Streifzug durch die Rassen in der Mutterkuhhaltung

Fachexkursion des Mutterkuhhaltervereins Main-Kinzig-Kreis

Mitglieder des Mutterkuhhaltervereins Main-Kinzig-Kreis nutzten den Herbstanfang für eine Lehrfahrt in die Vulkaneifel und den Westerwald nach Rheinland-Pfalz. In nur zwei Tagen sahen die Landwirte sieben verschiedene Rassen in unterschiedlichen Betrieben.

Pustertaler Schecken zählen zu den gefährdeten Nutzrassen.

Foto: Angela Mögel

Der Schwerpunkt für die Rassenwahl lag für die landwirtschaft­lichen Betriebsleiter entwe­der bei der hofeigenen Schlach­tung und Direktvermark­tung, bei dem Verkauf von Absetzern als Zuchtvieh oder dem Erhalt einer gefährdeten Nutztierrasse. Ein Landwirt hielt zum Beispiel im Haupterwerb 57 Reinzucht-Piemonteser-Mut­terkühe ganzjährig in einem 1996 neu gebauten Zweiraum-Laufstall. Die Kälber bekamen noch vor dem Absetzen Kraft- und Grobfutter zugeteilt. Nach fünf bis sechs Monaten bietet der Züchter die Tiere zum Verkauf zu einem Mindestpreis. Gibt es mit dem Käufer keine Einigung, werden die männli­chen Tiere selbst gemästet. Die Mast führt der Betriebsleiter mit einer Heu- und einer Getreide-/Rapsextraktionsschrot-Mischung (5 kg/Bulle/Tag) durch. Die Bullen erreichen eine tägli­che Zunahme von 1 400 g. Der Landwirt hat sich die Fütterungs­methode von Betrieben aus dem Ur­sprungsland der Rasse Italien abgeschaut. Die Bullen wer­den auf Stroh gehalten und der Unter­grund bleibt bei diesem Stallsystem relativ trocken. Die Schlachtkörper werden als Qua­li­tätsfleisch vermarktet.

Ein anderer Betrieb, ge­führt im Nebenerwerb, hält 20 Mutter­kühe der Rasse Pustertaler Schecken. Das Ursprungsgebiet der Rasse ist das Pustertal in Österreich (Tirol). Dieses Rind gehört zu den gefährdeten Nutztierrassen. Der Betriebsleiter ist Mitglied in der Gesellschaft zur Er­haltung alter und gefährdeter Haustierrassen. Die Rasse zeichnet sich durch Leichtkalbigkeit, Langlebigkeit der Kühe und Vita­lität der Kälber aus. Diese Rinder kön­­nen von rotbrauner oder schwarzer Farbzeichnung sein.

Der letzte Exkursionsbetrieb begeisterte durch zwei ausgefallene Ras­sen: Saler und Aubrac. Die Tiere werden im Nebenerwerb von zwei Brüdern zur Land­schafts­pflege ganzjährig im Freien gehalten. Im Winter dient der eingezäunte Privatwald als Schutz vor Wind und Regen. Beide Rassen kauften die Brüder aus dem Ursprungsgebiet, dem französischen Zentralmassiv und bauten diese zu Herdengrößen von jeweils 18 Saler-Mutterkühen und 35 Aubrac-Mutterkühen auf. Aubrac- und Saler-Rinder charakterisieren ausgeprägte Mut­ter­tiereigen­schaften, Genüg­samkeit und auch die mögliche Haltung auf kargen, extensiven Standorten. So konnte die Gruppe beobachten, wie sich die Tiere selbst auf einer Wiese mit einem hohen Anteil an Sau­ergräsern gut bemuskelt zeigten. Mögel, LLH Wächtersbach