Strategien zur Fi­nanzierung

Bankentag von LLH-Arbeitskreisen in Ebsdorfergrund

Zum sogenannten „Bankentag“ hatten zwei Arbeitskreise des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen nach Schloss Rauischholzhausen in Ebsdorfergrund gela­den. Mitarbeiter regional und überregional tätiger Geldinstitute erläuterten die Kreditgestaltung und Fi­nanzierungsstrategien bei landwirtschaftlichen Investitionsvorhaben. Dr. Ernst-August Hildebrandt, LLH Kassel, fasst zentrale Aussagen der Tagung im folgenden Beitrag zusammen.

Gesprächsteilnehmer des LLH-Bankentages, von links: Frank Eckhoff und Thomas Ullrich, beide von der DKB; Klaus-Dieter Sens, LLH; Karlheinz Göbel und Bernd Schweinsberg sowie Martin Dörflinger, alle von der Kreisspar­kasse Waldeck-Frankenberg; Karl-Heinz Biederbeck und Uwe Bauer sowie Marko Ferrari und Kai Hofmeyer, alle von der Kasseler Bank; Dr. Tim Obermove, Norddeutsche Landesbank (Nord/LB); Harald Otto, Waldecker Bank; Anne Carolin Knust, Nord/LB; Karl Oppermann, Waldecker Bank; Christoph Rohde und Arnt Schäfers, beide vom LLH und Lothar Schlutz von der DKB.

Foto: Dr. Ernst-August Hildebrandt

In Hessen leistet laut Klaus-Dieter Sens vom LLH die Offizialberatung einen maßgeblichen Beitrag, Fehlinvestitionen in den Betrieben zu vermeiden. Der Strukturwandel werde sich fortsetzen. Auf der anderen Seite würden bei den verbleibenden Betrieben enorme Wachstumsschübe mit entsprechendem Investitionsbedarf ausgelöst, so dass die Betriebe auf verlässliche Partner bei Banken und Kreditgebern angewiesen seien. Christoph Rohde, Leiter des Arbeitskreises Unternehmensführung, moderierte die Veranstaltung. Bankenvertreter der Deutschen Kreditbank AG (DKB), Kreissparkasse Waldeck-Frankenberg, Kasseler Bank, Waldecker Bank und der Norddeutschen Landesbank informierten und erläuterten ihre Bewertung von Risiken und Sicherheiten bei der Kreditvergabe an landwirtschaftliche Unternehmen.

Alle Vertreter der Geldinstitute bestätigen, dass in der Branche Landwirtschaft ein relativ geringes Risiko für Kreditausfälle besteht. Dies gelte für Betriebsmittelfinanzierungen wie auch für Baumaßnahmen sowie zur Finanzierung von Maschinen und technischen Anlagen oder für den Kauf von Flächen. Dennoch müssten Kreditinstitute bei der Finanzierung größerer Maßnahmen vor der Tatsache steigender Volatilität bei den Agrarmärkten mit größeren Unsicherheiten leben und diese auch bei Kreditvergaben berücksichtigen. Wichtig sei eine ganzheitliche Betreuung, die durch Mitarbeiter mit landwirtschaftlichen Branchenkenntnissen gefördert werde.

Während die überregionalen Banken DKB und Nord/LB fachspezifische Mitarbeiter im Geschäftsfeld Agar-Banking einsetzen, verfügen die kleineren Regionalbanken über Mitarbeiter, die sich speziell in die Bedürfnisse des Agrar-Bankings eingearbeitet haben beziehungsweise auch externe Spezialisten nutzen, beispielsweise, um die Ergebnisse aus Betriebsentwicklungsplänen zu bewerten.

Unternehmer und Betrieb vor Ort kennen lernen

Zur Finanzierung von Wachstumsschritten stehe nicht allein der Grund und Boden als Sicherheit im Vordergrund, große Bedeutung komme ebenso der Unternehmerpersönlichkeit zu. Karl Oppermann von der Waldecker Bank brachte es auf den Punkt: Vor Entscheidungen zur Kreditvergabe solle man vor Ort persönliche Gespräche führen, um Unternehmer und Betrieb kennen zu lernen. Dabei haben das Betriebskonzept und die Unternehmensziele eine große Bedeutung. Neben der Beurteilung der Rahmenbedingungen mit Bilanzen und Erfolgszahlen seien auch die Analyse der Gewinnsituation sowie betriebsbezogene Leistungs- und Strukturdaten wichtig. Dabei interessieren auch die Familiensituation, die Gesundheit und die Nachfolgeperspektive des Unternehmers.

Nachhaltige Kapitaldienstfähigkeit werde dann aus bisherigen Geschäftserfahrungen, aus Planungsrechnungen und Betriebsentwicklungsplänen sowie einer angemessenen Finanzierungslaufzeit und einem Sicherheitspuffer abgeleitet. In die Kreditentscheidung fließe außerdem das Ergebnis eines Agar-Ratings ein, das zu 70 Prozent aus der Gewichtung der Jahresabschluss-Analysen der letzten zwei Wirtschaftsjahre und Bilanzkennzahlen sowie zu 30 Prozent aus einem Rating-Fragebogen besteht, in dem zum Beispiel die Laufzeit von Pachtverträgen, die Beratungsunterstützung und Ertragszahlen abgefragt werden.

Karl-Heinz Biederbeck von der Kasseler Bank betonte die Bedeutung des Agar-Ratings bei der Kreditvergabe und Festlegung der Konditionen. In einer Übersicht verschiedener Rating-Nomenklaturen bescheinigte er den landwirtschaftlichen Betrieben im Durchschnitt eine gute Bonität mit einer Kredit-Ausfallquote im Mittel von nur etwa 0,23 Prozent. Im Rahmen eines Rating-Dialogs werden auf Basis von Informationen Leistungsdaten Stärken-/Schwächenprofile erstellt, die im Vergleich der Jahre Entwicklungen aufzeigen und Handlungsempfehlungen geben.

Langfristige Geschäftsbeziehung

Anspruch aller Teilnehmer ist eine kontinuierliche Begleitung der Betriebe und die Pflege von langfristigen Geschäftsbeziehun­gen. Dabei bieten sie umfassende Betreuung in allen Finanzangele­genheiten an mit hoher Flexibilität, Individualität und kurzen Entscheidungswegen sowie Unterstützung in Krisensituationen.

Zur Stärkung des Vertrauens wünschen sie gemein­same Jahresgespräche und Bilanzbesprechungen, um so Investitionsvorhaben besser beurteilen und verantwortungsvolle Kreditentscheidungen treffen zu können. Der gute Unternehmer zeichne sich durch Vertrauenswürdigkeit aus, sei in der La­ge, seine Produktionsdaten und seine Kostenstruktur zu analysieren, kenne die Marktmechanis­men seiner Bezugs- und Absatzmärkte, sei sich der betrieb­lichen Risiken bewusst und habe eine klare Betriebsentwicklungsstrategie.

Rhode stellte fiktive Beispiele zu betrieblichen Finanzierungsfragen und schwierigen Betriebssituationen vor, die aus der Sicht der Kreditgeber erörtert wurden. Ferner wurden Fragen der Teilnehmer zum Agrar-Rating und der Herleitung von Kreditkonditionen beantwortet.

 – LW 12/2014