, dass die Einschränkungen für den einzelnen Spargelanbauer nach den Belastungen des Rohwassers differenziert werden. Die Ausgleichszahlungen dafür richten sich nach den auferlegten Beschränkungen.

Anhand der Wurzelmethode lässt sich die N-Versorgung der Spargelpflanze messen, zeigte Dr. Ludger Aldenhoff.

Foto: Brammert-Schröder

In Problem- und Sanierungsgebieten, in denen die Nitratbelastung des Grundwassers über 35 mg/l beträgt, darf eine Stickstoffdüngung nur nach erfolgter Nmin-Probe ausgebracht werden, unter Anrechnung des verfügbaren Stickstoffs. „Die Nmin-Gehalte zwischen den Schlägen schwanken sehr stark, deshalb macht dieses Vorgehen Sinn“, erklärte Dr. Karin Rather und verwies auf Nmin-Gehalte zwischen 20 und 170 kg N/ha und mehr, die bei den Untersuchungen festgestellt werden. Die Höhe der maximalen Einzelgaben ist begrenzt. Außerdem besteht zwischen den Spargeldämmen nach der Ernte eine Begrünungspflicht mit Zwischenfrüchten wie Senf oder Ölrettich, ebenso nach der Rodung, um den frei werdenden Stickstoff aufzunehmen.

Kontrolliert wird die Einhaltung der Maßnahmen nach den Worten Rathers mittels Nmin-Proben im Herbst. Liegen sie unterhalb des Ãœberwachungswertes von 45 kg/ha N bzw. bis zu 70 kg/ha N (Toleranzwert), bekommt der Spargel­anbauer einen pauschalen Ausgleichsbetrag von 165 Euro/ha. „Wird dieser Wert überschritten, gibt es keine Zahlung mehr und der Landwirt wird von uns beraten, wie er die Stickstoffgehalte senken kann“, erklärte Rather. Sie zog ein positives Fazit aus der Beratung der Landwirte, die in Wasserschutzgebieten Spargel anbauen: „Es ist inzwischen eine deutliche Reduktion der N-Gehalte in den Grundwasserkörpern erkennbar. Seit 1994 bis heute haben wir einen abnehmenden Trend.“

N-Gehalt in den Wurzeln bestimmen

Dr. Ludger Aldenhoff vom Beratungsdienst Spargel und Erdbeeren machte in seinem Vortrag deutlich, dass ein Zuviel an Stickstoff sich negativ auf die Qualität und den Gesundheitsstatus der Spargelpflanze auswirken kann. Seit 2008 untersucht er die Stickstoffgehalte in den Spargelwurzeln. Hierfür werden im Herbst oder Winter mindestens 10 gesunde Wurzelstücke pro Feld in einer Länge von 10 bis 15 cm entnommen. Bei den gewaschenen Wurzeln bestimmt Aldenhoff den N-Gehalt in der Trockenmasse. „Die Methode funktioniert, man kann hohe N-Gaben in den Wurzeln wiederfinden“, so sein Fazit. Im Durchschnitt der Proben liegen die ermittelten N-Gehalte bei 2 Prozent, die nach Nmin gedüngten Flächen zwischen 1,5 bis 2 Prozent. „Diese Werte zeigen, dass die Düngung passt. Die Methode lässt sich gut einsetzen, um die eigene Strategie zu überprüfen und notfalls anzupassen.“ Liegen die Werte deutlich zu hoch, empfiehlt Aldenhoff eine Reduktion der Düngung. Auch liefere die Methode schon früh Hinweise auf mögliche Probleme im Bestand.

Joachim Ziegler stellte Versuche zur Ernteverfrühung von Spargel vor, so auch die Dreifachbedeckung.

