Über Sorten, Erträge, Marktlage und Anbau für die Ernte 2016
Aussprache des Frankfurter Landwirtschaftlichen Vereins
Die Ergebnisse der Anbau- und Sortenversuche des Frankfurter Landwirtschaftlichen Vereins (FLV) und der LLH-Beratungsstelle Friedberg bildeten die Grundlage für die Diskussion aktueller Anbau- und Sortenfragen beim Ausspracheabend des FLV zur diesjährigen Ernte vorletzte Woche in Niederursel mit rund 110 Praktikern.
Foto: Jörg Rühlemann
Über Details informierten FLV-Versuchsleiter Hans Kellner und LLH-Pflanzenbauberater Rainer Cloos. Ferner sprachen Kurt Gröne von den HilÂdebrandmühlen Frankfurt, und Carl Offergeld, Spartenleiter Getreide/Ölsaaten der RWZ-Rhein-Main, Vertriebsgruppe Hessen, Hanau. Kellner, der die Ergebnisse des FLV-Versuchsfeldes in Bad Homburg-Ober-Erlenbach vorstellte, gab Hinweise zur bevorstehenden Herbstaussaat. Mangels Beizmöglichkeiten sei bei Wintergerste Insektizidbehandlung Pflicht, denn „mit Gelbrost müssen wir inzwischen leben.“
Bei einem Windhalmproblem sei im Herbst auch die Herbizidbehandlung ins Auge zu fassen. Die Resistenzproblematik lasse es nicht zu, die Unkraut- und Ungrasbekämpfung allein auf das Frühjahr zu projizieren. Bei der Rapsbestellung sei ein optimales Saatbett wichtiger, als der Saatzeitpunkt. Herbizidbehandlung sei vor Auflauf nur bei eiÂnigen Problemkräutern sinnvoll, ansonsten gäbe es genug gute Herbizide für den Nachauflauf. Die Blütenbehandlung, die bei der Intensivfrucht Raps zu den Standardmaßnahmen gehöre, habe sich auch in diesem Jahr gerechnet, folgerte Kellner.
Fruchtfolgeeffekt bei der Wintergerste
Die Wintergerste habe mit 100,6 dt/ha bei den mehrzeiligen Sorten und 96,8 bei den zweizeiligen gegenüber dem Vorjahr deutlich höhere und so nicht erwartete Erträge gebracht.
Kellner bezeichnete dies als einen Fruchtfolgeeffekt, weil die Versuchsfläche über viele Jahre nicht mit Gerste bebaut gewesen sei. Insgesamt verfüge man derzeit über ein gutes Wintergerstensortiment. Er riet, bei den bewährten Sorten zu bleiben.

Foto: Jörg Rühlemann
- E-Weizen: Akteur, Gourmet, Kerubino.
- A-Weizen: Ambello, Asano, Julius, Linus, Patras, Rebell, Solehio, zum Testen Reform und Rubisko.
- B-Weizen: Alfons, Apian, Ferrum, Premio, Rumor, Tobak, zum Testen Armada, Benchmark und Partner.
- C-Weizen: Elixer.
Gute Erträge trotz extremer Trockenheit
Das Jahr 2015 mit der Frühjahrs- und Frühsommertrockenheit habe gelehrt, was gute Böden wert seien, so Rainer Cloos, Pflanzenbauberater beim LLH, bei der Kommentierung der Nieder-Weiseler Versuchsergebnisse.
Für den Anbau 2015/2016 empfiehlt die LLH-Beratungsstelle Friedberg für Marktfruchtbetriebe in günstigen Lagen den Anbau folgender Sorten: Mehrzeilige Wintergersten: KWS Tonic, SU Ellen, KWS Meridian, Anja, Galation und die doppelt gelbmosaikresistente Nerz; Probeanbau neuer Sorten als vorläufige Empfehlung: Quadriga, Wootan, Tamina und die doppeltresistente KWS Keeper. Zweizeilige Wintergersten: Sandra, California, KWs Liga, SY Tepee und die doppelt gelbmosaikresistente Caribic; Probeanbau: Captain, KWS Infinity.
Für den Winterweizenanbau 2015/2016 empfiehlt die LLH-Beratungsstelle Friedberg für günstige Lagen folgende Sorten: E-Weizen: Akteur, Kerubino; Probeanbau neuer Sorten: Axioma, Gourmet, Julie. A-Weizen: JB Asano, Julius, Patras, RGT Reform, Rebell, Solehio, Ambello: Probeanbau: Folklor, Boregar, Rubisko, Spontan, Hyfi. B-Weizen: Colonia, Arezzo, Rumor, Desamo,Tobak, Matrix; Probeanbau: Alfons, Apian, Mescal, Bergamo, Bonanza, Benchmark, Faustus, Johnny, Partner. C-Weizen: Smaragd, Elixer; Probeanbau: Sarmund.
In einem zweiten Teil der Veranstaltung wurde über die Vermarktung diskutiert. Kurt Gröne, Leiter Qualitätsmanagement und Anwendungstechnik, berichtete, dass die HildebrandmühÂlen Frankfurt seit ihrer Renovierung 2014 zur europaweit tätigen GoodMills Group gehören. Die GoodMills Deutschland GmbH hat ihren Sitz in Hamburg und betreibt in Deutschland sieben Standorte. In Frankfurt werden jährlich rund 150 00 t Weizen und Roggen vermahlen.
Beim Getreideverkauf sollte man Geduld haben Über die Rahmenbedingungen des Getreide- und Ölsaatenmarktes 2015 sprach Carl Offergeld, Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG, Vertriebsgruppe Hessen, Hanau. Die EU sieht er 2015/16 erstmalig als weltweit führenden Weizenexporteur. Käufer europäischen Weizens seien vor allem Ägypten, Indonesien, Algerien und Brasilien. Qualitätsprobleme gäbe es bei allen Getreidearten und den Ölsaaten kaum. Die Käuferseite halte sich in der Hoffnung auf weiter fallende Preise zurück.
Die Entwicklungen auf den Aktienmärkten, Konjunkturprobleme in China, die Situation Russland/Ukraine und weitere Störfaktoren hätten dazu geführt, dass wir uns „inmitten eines überhitzten Panikmarktes“ befinden. Es bliebe derzeit nichts anderes übrig als Geduld zu haben, denn „frühestens ab Spätherbst kann deutscher Weizen wieder wettbewerbsfähig werden“, meinte Offergeld.
Rü – LW 37/2015