Strategien zur FiÂnanzierung
Bankentag von LLH-Arbeitskreisen in Ebsdorfergrund
Zum sogenannten „Bankentag“ hatten zwei Arbeitskreise des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen nach Schloss Rauischholzhausen in Ebsdorfergrund gelaÂden. Mitarbeiter regional und überregional tätiger Geldinstitute erläuterten die Kreditgestaltung und FiÂnanzierungsstrategien bei landwirtschaftlichen Investitionsvorhaben. Dr. Ernst-August Hildebrandt, LLH Kassel, fasst zentrale Aussagen der Tagung im folgenden Beitrag zusammen.

Foto: Dr. Ernst-August Hildebrandt
Alle Vertreter der Geldinstitute bestätigen, dass in der Branche Landwirtschaft ein relativ geringes Risiko für Kreditausfälle besteht. Dies gelte für Betriebsmittelfinanzierungen wie auch für Baumaßnahmen sowie zur Finanzierung von Maschinen und technischen Anlagen oder für den Kauf von Flächen. Dennoch müssten Kreditinstitute bei der Finanzierung größerer Maßnahmen vor der Tatsache steigender Volatilität bei den Agrarmärkten mit größeren Unsicherheiten leben und diese auch bei Kreditvergaben berücksichtigen. Wichtig sei eine ganzheitliche Betreuung, die durch Mitarbeiter mit landwirtschaftlichen Branchenkenntnissen gefördert werde.
Während die überregionalen Banken DKB und Nord/LB fachspezifische Mitarbeiter im Geschäftsfeld Agar-Banking einsetzen, verfügen die kleineren Regionalbanken über Mitarbeiter, die sich speziell in die Bedürfnisse des Agrar-Bankings eingearbeitet haben beziehungsweise auch externe Spezialisten nutzen, beispielsweise, um die Ergebnisse aus Betriebsentwicklungsplänen zu bewerten.
Unternehmer und Betrieb vor Ort kennen lernen
Zur Finanzierung von Wachstumsschritten stehe nicht allein der Grund und Boden als Sicherheit im Vordergrund, große Bedeutung komme ebenso der Unternehmerpersönlichkeit zu. Karl Oppermann von der Waldecker Bank brachte es auf den Punkt: Vor Entscheidungen zur Kreditvergabe solle man vor Ort persönliche Gespräche führen, um Unternehmer und Betrieb kennen zu lernen. Dabei haben das Betriebskonzept und die Unternehmensziele eine große Bedeutung. Neben der Beurteilung der Rahmenbedingungen mit Bilanzen und Erfolgszahlen seien auch die Analyse der Gewinnsituation sowie betriebsbezogene Leistungs- und Strukturdaten wichtig. Dabei interessieren auch die Familiensituation, die Gesundheit und die Nachfolgeperspektive des Unternehmers.
Nachhaltige Kapitaldienstfähigkeit werde dann aus bisherigen Geschäftserfahrungen, aus Planungsrechnungen und Betriebsentwicklungsplänen sowie einer angemessenen Finanzierungslaufzeit und einem Sicherheitspuffer abgeleitet. In die Kreditentscheidung fließe außerdem das Ergebnis eines Agar-Ratings ein, das zu 70 Prozent aus der Gewichtung der Jahresabschluss-Analysen der letzten zwei Wirtschaftsjahre und Bilanzkennzahlen sowie zu 30 Prozent aus einem Rating-Fragebogen besteht, in dem zum Beispiel die Laufzeit von Pachtverträgen, die Beratungsunterstützung und Ertragszahlen abgefragt werden.
Karl-Heinz Biederbeck von der Kasseler Bank betonte die Bedeutung des Agar-Ratings bei der Kreditvergabe und Festlegung der Konditionen. In einer Übersicht verschiedener Rating-Nomenklaturen bescheinigte er den landwirtschaftlichen Betrieben im Durchschnitt eine gute Bonität mit einer Kredit-Ausfallquote im Mittel von nur etwa 0,23 Prozent. Im Rahmen eines Rating-Dialogs werden auf Basis von Informationen Leistungsdaten Stärken-/Schwächenprofile erstellt, die im Vergleich der Jahre Entwicklungen aufzeigen und Handlungsempfehlungen geben.
Langfristige Geschäftsbeziehung
Anspruch aller Teilnehmer ist eine kontinuierliche Begleitung der Betriebe und die Pflege von langfristigen GeschäftsbeziehunÂgen. Dabei bieten sie umfassende Betreuung in allen FinanzangeleÂgenheiten an mit hoher Flexibilität, Individualität und kurzen Entscheidungswegen sowie Unterstützung in Krisensituationen.
Zur Stärkung des Vertrauens wünschen sie gemeinÂsame Jahresgespräche und Bilanzbesprechungen, um so Investitionsvorhaben besser beurteilen und verantwortungsvolle Kreditentscheidungen treffen zu können. Der gute Unternehmer zeichne sich durch Vertrauenswürdigkeit aus, sei in der LaÂge, seine Produktionsdaten und seine Kostenstruktur zu analysieren, kenne die MarktmechanisÂmen seiner Bezugs- und Absatzmärkte, sei sich der betriebÂlichen Risiken bewusst und habe eine klare Betriebsentwicklungsstrategie.
Rhode stellte fiktive Beispiele zu betrieblichen Finanzierungsfragen und schwierigen Betriebssituationen vor, die aus der Sicht der Kreditgeber erörtert wurden. Ferner wurden Fragen der Teilnehmer zum Agrar-Rating und der Herleitung von Kreditkonditionen beantwortet.
– LW 12/2014