Foto: Brammert-Schröder

Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung bildete der Komplex Folieneinsatz, bei dem es um die Ernteverfrühung und dafür geeignete Systeme ging. Joachim Ziegler vom DLR Rheinpfalz stellte aktuelle Versuchsergebnisse vor, die einen noch früheren Erntetermin ermöglichen sollen. Zum einen wurde am Queckbrunnerhof versucht, mit Pflanztiefen von 5 cm den Erntetermin nach vorne zu legen. „Aber wir müssen bei dieser Variante die Pflanze zwingen, nach unten zu wachsen und die Reihenabstände auf 2,5 m vergrößern, um den Damm ausreichend mit Erde zu bedecken“, erklärte Ziegler. In einem anderen Versuch wurden verschiedene Dreifachbedeckungssysteme getestet. „Dreifachbedeckungen bringen deutliche Temperaturvorteile, besonders, wenn als dritte Folie statt der bisher üblichen 125-Loch-Folie eine 50-Loch-Folie verwendet wird. Dann können wir ein bis zwei Tage früher ernten.“ Allerdings seien alle Minitunnelanlagen windanfällig. Weitere Versuche sind für dieses Jahr in Planung.

Auch für Grünspargel eignen sich nach den Worten von Ziegler die Dreifachbedeckungen zur Ernteverfrühung. „Vor allem auf größeren Flächen lohnt es sich, die Ernte zu spreizen“, erklärte er. Der Grünspargel unter Dreifachbedeckung habe dabei gegenüber der einfachen Mulchfolie einen deutlichen Vorsprung gezeigt. Wenn Mulchfolie eingesetzt werde, dann am besten transparente und keine schwarze. Diese habe, so Ziegler, in einem französischen Versuch die schlechtesten Ergebnisse gebracht und verhindere unter Umständen eine ausreichende Grünfärbung des Spargels.

Neues Minitunnelsystem vorgestellt

Bernhard Böckenhoff macht aus alten Spargelfolien Tropfschläuche zur Bewässerung.

Foto: Brammert-Schröder

Frank Engels stellte in Neustadt ein neues Minitunnelsystem vor, das in seiner niederländischen Firma Engels Machines entwickelt wurde. „Minitunnelsysteme sind zwar gut für die Verfrühung, machen aber auch viel Arbeit“, sagte Engels. Bisher seien zwei bis drei Arbeiter nötig gewesen, um die Folien von den Dämmen zu nehmen, eine maschinelle Erntehilfe gab es nicht. Diese hat Engels nun entwickelt: Mithilfe einer modifizierten „Spargelspinne“, einem speziellen Folienleger, können zwei Folien getrennt voneinander auf den Damm gelegt werden. Die Schwarz-weiß-Folie liegt auf dem Damm, die transparente Folie für den Tunnel wird auf winkelförmige Metallbögen aufgelegt. Die 1 m langen Bögen mit abgerundeten Ecken werden nicht über den Damm, sondern seitlich am Damm aufgestellt und rund 20 bis 25 cm tief in den Boden versenkt. Der nächste Bogen wird auf der anderen Dammseite versetzt platziert, sodass der Abstand zwischen den Bögen etwa 5 m betragen kann. „Das System hat sich in den Versuchen als sehr windstabil erwiesen“, erklärte Engels. Der Spargelanbauer könne mit dem System schnell auf Witterungseinflüsse reagieren, weil mit der Maschine auch eine Folie beiseitegelegt werden kann.

Die Folienentsorgung ist in Spargelbetrieben ein teures Unterfangen. Die Folien sind zwar aus hochwertigem Kunststoff gefertigt, haben aber durch die Taschen einen sehr hohen Sandanteil, wenn sie vom Acker kommen. Bernhard Böckenhoff stellte ein System vor, mit dem die Folien nachhaltig entsorgt werden können. Er hat ein Verfahren entwickelt, die Folien zu recyceln. „Das größte Problem ist der Sand. Er muss auf dem Acker bleiben“, sagte Böckenhoff. Er schlitzt die Taschen der Folien deshalb in Querrichtung noch auf dem Damm liegend maschinell auf. Nach ein bis zwei Wochen ist der Sand ausgefallen und ausgespült, sodass die Folien auf Rohre gewickelt werden können. „Der Schmutzanteil beträgt dann nur noch 15 bis 20 Prozent“, hat Böckenhoff herausgefunden. Sie können in diesem Zustand per LKW transportiert werden und kommen auf

seinem Betriebsgelände in einen Schredder. Das gewaschene Granulat verarbeitet Böckenhoff zu Tropfschläuchen für die Bewässerung im Gemüsebau.

Imke Brammert-Schröder – LW 6/2013