Stickstoff-Überschüsse wirtschaftlich senken

Depotdüngung im Körnermais: neue Erkenntnisse

Seit Liebigs Gesetz des Minimums weiß man, dass der Nährstoff, der im Mangel ist, das Wachstum der Pflanzen beschränkt. In der Folge schossen Düngeempfehlungen in der Vergangenheit oft übers Ziel hinaus. Die Nachwirkungen sind in der Landwirtschaft heute noch zu spüren – regional unterschiedlich, durch Belastungen mit einzelnen Nährstoffen. In zeitgemäßen Düngeempfehlungen heißt es deshalb längst nicht mehr „viel hilft viel“. Vielmehr soll der Einsatz von Nährstoffen gezielt und effektiv erfolgen. Der N-Sensor ist ein Beispiel dafür.

Der 6-m-Depotdüngerstreuer ermöglicht eine effektive Depotdüngung. Das Depot wurde in jeder zweiten Reihe exakt in der Mitte zwischen zwei Reihen in etwa 18 cm Tiefe innerhalb von 14 Tagen nach der Saat abgelegt.

Foto: Rauch

GPS und neue Streutechniken wie beispielsweise der 6-m-Depotdüngerstreuer der Firma Rauch ermöglichen eine gezielte, schnelle und effektive Depotdüngung. EuroChemAgro, das Land Baden Württemberg mit dem LTZ Augustenberg und das Institut Anna in Freiburg haben über mehrere Jahre eine Depotdüngung im Mais mit einer flächigen Stickstoffdüngung in verschiedenen N-Stufen zunächst frei im Feld und schließlich im statischen Exakt-Versuch mit stabilisierten N-Düngern geprüft.

Versuche zur Depotdüngung im Mais

Der Versuchsstandort liegt in Schallstadt bei Freiburg im Breisgau in der Vorbergzone und ist ein prädestinierter Standort für Körnermais. Ein tiefgründiger Lehm-Löss-Boden (Nährstoffversorgung: C) und ein durchschnittlicher Jahresniederschlag von rund 800 mm bieten ideale Bedingungen für den Körnermaisanbau.

Die Versuchsglieder umfassten fünf verschiedene N-Stufen (0 N; 40 Prozent N; 70 Prozent N; 100 Prozent N und 130 Prozent N) mit zwei verschiedenen stabilisierten N-Düngern in zwei verschiedenen Düngeverfahren (flächige Düngung und Depotdüngung). Das Depot wurde in jeder zweiten Reihe exakt in der Mitte zwischen zwei Reihen in etwa 18 cm Bodentiefe innerhalb von 14 Tagen nach der Saat abgelegt.

Erkenntnisse aus den Versuchen

Das Depot darf nicht zu spät nach der Saat ausgebracht werden – hierbei sind insbesondere der Zeitpunkt des Auflaufens, der Niederschlag beziehungsweise die Bodenfeuchte in der Startphase und die Bodentemperatur in Verbindung mit dem Wurzelwachstum zu beachten. Bei früh gesätem Mais (April) kann die Depotdüngung warten, bei Aussaat im Mai mit raschem Auflauf und schnellerem Wachstum sollte die Depotdüngung spätestens 14 Tage nach der Saat erfolgen.

Das Depot muss exakt in der Mitte zwischen jeder zweiten Reihe liegen. Trockene Sommer sind prädestiniert für die Depotdüngung. In den 40 Prozent N- und 70 Prozent N-Varianten sind positive Ertragsunterschiede sowohl im Körnermais als auch im Silomais gegenüber der flächigen Düngung festzustellen. Die 70 Prozent N-Variante reicht in vielen Jahren auch an die flächige 100-Prozent-N-Variante heran.

Alle Depotdüngungsvarianten sind in der Regel besonders in trockenen Jahren länger grün. Die Feuchtigkeitsgehalte in den Depotvarianten beim Körnermais gleichen denen der flächigen Düngung. Trotz der hohen N-Nährstoffkonzentration im Depot sind die Nmin-Konzentrationen unter dem Depot gegenüber der flächigen Düngung nicht erhöht (Institut Anna). Die N-Effizienz wird besonders in den 70 Prozent N-Varianten deutlich.

Durchwurzelung des Düngedepots

Eine intensive Durchwurzelung des Düngedepots ermöglicht eine konkurrenzfreiere Stickstoffversorgung der Kulturpflanzen, wenn das Depot erschlossen ist. Nährstoffe – in diesem Verfahren insbesondere der stabilisierte Stickstoff – stehen der Kultur gezielter zur Verfügung. Der Mais wurzelt natürlich auch im Rest des Bodens, hier jedoch in Konkurrenz zum restlichen Bodenleben.

Die Stickstoffeffizienz ist – bezogen auf Kornertrag (N-Abfuhr/N-Zufuhr) – nach Dr. Karl Müller Sämann bei der Depotdüngung besser.

Fazit und Ausblick

Die Depotdüngung wird in Zukunft – im Hinblick auf enger werdende Grenzen für N-Überschüsse – an manchen Standorten einen Beitrag zu mehr Ertragssicherheit leisten. Die Firma Rauch will ab 2019 einen Düngerstreuer mit sechs Metern Arbeitsbreite für die Depotablage von Dünger in Reihenkulturen anbieten.

Eine sinnvolle ökonomische und ökologische Ergänzung dazu wäre die Möglichkeit, die Saat mit der Depotdüngung in einem Arbeitsgang zu kombinieren. Die Depotdüngung wird regional gefördert und zunehmend leistungsfähiger bei der Ausbringung.

Reiner End, EuroChemAgro, Landesarbeitskreis Düngung (LAD) Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland – LW 11/2019