Stehen wir vor einem weiteren Wassermangeljahr?

Erste Besichtigung des FLV-Versuchsfeldes

Am Dienstag vergangener Woche fand die erste Besichtigung des Versuchsfeldes des Frankfurter Landwirtschaftlichen Vereins (FLV) statt, zu der der FLV-Vorsitzende Michael Schneller über 40 Vereinsmitglieder und Gäste begrüßen konnte. Auf dem Betrieb von Vereinsmitglied Georg Kopp in Bad Homburg/Ober-Erlenbach sind auf rund zehn Hektar umfangreiche Sorten- und Anbauversuche zu Raps, Getreide und Zuckerrüben angelegt, betreut von FLV-Versuchsleiter Dr. Reinhard Roßberg.

Rainer Cloos, LLH-Beratungsstelle Friedberg, erläutert Rapskrankheiten. Neben ihm (2.v.r.) FLV-Versuchleiter Dr. Reinhard Roßberg.

Foto: Rühlemann

Vor der Besichtigung der Versuchsflächen erläuterte Rainer Cloos, Pflanzenbauberater der LLH-Beratungsstelle Friedberg, den Zustand der Winterrapsbestände. Der diesjährige Umfang der Rapsbestände in Hessen betrage nur rund 40 Prozent der sonst üblichen Fläche aufgrund der Trockenheit zur Zeit der Rapsbestellung im vergangenen Herbst. Geringer seien aber dennoch nicht die Umfänge der Schadinsektenpopulationen, was wohl vor allem dem hohen Anteil von Raps in den Fruchtfolgen der vergangenen Jahre geschuldet ist. Neben teils erheblichen Fraßschäden infolge des Stängelrüsslerbefalles in der Wärmeperiode Ende Februar und des Rapsglanzkäferbefalles Mitte März sei in vielen Praxisbeständen ein weiteres Schadsymptom festzustellen, die physiologische Knospenwelke. Sie wird hervorgerufen durch latenten Wassermangel, der verminderte Nährstoffaufnahme nach sich zieht. Hinzu käme oft verminderte Wurzelausbildung aufgrund des späteren Auflaufens nach der Aussaat im vergangenen Herbst.

Versuche sind gut durch den Winter gekommen

Beim Gang durch die Winterweizen- und Wintergerstenbestände stellte Roßberg fest, dass die Versuche gut durch den Winter gekommen sind. Gelbrost und Braunrost stellten derzeit kein Problem dar, Handlungsbedarf werde es erst in acht bis zehn Tagen geben. Gelbe Blätter in den Beständen, ergänzte Cloos, seien in der Regel keine Krankheitsanzeichen, sie deuteten auf physiologische Umwandlungen hin.

Bei den anstehenden Wachstumsregler-Maßnahmen gebe es vieles zu bedenken, hierbei müsse der Witterungsverlauf abgewartet werden. Generell sei es bedenklich, dass „wir Wirkstoffe verlieren“. Auch in den Gerstenbeständen seien zur Zeit keine Fungizidmaßnahmen notwendig, hieß es weiter. Zu begrüßen sei, dass weitere gegen Gelbmosaik doppelt resistente Gerstensorten gezüchtet worden seien. Bei Gelbverzwergung sind inzwischen zwei Virentypen festgestellt worden, von denen einer auch von Zikaden übertragen wird, was die Bekämpfung erschwere. Abschließend wurden spezielle Versuche zur Stickstoffdüngung in Weizen vorgestellt, die gemeinsam mit dem Maschinenring Wetterau durchgeführt werden. André Fritz, beim Maschinenring für das Sachgebiet Grundwasserschutz zuständig, erläuterte die hinsichtlich Art, Menge und Zeitpunkt der Ausbringung der Stickstoffdünger unterschiedlichen Anwendungen.

Rü – LW 19/2019