Ãœber die Anforderungen in der Nutztierhaltung informiert

Regionalversammlung RBV Starkenburg in Gernsheim

Der Regionalbauernverband Starkenburg (RBV) hat in der vergangenen Woche zu einer Fortbildungsveranstaltung nach Gernsheim geladen. Drei Referenten informierten die Landwirte aus der Region Ried/Rhein-Main-Neckar über aktuelle Themen.

Von links: Wolfgang Dörr, RBV-Sprecher für den Kreis Groß-Gerau und RBV-Geschäftsführer Peter Gheorgean mit der Referentin der Regionalver­sammlung, Amtstierärztin Dr. Ingrid Müller.

Foto: Kirsten Sundermann

Wolfgang Dörr, stellvertretender Vorsitzender des RBV und Sprecher für den Landkreis Groß-Gerau begrüßte die Groß-Gerauer Amtstierärztin Dr. Ingrid Müller, die einen Bericht zum Thema „Sachstand Tierhaltung“ hielt und über gesetzliche Anforderungen der Tierhaltung sprach.

Horst Neumann vom Energie-Dienstleister „Wattline“ sprach über die Möglichkeiten des „gebündelten Energieeinkaufes“ und darüber, wie die Energie-Effizienz bei einzelnen Betrieben gesteigert werden kann.

Tierwohl wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit

Amtstierärztin Dr. Ingrid Müller begann ihren Vortrag mit der erfreuten Feststellung, dass die Beachtung des „Tierwohls“ immer mehr zur Selbstverständlichkeit geworden sei. Kühe und Schweine hätten permanent Zugang zu frischem Wasser, und auch die Spaltenböden in den Ställen seien enger geworden. Laut einem Urteil des Verwaltungsgerichts Magdeburg muss ein Schwein in seiner Box zudem so viel Platz haben, dass es liegen und aufstehen kann, ohne an ein Hindernis zu stoßen. Die Amtstierärztin wies auch darauf hin, dass Einstreu auch bei Verwendung von Gummimatten oder ähnlichem „unersetzlich“ sei, und dass Schafe im Freien einen Unterstand benötigen.

Nachholbedarf aber beim „Pferde-Wohl“

Beim „Pferde-Wohl“ gebe es allerdings noch etwas Nachholbedarf, denn diese Tiere bräuchten viel Bewegung. „Es genügt nicht, ein Pferd einmal täglich eine Stunde lang zu reiten und dann wieder abzustellen“, mahnte sie. Bei Kaninchen habe es in letzter Zeit viele Ausfälle wegen der hoch ansteckenden Chinesischen Kaninchenseuche (Rabbit haemorrhagic disease) gegeben. Leider gebe es in Deutschland dagegen noch keinen wirksamen Impfstoff. Er müsse aus dem Ausland bezogen werden und es sei hierfür eine „Ausnahmegenehmigung“ vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) notwendig.

Gefahr der Schweinepest bei Wildschweinen

Neu sei das Auftreten einer weiteren Tierseuche, die Afrikanische Schweinepest, die vor allem in osteuropäischen Ländern grassiere. Allerdings fehlten hier verlässliche Angaben. Man solle jedoch vorsichtig sein, wenn Hilfsarbeiter aus Osteuropa Speisen tierischer Herkunft mitbringen, weil diese infiziert sein könnten. Eine Gefahr der Ãœbertragung auf hiesige Wildschweine bestehe auch an Autobahn-Raststätten, wenn dort Speisen entsorgt würden. Jäger sollen Bescheid geben, wenn sie verendete Wildschweine finden. Selbst wenn diese bereits stark verwest seien, ließe sich die Krankheit noch immer nachweisen. Im „Schaf-Bereich“ drohe zudem die Blauzungenkrankheit. Seit Sommer können hessische Herdenbesitzer ihre Tiere dagegen impfen lassen, was Müller „sehr empfehlen“ würde. Anders als in Baden-Württemberg würden die Schafhalter in Hessen dieses Angebot jedoch nur wenig nutzen. „Vielleicht liegt das dran, dass die Impfung hierzulande kostenpflichtig ist“, mutmaßt die Fachfrau. Nicht zu spaßen sei auch mit der neuen Rindererkrankung „Lumpy Skin Disease“, die von der Türkei über Griechenland und Mazedonien auf uns zukom­me. Wer die Symptome „hohes Fieber, Milchleistungsrückgang und eine Art Hauttumor“ bei seinen Tieren beobachte, müsse das melden. Für viele Nachfragen sorgte das letzte Thema des Vortrags, das sich mit der Geflügelpest beschäftigte. Es bestehe hessenweit „Stallpflicht“ für Geflügel und zwar für ausnahmslos alle Tiere, die Federn tragen (Bislang zählte eine Taube beispielsweise nicht zu Geflügel). Mit der Stallpflicht einher gehe das Verbot von Ausstellungen, Börsen oder Märkten. Notwendig geworden sei diese Anordnung, weil inzwischen aus ganz Deutschland Meldungen über verendetes Geflügel kämen und man verhindern wolle, dass das hoch pathogene Virus in hessische Bestände eingeschleppt wird, wo bislang nur zwei Fälle von Geflügelpest bekannt sind. Um weitere Infektionen zu vermeiden, müssten zum einen Hygienevorschriften im Umgang mit den Tieren strikt beachtet, und zum anderen dafür gesorgt werden, dass kein Kot von durch die Lüfte ziehenden Wildvögeln auf den Bestand fallen kann.

Nitratbelastung: nicht immer Landwirtschaft verantwortlich

RBV-Vorsitzender Dr. Willi Billau sprach zum Thema „Nitrat in Südhessen“. Hier gebe es noch viele Altlasten aus dem Krieg aufzuarbeiten, so sein Fazit. Denn es sei keineswegs immer die Landwirtschaft, die für Bodenbelastungen verantwortlich gemacht werden kann. Alle drei Vorträge wurde mit großem Interesse verfolgt und es kam im Anschluss zu vielen Nachfragen und lebhaften Diskussionen.

Winfried Knaup vom Sonnenhof und Vorsitzender des VLF Aereboenia-Starkenburg, wies auf den „Winterball Starkenburg“ hin, zu dem Aereboenia am 17. Dezember ab 20 Uhr in die Gernsheimer Stadthalle einlädt.

Sundermann  – LW 48/2016