Synergieeffekte müssen konsequent genutzt werden
Infoveranstaltung der Rinderzüchter Fulda-Hünfeld
Derzeit finden die gemeinsamen Winterinformationsveranstaltungen der Zucht- und Besamungsunion Hessen (ZBH) und des Hessischen Verbandes für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht (HVL) statt. Neben aktuellen Themen aus der Milchleistungsprüfung, der Rinderbesamung und der Zuchtviehvermarktung werden die Rinderzüchter über die Entwicklungen im Zuchtgeschehen informiert.

Foto: Karl-Heinz Burkhardt
In ihrer Funktion als HVL-GeÂÂschäftsführerin ging Dr. Sonja Kleinhans auf Auswertungen der Milchkontrolle in Hessen ein. 1 7935 Betriebe liefern die Milch an zehn Molkereien (siehe Seite 10). Sie sprach von einer stabilen Entwicklung der Milchleistung pro Kuh und ebenfalls bei den Milchinhaltsstoffen. Weitere Themen der Veranstaltung befassten sich mit dem Online-Herdeninformationssystem „Net Rind“ und dem Trächtigkeitstest über die Milch. Auch ging es um Tierwohl-Kriterien in der MilchviehÂhaltung und um die Früherkennung von Klauenproblemen, die zu den Hauptabgangsursachen von Kühen zählt.
Eignung für Melkroboter und Gesundheit beurteilen
Jost Grünhaupt, Zuchtleiter beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, befasste sich mit Merkmalen in der Zuchtwertschätzung zur Eignung der Kuh, beziehungsweise ihres Euters, zum störungsfreien Melken in RobotermelkanÂlagen. Corinna Pohlmann berichtete von positiven Ergebnissen des Projektes zur genomischen TypiÂsierung „Kuh Vision“, bei der die Wirtschaftlichkeit mit robusten Tieren an erster Stelle stehe. Als ein wichtiges Management-Tool zur Verbesserung der Tiergesundheit stellte sie die akurate DokumenÂtation von Daten heraus. Rudi Paul informierte über die ZuchtviehvermarkÂtung. Insgesamt seien die Exportaussichten positiv. Hauptabnehmer von Tieren im Jahr 2017 war Russland mit einem Geschäft von über 12 000 Rindern, ferner Türkei, Italien und Polen. Ãœber die Rinderkrankheit Paratuberkulose, die zu gravierenden wirtschaftlichen Verlusten führen kann, informierte Dr. Irene Noll vom Regierungspräsidium Gießen. Es handele sich um eine chronisch fortschreitende Darmkrankheit, die sich seit 2015 in einem hessischen Ausmerzungsprogramm befinde.
Milchleistung ist leicht gesunken
Im Landkreis Fulda gehörten im Jahr 2017 (Jahr 2016) 294 BeÂtriebe mit 16 976 Kühen der Milchleistungsprüfung an. Demzufolge gaben vier Betriebe (34) mit insgesamt 230 (304) Kühen die MilchÂerzeugung auf. Die Aufteilung der Rinderrassen im Landkreis betrug bei den HF-Schwarzbunten 56,2 (57,3) Prozent, HF-Rotbunten 13,5 (14,4) Prozent sowie bei der Zweinutzungsrasse Fleckvieh 19,4 (19,5) Prozent. Die mittlere Jahresleistung aller geprüften Kühe ging gegenüber dem Vorjahr zurück. Allerdings gab es hinsichtlich der Milchleistung deutliche Rassen-Unterschiede, wobei die Herdbuchtiere im Durchschnitt circa 1 000 kg Milch über der Leistung der Nichtherdbuchkühe lagen. Die mittlere Jahresleistung je Kuh betrug bei den Schwarzbunten 8 396 (8 779) kg, bei den Rotbunten 7 557 (7 818) kg und beim Fleckvieh 6 716 (7 093) kg Milch. Mit 4,12 Prozent Fett und 3,43 Prozent Eiweiß blieben die Milchinhaltsstoffe stabil. Von 2010 bis 2016 ist die Zahl der Milcherzeuger in Hessen um fast 1 000 auf jetzt 3 059 gesunken. Seit 2013 verringerten sich im Kreis Fulda die Milcherzeugerbetriebe um 69. Seit 2010 ist die Zahl der Tiere je Betrieb in Hessen um 20 Milchkühe gestiegen.
Fleischrinder gewinnen einen höheren Stellenwert
Ferner stellte Rudi Paul neuÂe Vererber vor. Um Planungssicherheiten zu vermeiden, riet er zu Lieferverträgen bei Bullensperma. In Bezug auf Perspektiven in der Rinderzucht ging es um die Vererbung des Beta-Kaseingehaltes in der Milch. Das Eiweiß wird in Verbindung mit Milchintoleranz und VerdauÂungsÂÂproblemen bei Menschen gebracht. Bei Milcherzeugern sei es das Ziel, schrittweise mit dem Einsatz von sogenannten A2-Vererbern die Anlagen für das „richtige“ Eiweiß in der Herde zu vermehren, erläuterte Paul. Während die Rinderbesamungen im Milchviehbereich 2017 zurückgingen, haben sie bei den Fleischrinderrassen zugenommen, stellte er fest. Insbesondere bei der Rasse Weiß-Blaue-Belgier. Mit der sogenannten „Inra 95“ verfüÂge man über eine Kreuzung mit zahlreichen Vorteilen, sagte Paul. Diese setze sich aus den Rassen Weiß-Blaue-Belgier sowie Blonde d´Aquitaine (zu jeweils 20 Prozent), Limousin und Maine Anjou (zu je vier Prozent) sowie Charolais (zu 54 Prozent) zusammen.
Hervorragender Zuchtbetrieb vorgestellt
Im Anschluss hatten die Landwirte die Möglichkeit, den Betrieb der Familie Reith in Dipperz-Dörmbach zu besichtigen. LLH-Zuchtleiter Jost Grünhaupt gab Schleifen für drei KüÂhe mit einer Lebensleistung von über 100 000 Litern Milch. (Bericht im LW 2/2018).
Burkhardt – LW 1/2018