Stickstoff zu Raps – mit Fingerspitzengefühl agieren

Bereits im Herbst auf die Förderung der Ertragsanlagen achten

Raps muss gut entwickelt in den Winter gehen. Bereits im Herbst werden in der Pflanze Knospen für die Seitentriebe angelegt, die später den Ertrag wesentlich mit beeinflussen. Hinzu kommt, dass nur gut entwickelte Pflanzen eine gute Winterfestigkeit besitzen. Der Stickstoffdüngung kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu: Sie soll das Pflanzenwachstum entsprechend fördern – gleichzeitig gilt es aber, ein Überwachsen der Bestände durch ein zu hohes N-Angebot im Herbst zu verhindern. Deshalb muss die Höhe der Herbstdüngung auf das Ertragsniveau und die zu erwartende N-Freisetzung beziehungsweise N-Bindung (beispielsweise durch Getreidestroh) abgestimmt werden.

Die N-Versorgung des Rapses muss im Herbst sichergestellt sein.

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Raps beginnt bereits kurz nach dem Auflaufen mit der Bildung der Ertragsorgane. Ab dem drei bis 10-Blattstadium werden die Knospen der Seitentriebe angelegt, aus denen sich später im Streckungswachstum die Seitentriebe mit den Blütenanlagen entwickeln.

Ziel der pflanzenbaulichen Maßnahmen vor dem Winter sollte es sein, den Bestand so zu führen, dass gut entwickelte Rapspflanzen heranwachsen, die vor dem Winter eine volle Blattrosette und eine kräftige Wurzel gebildet haben. Die Pflanzen sollten mit zehn bis zwölf Blättern und einem Wurzelhalsdurchmesser von etwa 10 mm in den Winter gehen. Dies ist Grundlage für ein gutes Regenerationsvermögen des Rapses im Frühjahr. Alle produktionstechnischen Maßnahmen müssen dieses Ziel verfolgen. Besonders zu erwähnen ist zum Beispiel der Aussaatzeitpunkt und ein gutes, feinkrü­melig abgesetztes Saatbett. Wichtig ist das richtige Strohmanagement, also eine gleichmäßige Verteilung auf der Fläche und gute Zerkleinerung. Denn Strohmatten im Boden behindern die Wasser- und Nährstoffversorgung sowie die Wurzelentwicklung der jungen Rapspflanze.

Wann ist N-Düngung im Herbst sinnvoll?

Im Herbst wachsen unter normalen Bedingungen 20 bis 30 dt/ha Trockenmasse heran. In diesem Wachstumsabschnitt können bereits 60 bis 80 kg/ha N aufgenommen werden. Bei früher Saat, guten Wachstumsbedingungen und besonders bei hohem N-Angebot ist Raps auch in der Lage, mehr als 80 kg/ha aufzunehmen.

Um die N-Versorgung im Herbst zu optimieren, ist einerseits die Stickstofflieferung aus dem Boden und aus den Ernterückständen der Vorfrucht zu berücksichtigen. Andererseits bindet eingearbeitetes Stroh Stickstoff für die Strohrotte. Diese Vorgänge sind witterungsabhängig und schwer einzuschätzen. Bei übermäßigem Stickstoffangebot im Herbst kommt es in der Regel zu einer vorzeitigen Streckung des Sprosses mit erhöhter Auswinterungsgefahr. Die Blattbildung wird gefördert. Dies geht zu Lasten der Bildung von Seitentrieben und Knospen. Man spricht vom „Ãœberwachsen des Rapses“. Dies ist bei Planung einer möglichen Düngung im Herbst zu bedenken.

Bei optimalen Bedingungen während der Bestellung, kann auf eine N-Düngung verzichtet werden, da gewöhnlich genügend Stickstoff für die Vorwinterentwicklung im Boden vorhanden ist.

Etwa drei bis vier Wochen nach der Saat sollte allerdings in Abhängigkeit von der Entwicklung der Bestände entschieden werden, ob eine zusätzliche N-Düngung notwendig ist.

Schwache Wüchsigkeit und Verfärbung ältererBlätter durch N-Mangel

N-Mangel im Herbst wird bei der Blatt und Rosettenbildung sichtbar durch eine schwache Wüchsigkeit der Pflanzen und/oder gelber und rotvioletter Verfärbung der älteren Blätter.

