Ungleiche Weinernte

Aufsummiert über alle Weinanbauregionen im Lesergebiet, war 2011 mengenmäßig ein Normaljahr. Nach der knappen Ernte des Vorjahres eigentlich eine gute Nachricht, wäre da nicht die Frostnacht Anfang Mai gewesen, die die Ertragserwartungen etlicher Winzer zerstörte.

In der Pfalz waren etwa 5 000 ha frostgeschädigt. Auch in Rheinhessen hat es zahlreiche Anlagen erwischt. Trotz zweiten Austriebs war in den betroffenen Weinlagen nur wenig zu ernten und machte durch die unterschiedliche Ausreife des Erst- und Zweitaustriebes noch viel Handarbeit erforderlich. In der Pfalz wird mit einer Erntemenge von 2,1 Mio. Hektoliter (hl), das sind etwa sechs Prozent weniger als im 10-jährigen Durchschnitt, gerechnet. In Rheinhessen dagegen sind es sechs Prozent mehr und die Gesamterntemenge wird etwa auf 2,7 Mio. hl Wein geschätzt. Auch an der Hessischen Bergstraße und im Rheingau reiften sechs bis acht Prozent mehr Trauben heran. Zirka 34 000 hl an der Hessischen Bergstraße und 258 000 hl im Rheingau werden prognostiziert.

Partielle Hagelschläge, insbesondere in der Pfalz, verstärkten den ungleichen Herbst, wo einige Winzer gute Erträge bei sehr guten Qualitäten einfahren konnten, während andere nach den knappen Ernten der letzten Jahre wieder nur wenig Wein zur Verfügung haben. Ein kleiner Trost ist, dass diese Winzer nun von zinsverbilligten Krediten Gebrauch machen können, verkündete das Landwirtschaftsministerium vergangene Woche.

Die ersten 2011er Weine werden bereits vermarktet. Die Weine lassen dies auch zu, weil sie sich bei moderaten Säurewerten schon früh als sehr trinkreif präsentieren. Die lange Vegetationsdauer mit guter Wasser- und Nährstoffversorgung lässt sehr fruchtige und extraktreiche Weine erwarten. Besonders im Rotweinsektor besteht die Hoffnung auf höchste Qualitäten.

Henning Seibert