Stabile Milchwirtschaft im Landkreis Fulda

Winterversammlung von HVL und Qnetics

Die Milchwirtschaft im Landkreis Fulda, die zusammen mit der Rhön und dem Vogelsberg zu einer der traditionell größten in Hessen zählt, hielt ihren Jahresrückblick 2025. In der Jahresversammlung des Hessischen Verbandes für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht (HVL) gemeinsam mit der Qnetics in Kirchhasel waren die Entwicklung der Milchviehbetriebe, die Zuchttiervermarktung sowie die Futter- und Tierseuchensituation in Hessen Thema.

Anlässlich der Besichtigung ihres 2009 erbauten Milchvieh-Offenlaufstalls mit 186 Liegeboxen und Strohabteil überreichte Qnetics-Mitarbeiterin Anna Bock (rechts) im Beisein des Vorsitzenden Winfried Schäfer (2. v. r.) sowie des Vorsitzenden der Fuldaer Schwarzbuntzüchter Winfried Seng (links) Markus, Petra und Lukas Rausch (2. bis 4. v. l.) eine Hoftafel.

Foto: Karl-Heinz Burkhardt

Obwohl durch den Strukturwandel die Zahl der Milchviehbetriebe in den letzten Jahren auch im Landkreis Fulda zurückging, konnte sie sich zuletzt stabilisieren, berichtete HVL-Geschäftsführerin Dr. Gesine Witzel. Von 2024 zu 2025 verringerte sich die Zahl die in der Milchleistungsprüfung (MLP) stehenden Milchkühe bundesweit um 76 694. In Hessen ging deren Zahl zwischen 2015 und 2025 von 126 041 auf 99 478 zurück. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der MLP-Betriebe von 2 037 auf 1 159 ab, während sich die pro Betrieb gehaltenen Kühe von 61,9 auf 85,8 erhöhten.

Auch im Kreis Fulda werden die Betriebe größer

Der Trend hin zu größeren Milchviehbetrieben mit neuen tierfreundlichen Haltungsformen schritt auch im Landkreis Fulda voran, so Gesine Witzel. 2015 gab es noch 332 Höfe in der MLP. In den beiden letzten Jahren stabilisierte sich die Zahl bei jeweils 209. Heute stünden in den Ställen im Landkreis Fulda insgesamt 14 431 von ehemals 17 610 Kühen (2015). Im HVL-Labor in Alsfeld wurden im Milchwirtschaftsjahr 917 000 Milchproben untersucht, wobei sich die Zellzahlen als erfreulich rückläufig erwiesen. Positiv sei zudem die Nutzungssteigerung der Tiere, die immer länger in den Betrieben stünden.

In den von Achim Lohrey aufgestellten MLP-Ergebnissen 2025 erstreckte sich die Rassenverteilung kreisweit auf 55,1 Prozent Deutsche Holstein Schwarzbunte, 12 Prozent Deutsche Holstein Rotbunte und 18,5 Prozent Deutsches Fleckvieh, das gegenüber 2024 um 0,7 Prozent zulegte. Im Durchschnitt aller Kühe gaben diese 8 791 Liter pro Kuh pro Jahr Milch. Die Milchinhaltsstoffe erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr beim Fett auf 4,21 und beim Eiweiß auf 3,53 Prozent.

Gutes Grundfutter brachte gut Leistung

Das mag an der qualitativ guten Grundfutterversorgung mit Gras- und Maissilage gelegen haben, wie Joachim Muth von der Spezialberatung Fütterung der Qnetics vermutet. In etlichen Betrieben konnten bis zu sechs Grasschnitte von den Grünlandflächen abgefahren werden. Abreife und Erträge bei der Maissilage bewertete er als unterschiedlich. Hier gelte es die richtigen Sorten auszuwählen und einen optimal gehäckselten Mais zu erzielen. Die Faserverdaulichkeit erhöhe den Milcherzeugungswert. „Höchste Leistung kann nicht durch Kraftfutter, sondern durch Grundfutter erzielt werden“, erklärte der Fachberater.

Von erfreulichen Aktionsverläufen in Alsfeld und seit September 2024 stabilen Preisen berichtete Qnetics-Geschäftsführer Jens Kirch. Während der Export 2020 noch den wichtigsten Bereich in der Viehvermarktung darstellte, waren es zuletzt die Ab-Hof-Verkäufe. In der Absetzervermarktung wollten auch kleinere Betriebe das hohe Niveau auf Auktionen mitnehmen. Vor dem Hintergrund von immer wieder aufflackernden Tierseuchen liefen Exporte wieder an. Eine erste Belebung erfolgte in diesem November. Der internationale Rinderbedarf sei weiterhin groß. „Wir haben in den letzten Jahren einen kompletten Wandel in den Vermarktungsstrukturen gehabt und uns Herausforderungen gestellt. Die drei Säulen Auktionen, Ab-Hof und Export stehen auf einem guten Niveau“, erzählte Kirch. Die Nutzvieh­umsätze im letzten Jahr bezifferte er mit 8 447 766 Euro.

Qnetics stellt breites Angebot über alle Rassen

Zur Rinderbesamung in Hessen bezog Qentics-Zuchtberater Martin Bierwirt Stellung. Im Mittelpunkt standen Änderungen in der Zuchtwertschätzung, gesextes Sperma, Milchinhaltsstoffe, Melkbar- und Langlebigkeit der Tiere sowie das Pedigre. Auf dem Fleischrindersektor verfüge man über ein breites Spermaangebot über alle Rassen. Bei den eingesetzten Spitzenbullen stünden solche auch aus hessischer Zucht zur Verfügung, darunter der leistungsstarke Fleckviehbulle „Megatip“ vom Betrieb Frank Hofmann in Gersfeld.

Gemeinsame Besichtigung eines Milchviehbetriebes

Im Anschluss an die Tagung besichtigten die erschienen Landwirte den Milchviehbetrieb der Markus und Lukas Rausch GmbH in Kirchhasel. Bewirtschaftet werden von fünf Arbeitskräften 245 Hektar, davon 96 Hektar Grünland. 225 Milchkühe stehen in dem Offen-Laufstall. Hinzu kommen Trockensteher sowie 248 weibliche Nachzucht. Gemolken wird dreimal täglich um 5, 13 und 19.30 Uhr im 2x14er Fischgrätenmelkstand GEA. Die Milchleistung lag in 2025 bei 11 193 Liter Milch pro Kuh pro Jahr bei 3,83 Prozent Fett und 3,63 Prozent Eiweiß. Der Betrieb erhielt anlässlich der Besichtigung eine Tafel für den Hof.

bh – LW 1/2025