Trockenheit gefährdet auch heimische Wälder

Über Waldbrandgefahrenindex und Brandbekämpfung

Derzeit erleben wir den wärmsten Sommer seit Aufzeichnungen der Wetterdaten im Jahr 1860. Doch nicht nur das, es ist auch ein besonders trockener Sommer. Das Niederschlagsdefizit liegt in manchen Regionen bei 35 Prozent, bezogen auf die Station Neustadt an der Weinstraße. Besonders anfällig für Waldbrände sind Nadelwälder. Sie können die Feuchtigkeit nicht so gut halten wie Misch- oder Laubwälder. Nadel und Zapfen dorren auf dem Boden, auch das vorhandene Laub knistert, selbst wenn nur eine Maus darunter wühlt.

Nur noch Sand und Asche: Das Feuer fegte über den Waldboden von Dudenhofen.

Foto: Setzepfand

Seit Januar 2014 gilt in Deutschland ein einheitliches Warnstufenmodell, das auch international Verwendung findet und vom Deutschen Wetterdienst umgesetzt wird. Dieser legt die Waldbrandgefahr mit den Stufen 1 bis 5 fest. 1 bedeutet sehr geringe Waldbrandgefahr, 2 geringe Gefahr, 3 mittlere Gefahr, 4 hohe Gefahr und 5 sehr hohe Waldbrandgefahr.

Der seit vergangenem Jahr geltende Waldbrandgefahrenindex (WBI) basiert auf einer sogenannten Feuerintensitätsgleichung. Berücksichtigt werden hierbei die gemessenen und prognostizierten Wetterdaten sowie die Laufgeschwindigkeit des Feuers, und zwar in Abhängigkeit von der Bestandsstruktur des Waldes hinsichtlich Boden, Streuauflage und Kronenbereich.

Der Waldbrandgefahrenindex ist nicht zu verwechseln mit der Waldbrandalarmstufe. Diese wird von Behörden vor Ort ausgesprochen, meist dem Forstministerium eines Landes. Alarmstufe 1 kann ausgelöst werden bei Indexwerten von 4, wenn die Großwetterlage, die Bodenfeuchte, die Kronenbelaubung und weitere Faktoren dies erfordern. Dann herrscht hohe Waldbrandgefahr, die Einsatzkräfte sind in Bereitschaft, die Bevölkerung wurde informiert, und es ergehen spezielle Informationen an die Forstbetriebe.

„Bei Indexwerten von 5 kann die Alarmstufe 2 ausgelöst werden. Dann werden Feuerstellen im Wald geschlossen, es erfolgt eine Luftüberwachung, und der Katastrophenschutz wird informiert“, erklärt Petra Westphal von Hessen Forst. Dort gebe es Waldbrandeinsatzkarten, in die potenzielle Wasserentnahmestellen eingetragen sind. Hiermit sei es einfacher, die Einsatzkräfte schnell an den richtigen Ort zu dirigieren.

Im vergangenen Jahr hat es laut einer Statistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung 428 Mal in den Wäldern Deutschlands gebrannt, besonders die Kiefernwälder in Brandenburg sind häufig betroffen. In Rheinland-Pfalz mussten im vergangenen Jahr 15 Waldbrände gelöscht werden. In sechs Fällen brach das Feuer aufgrund des fahrlässigen Handelns von Waldbesuchern aus. Ob fahrlässig oder gar absichtlich, das lässt sich nicht sagen beim Waldbrand, der am Samstag, 11. Juli, diesen Jahres in der Nähe von Dudenhofen ausbrach. „Zuerst brannten die Heuballen auf der unter Naturschutz stehenden Haderwiese und plötzlich auch der Wald“, sagt Monika Bub, die Forstamtsleiterin des Forstamtes Pfälzer Rheinauen, in deren Zuständigkeit der Wald um Dudenhofen gehört. Insgesamt 9 ha Orchideenwiese und 6 ha Wald, ein 140-jähriger Eichen-Linden-Kiefern-Wald, fielen den Flammen zum Opfer.

„Wir hatten einen sehr böigen Wind an jenem Abend, was den Einsatz der Rettungskräfte erschwerte und die Gefahr, dass sich das Feuer schnell ausbreitet ebenso“, erklärt Bub. Mit 370 Einsatzkräften mussten 10 km lange Leitungen mit den Schläuchen gelegt werden, da in der Nähe kein Wasser zu entnehmen war. Alle zwei Stunden wurden die Rettungskräfte ausgetauscht, denn es war ein sehr heißer Tag. Die Freiwilligen Feuerwehren der umliegenden Gemeinden und die Berufsfeuerwehr Ludwigshafen waren am Einsatz beteiligt. Der Pilot eines Segelfliegers hatte den Brand gemeldet. „Die Feuerwehren waren die ganze Nacht beschäftigt, die Brandherde zu löschen. Wir befürchteten, dass das Feuer Richtung Autobahn oder die anderen Straßen vordringt“, erzählt Bub.