Ist zu erwarten, dass der Raps bis Ende September das 8-Blattstadium erreicht, kann auf eine zusätzliche Stickstoffdüngung verzichtet werden.

Eine N-Düngung von 30 bis 40 kg/ha N kann erforderlich werden wenn:

  • hohe Strohmengen eingearbeitet wurden, da Mikroorganismen größere N-Mengen für den Abbau des Strohs festlegen,
  • die Saatbettbereitung nicht optimal gestaltet werden konnte (schlechte Bodenstruktur),
  • die Saat spät erfolgt ist oder bei Mulchsaat
  • der Feldaufgang und/oder das Wachstum schwach sind,
  • auf leichten Böden bei hohen Niederschlägen die leicht aufnehmba­ren N-Fraktionen in tiefere Bodenschichten verlagert wurden,
  • schwere, umsetzungsträge Böden kaum N- nachliefern,
  • Schädlingedie Bestände geschädigt haben.

Düngeempfehlungen für den Herbst

Bei festgestelltem N-Bedarf sind schnell wirksame Dünger mit einem entsprechenden Nitratanteil wie beispielsweise Kalkammonsalpeter oder ammonnitrathaltige Stickstoffdünger mit Schwefel einzusetzen. So kann gleichzeitig die Schwefelversorgung im Herbst sichergestellt werden.

Ist bereits zum Zeitpunkt der Saat erkennbar, dass eine Stickstoffdüngung notwendig sein wird, so sollten früh­zeitig langsam wirkende Dünger mit stabilisiertem Stickstoff zum Einsatz kommen. So verläuft die N-Freisetzung zu Nitrat langsam, einem möglichen Überwachsen des Rapses wird vorgebeugt. Solch eine bedarfsgerechte Nitratfreisetzung wird auch bei einer Kalkstickstoff-Düngung unmittelbar vor der Saat erreicht. Hier kann gleichzeitig die Zusatzwirkungen des Kalkstickstoffs gegen Schnecken und Kohlhernie genutzt werden.

In viehhaltenden Betrieben ist es sinnvoll, im Herbst Wirtschaftsdünger wie beispielsweise Gülle auf die Rapsflächen auszubringen. Entweder als Strohdüngung oder vor dem Auflaufen der Pflanzen. Eine Gülledüngung ist noch im 6-Blattstadium des Rapses möglich. Hinsichtlich der ausgebrachten N-Mengen sind die Vorgaben der Düngeverordnung zu beachten.

Auswirkung auf die Nährstoffbilanz

Für den Aufbau des Pflanzenbestandes benötigt Raps hohe Stickstoffmengen. Über Blattreste und das Stroh kommen jedoch nennenswerte Stickstoffmengen auf die Flächen zurück. Daher steht Raps bei der Durchführung der Nährstoffbilanz nach Düngeverordnung in besonderem Fokus.

Nach Düngeverordnung sind seit 2009 im dreijährigen Durchschnitt maximal 60 kg/ha N bei Saldierung der Zu- und Abfuhren einzuhalten. Daher sind im Herbst gedüngte Mengen bei der Bemessung der Frühjahrsgabe teilweise zu berücksichtigen. Dies erfolgt über die Beurteilung des Bestandes.

Erfahrungsgemäß nimmt Raps den Stickstoff weitgehend auf. Gut entwickelte Bestände enthalten bereits ho­he N-Mengen. Daher kann über die Beurteilung des Bestandes im Frühjahr auf die N-Aufnahme im Herbst/Winter geschlossen werden.

Bei sehr üppigen Beständen im Herbst sollte die Düngung im Frühjahr um zirca 20 kg reduziert werden, um eine bedarfsgerechtere Versorgung zu erreichen. Schwach entwickelte Bestände mit weniger als acht Blättern sollten dagegen eine um bis zu 40 kg/ha erhöhte Düngung im Frühjahr erhalten.

Das Abschätzen der N-Aufnahme kann durch visuelle Beurteilung oder Messen erfolgen. Dies ist zunächst mit höherem Arbeitsaufwand in der Praxis verbunden, führt aber zu einer Verbesserung der N-Effizienz und entlastet die Düngebilanz. Hermann Kurpjuweit, K+S, Landesarbeitskreis Düngung Rheinland- Pfalz