Stroh und Ausputz statt Körner verheizen

12. ETH EnergieTage Hessen erstmals mit Tag der Landwirtschaft

Bereits zum 12. Mal hatte der Reutlinger REECO Messeveranstalter in die Stadthalle Wetzlar zu den ETH Energietagen Hessen geladen. Rund 60 Aussteller präsentierten vom 19. bis 21. Mai ihre Produkte, Technologien und Dienstleistungen. Das Ergebnis war ein Schaufenster der hessischen Energiethemen, bei dem jeder Besucher die Möglichkeit hatte, Antworten auf individuelle Fragen zu den Erneuerbaren Energien und der Energie- und damit Kosteneinsparung zu finden.

Marco Ohme von Schmack Biogas stellte eine neue Kompakt-Biogas-Anlage in Modulbauweise vor.

Foto: Becker

Zum ersten Mal fand in diesem Rahmen am 21. Mai ein Tag der Landwirtschaft statt. Bei der vom Hessischen Bauernverband und dem Maschinenring Hessen unterstützen Veranstaltung informierten fachkundige Referenten über die Möglichkeiten der erneuerbaren Energien speziell in der Landwirtschaft. Bioenergie und Pho­to­vol­taik-Anlagen standen dabei im Mittelpunkt.

Moderator Hans Georg Wagner vom Hessischen Bauernverband machte bei seiner Begrüßung deutlich, dass die Infrastruktur der Bio-Energieerzeugung in der Landwirtschaft gehalten werden müsse. „Mit acht Euro für den Doppelzentner Weizen kann kein Landwirt überleben. Deshalb brauchen wir eine Preisstützung über den Absatz nachwachsender Rohstoffe, der auch als weiteres Standbein für die Betriebe geeignet ist.“

Langfristig müsse verstärkt auf die Verwertung von Reststoffen wie Stroh oder Ausputz gesetzt werden. „Dann müssen keine Premium-Produkte mehr zur Energieerzeugung eingesetzt werden und die Tank-/Teller-Diskussionen sind überflüssig.

Von überhitzten Preisen an der Börse profitieren

Georg Dierschke von der Hessischen Erzeugergemeinschaft für Nachwachsende Rohstoffe (EZG) erläuterte im Anschluss, wie das Poolpreissystem der EZG funktioniert: „Die Landwirte schließen mit uns einen Vertrag über die zu bestellende Fläche und nicht über die abzuliefernde Menge. Das ist vor allem in Jahren wie diesem ein Vorteil für unsere Bauern. Wir vermarkten dann den Raps unter ständiger Beobachtung der Kurse an der Börse. Diese Möglichkeit hat natürlich kein Landwirt. Ein Vorteil des Börsenhandels ist beispielsweise der, dass Spekulanten noch zu Preisen kaufen, zu denen die Händler und Mühlen längst ausgestiegen sind“, erläuterte Dierschke.

Der EZG-Geschäftsführer bemerkte zur Diskussion um den Anbau von Ener­giepflanzen auf landwirtschaftlichen Flächen, dass zwar rund 20 Prozent der deutschen Ackerfläche zur Energieproduktion genutzt würden, dabei aber in der öffentlichen Darstellung völlig außer Acht bleibe, dass die teils erheblichen Reste wie Rapspresskuchen in die Fütterung gingen und so der Nahrungskette zugeführt würden. Er schätzte, dass deshalb nur rund 10 Prozent der LNF rein für die Energieerzeugung genutzt würden.

Biogas-Erzeugung für kleinere Betriebe

Die HBV-Vertreter Thomas Hollritt (Mitte) und Hans-Georg Wagner (rechts) beim Messe-Rundgang in Wetzlar.

Foto: Becker

Marco Ohme von Schmack Biogas – gehört mittlerweile zur Viessmanngruppe – stellte die neue Kompakt-Biogas-Anlage Eucolino vor, die in Modulbauweise quasi schlüsselfertig geliefert und nur auf eine Bodenplatte gestellt werden müsse. „Kleinere Betriebe haben strukturelle Probleme und können mit einer solchen Anlage ein zweites Standbein aufbauen, das ihnen eine Veredelung der Gülle, kostenlose Wärme und die Vermarktung von Strom und Wärme bietet.“

Weitere Referenten sprachen unter anderem zu den Themen Arbeitssicherheit, Finanzierung und Mediation. Diese wird immer mehr als notwendig erachtet, um schon im Vorfeld später mögliche Konflikte beim Bau einer Biogas-Anlage zu vermeiden.

Energie erzeugen, wo sie verbraucht wird

Wie die Veranstalter mitteilen, kamen bereits am Donnerstag rund 30 Kommunalvertreter zum 1. Bürgermeis­tertag der ETH, um sich über die künftige Energieversorgung der Gemeinden und über das Ziel der energieautarken Kommune auszutauschen. Bei fünf begleitenden Fachkongressen informierten sich die Tagungsteilnehmer über energieeffizientes Bauen und Sanieren, Solartechnologie, Kraft-Wärme-Kopplung und weitere Fachthemen. Besonders groß sei das Interesse am Kongress zum Thema „Innovative Mini- und Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung“ in Privathaushalten gewesen. Denn Energie dort zu erzeugen, wo sie verbraucht wird, rechne sich für Klima und Geldbeutel.

Die Besucher seien vor allem an den Möglichkeiten des Energiesparens interessiert gewesen, so REECO-Projektleiterin Verena Clement. „Einmal mehr hat sich das Konzept bewährt, statt auf Quantität auf Qualität zu setzen. Die EnergieTage Hessen sind als Fachausstellung mit Kongress beim Fachpublikum, wie auch bei Endverbrauchern wegen ihres hohen Informationsgehalts sehr beliebt. Ebenso bewährt hat es sich, der Stadt Wetzlar als Ausstellungsort treu zu bleiben“, stellte Clement nach Abschluss der Messe fest. KB