In dem Handbuch Waldbrand von Susanne Kaulfuß und Felix Hofmann werden folgende Bekämpfungstrategien beschrieben:

Strategien der Waldbrandbekämpfung

Die Forstamtsleiterin Monika Bub wollte sich selbst überzeugen, wie tief die Brandwunden in den Stamm eingedrungen sind.

Foto: Setzepfand

Anders als bei Gebäudebränden wird bei der Wald- und Flächenbrandbekämpfung in erster Linie gegen die Ausbreitung des Brandes vorgegangen. In den seltensten Fällen können Flächen vollständig abgelöscht werden. Wald- und Flächenbrände haben oft die Form einer Ellipse. Die Brandherde sind nur im Bereich des Saumes dieser Ellipse zu finden. Rechts und links der Windrichtung befinden sich die Feuerflanken, die sich deutlich langsamer ausbreiten, als die in Windrichtung gelegene sogenannte Feuerfront oder Feuerspitze. Dreht sich der Wind, können die Flanken schnell zur Feuerfront werden.

Wichtigstes Ziel ist die Verhinderung des Feuerübersprungs vom Boden auf die Baumkronen und damit das Auslösen eines Vollbrandes. Bei Flammenlängen bis zu einem Meter über dem Boden ist die Bekämpfung mit Feuerpatschen möglich. Feuersäume mit mannshohen Flammen von ein bis zwei Metern werden neben dem Einsatz von Wasserstrahlrohren auch mit Rückenspritzen und Schaufeln bekämpft. Ab Flammenlängen von mehr als zwei bis drei Metern ist ein Löschen mit Handgeräten nicht mehr möglich. Ab Flammenlängen von drei Meter Höhe besteht die Gefahr eines Vollbrandes und damit auch eines erhöhten Risikos von Brandinseln durch Flugfeuer. Durch hochsteigende heiße Luft können Funken von Zapfen, Moos, Holzkohle oder Birkenrinde weit nach oben getragen werden und dann bis zu 400 m weit von der Feuerfront neue Brände entzünden. Somit können durch Flugfeuer auch breite Laubholzriegel übersprungen werden.

Offensive und defensive Waldbrandbekämpfung

Gängige Praxis bei der Brandbekämpfung in Deutschland ist der direkte, offensive Angriff der Feuerfront mittels Löschmannschaften, Löschfahrzeugen und/oder Löschwasserabwürfen. Der Löschangriff gegen die Windrichtung auf die Feuerspitze erreicht die höchste Effektivität, ist aber aufgrund schwer einschätzbarer Ausbreitungsgeschwindigkeit nicht ohne Risiko. Dieses Verfahren kann nur bei geringen Flammenhöhen angewendet werden. Die Eigengefährdung ist hoch, falls die Ausbreitungsgeschwindigkeit und Flammenlänge falsch beurteilt werden. Aufkommende Winde und unüberschaubare Geländeverhältnisse können dazu führen, dass Einsatzkräfte vom Feuer eingeschlossen werden. Zudem sind die Löschmannschaften der Hitze des Feuers und dem Rauch voll ausgesetzt.

Ist ein direkter Angriff nicht möglich, weil die Flammen zu hoch schlagen oder gar die Fläche mit Munition kontaminiert ist, werden Flächen defensiv bekämpft. Durch das Anlegen von Feuerschneisen (Wundstreifen) oder Nutzung vorhandener feuerfester Barrieren (Straßen, Wege) soll das Feuer angehalten werden. Feuerschneisen können schon frühzeitig angelegt werden und ermöglichen begradigte Auffanglinien.

Zur Unterstützung können forst- und landwirtschaftliche Maschinen, aber auch Planierraupen bei der Freilegung des Mineralbodens eingesetzt werden. Die Feuerschneise wird immer zweiteilig angelegt. Sie verfügt über einen vegetationsfreien Wundstreifen und einer dahinter liegenden Überwachungsfläche. Der Wundstreifen sollte so angelegt werden, dass er die doppelte Breite der zu erwartenden Flammenlänge erreicht.

Da die Sommer immer trockener werden, machen sich Waldbesitzer zunehmend Gedanken, wie die Bestände vor Waldbrand geschützt werden können. Hessen Forst empfiehlt differenzierte Bestockung, also Mischwälder, außerdem sollte die Vergrasung vermieden werden. Zurückhaltung ist auch bei der Anlage von Grillhütten geboten. Denn dort werden mitunter Zigaretten weggeworten, oder es bleiben Glasscherben liegen, die den Waldboden durch den Lupeneffekt entzünden können. Zu überlegen ist auch, wo man gegebenfalls Brandschneisen leicht anlegen, oder woher das Wasser im Ernstfall genommen werden kann.

zep – LW 34/2015