Traubenlese mit Hoffen und Bangen
Nach den ersten Lesetagen zeichnet sich ab, dass die Erträge sehr unterschiedlich ausfallen. Kommissionäre vermuten, dass die Fassweinpreise zumindest stabil bleiben. Spätreifende, weiße Rebsorten in gut gepflegten Anlagen stehen, trotz der ständigen Niederschläge, noch gesund da und machen Hoffnung auf hervorragende Weine. In frühreifenden, roten Rebsorten begann die Lese durch Schädlingsbefall und Fäulnis stellenweise überstürzt. Kirschessigfliege, Wespen und Mäuse haben ihre Spuren hinterlassen – in diesen Fällen droht Essigfäule. Nur durch selektive Handlese können solche Trauben vor der Ernte ausgeschlossen werden. Deshalb müssen die Winzer ihre Weinberge gut beobachten und wenn nötig zügig lesen. Warten auf höhere Mostgewichte macht dann keinen Sinn mehr.
Das rheinland-pfälzische Weinbauministerium hat über das Bundeslandwirschaftsministerium bei der EU beantragt, für Weine des 2014er Jahrgangs eine erhöhte AnreicheÂrung des natürlichen Alkoholgehaltes von 3,0 auf 3,5 Prozent Volumen Alkohol zu erlauben. Die Aussichten auf Genehmigung stehen gut, aber die EU-Bürokratie braucht erfahrungsgemäß Zeit, und die haben Winzer während der Lese nicht – sie brauchen Rechts- und Planungssicherheit. Das Weinbauministerium hat die Säuerung von Most und Wein des Jahrgangs 2014 bereits letzte Woche zugelassen. Diese wurde zur Sicherheit früh beantragt. Die Landesregierung hat nun das Mindestmostgewicht für Dornfelder für den Jahrgang 2014 auf 65 Grad Oechsle gesenkt und somit schnell und erfreulich praxisnah reagiert.
Es wird erneut deutlich, dass Ausnahmeregelungen für Jahre mit ungewöhnlicher Witterung grundsätzlich in die Zuständigkeit der EU-Mitgliedstaaten gehören, damit diese sofort reagieren können.
Bettina Siée – LW 38/2014