Stimmungen, keine Fakten

Über das von der EU-Kommission angestrebte Verbot von Beizmitteln aus der Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide wird nun seit Monaten gestritten. Es geht um den Schutz der Bienen, und da werden die Diskussionen hoch emotional und die Argumente unsachlich. Jetzt hat die Umweltorganisation Greenpeace noch einmal nachgelegt und eine Studie vorgebracht, die belegen soll, dass die betreffenden Mittel zu Vergiftungen bei Bienen führen können. Die Erkenntnis, dass Insektizide für Insekten giftig sind, ist trivial, aber auch irreführend. Denn in der Wirklichkeit kommt es darauf an, die Bienen erst gar nicht in Berührung mit den Mitteln kommen zu lassen. Das ist der Landwirtschaft mit dem Einsatz der Wirkstoffe in Beizen sehr gut gelungen. Seit der Einführung der Beizung von Rapssaatgut wurde von der Untersuchungs­stel­le für Bienenvergiftungen kein durch die neonikotinoide Rapsbeizung verursachter Bienenschaden registriert. Und das, obwohl seit 2000 rund 95 Prozent und seit 2008 nahezu 100 Prozent des Rapssaatgutes entsprechend behandelt ausgebracht werden. Gerade in Deutschland wurde durch die Verbesserung der Beizmittelqualität und die Zertifizierung von Beizstellen das Risiko einer Vergiftung nochmals verringert. Die Kommission stützt sich in ihrer Beurteilung auf eine Bewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, die diese Anwendungspraxis nicht berücksichtigt.

Es steht viel auf dem Spiel, wenn nun Ende April oder Anfang Mai im ständigen Ausschuss für die Lebensmittelkette über das Verbot abgestimmt wird. Ohne alternative Beizmittel wäre der nachhaltige Anbau von Winterraps stark gefährdet. Für die Bekämpfung der Kleinen Kohlfliege stünde kein Mittel mehr zur Verfügung, und beim Rapserdfloh würde die Bekämpfung aufgrund einer zu geringen Wirkstoffauswahl deutlich erschwert. Hinzu kommt, dass ein Teil des Saatguts aufgrund der kurzen Zeit zwischen Ernte und Aussaat aus dem vergangenen Jahr genommen werden muss und dieses schon mit Beizmitteln behandelt wurde. Es würde somit auch zu erheblichen Saatgutengpässen kommen. Politisch wäre ein Verbot fatal, denn es würde nicht auf Fakten, sondern auf Stimmungen basieren.

Cornelius Mohr