Tierischen Stress per Frühwarnsystem erkennen
Sensorsystem in der Entwicklung – Warnmeldungen per App
Wissenschaftlerinnen des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie Potsdam-Bornim (ATB) haben ein sensorgestütztes Frühwarnsystem für tierischen Stress entwickelt. Wie das ATB mitteilte, bildet ein neuartiger Sensor zur intranasalen Druckdifferenzmessung, der durch eine spezielle Haltevorrichtung an der Nase des Tieres befestigt wird, das zentrale Element dieses Systems.

Foto: ATB
Stressindikatoren werden erfasst
Das Sensorsystem erfasst laut ATB neben der Atemfrequenz weitere StressÂÂindikatoren wie das Atemverhalten, nimmt Lautäußerungen und Wiederkauraten auf und detektiert darüber hinaus das Tierverhalten. Strutzke und Jahn wollen nun das Spektrum der erfassten Vitalparameter als ergänzende Informationen für das ganzheitliche Gesundheitsmonitoring durch die Integration weiterer Sensoren erweitern. Die Daten würden in einer speziellen Software zusammengeführt und könnten vom Tierhalter per Smartphone oder Tablet über eine App abgerufen werden. Informationen zur Stressbelastung der Herde, beispielsweise bei Hitzestress oder zum aktuellen gesundheitlichen Zustand einzelner Tiere wie bei einer bevorstehenden Geburt, erreichten den Tierhalter so auch fernab des Hofes. Träten deutliche Abweichungen über einen längeren Zeitraum auf, erhalte der Landwirt eine Warnmeldung über die App.
Frühzeitige Information
Strutzke zeigte sich überzeugt, dass diese Form der Gesundheitsüberwachung das Management für Landwirte deutlich erleichtern werde. Sie erhielten ein Frühwarnsystem, dass sich melde, sobald sich physiologische Werte ihrer Tiere in einer kritischen Weise veränderten und nicht erst dann, wenn Leistungseinbrüche in Folge von gesundheitlichen Problemen den Produktionsablauf oder die Wirtschaftlichkeit des Betriebes gefährdeten. Ein erster Prototyp, der in der Lage ist, Wiederkaurate, Atemfrequenz und Lautäußerung zuverlässig zu messen, wurde dem ATB zufolge bereits erfolgreich getestet. Das Patent zu „System und Verfahren zur Messung einer Druckdifferenz“ sei Ende 2017 angemeldet worden und sei derzeit in der Prüfung; das Leibniz-Institut sei an der Gemeinschaftserfindung zu 50 Prozent beteiligt. Unterstützt durch das Exist-Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums und ein begleitendes Monitoring des ATB gehen die beiden Wissenschaftlerinnen nun den Schritt in die Selbstständigkeit. Dem Leibniz-Institut zufolge wollen sie mit der geplanten Unternehmensgründung ein „System zur automatischen Detektion umfassender Gesundheitsparameter von Nutztieren“ zur Marktreife weiterentwickeln. Für ihre innovative Idee hat Strutzke 2018 den Förderpreis der Agrarwirtschaft erhalten.
age – LW 15/2019