Unterwegs auf der Donau von Passau nach Budapest

Leser auf Flusskreuzfahrt: Österreich, Slowakei, Ungarn

Im Oktober unternahmen LW-Leser eine Flusskreuzfahrt auf der Donau von Passau nach Budapest und zurück. Während der Reise durch Österreich, die Slowakei und Ungarn gab es neben touristischen Zielen auch einiges Landwirtschaftliches zu entdecken.

Bei einer Flusskreuzfahrt auf der Donau durch Österreich, die Slowakei und Ungarn konnten die Leser landwirtschaftlicher Zeitschriften, darunter auch des LW, viel Interessantes entdecken.

Foto: Brüggemann

Auf dem Weg flussabwärts wurde zunächst ein Halt in der österreichischen Wachau eingelegt, die auf 35 km beidseits der Donau zahlreiche kulturelle und kulinarische Schätze birgt. Sie zählt zu den schönsten Natur- und Kulturlandschaften weltweit und ist seit dem Jahr 2000 Unesco-Weltkulturerbe. Hier ging es um Weinbau und insbesondere um die Marille. 21 Gemeinden gehören zur „Wach-auer Marille“, mit Sorten- und Gebietsschutz. Zur gleichnamigen Genossenschaft gehören etwa 1 000 Familien, die über etwa 100 000 Bäume in Gärten oder Streuobstwiesen verfügen. Jährlich werden etwa 1 000 t der wohlschmeckenden Aprikose geerntet, die eigentlich aus Asien stammt. Die Bäume wurden ab dem Jahr 1900 eher aus der Not heraus auf ehemaligen Weinbauflächen angepflanzt, die von der Reblaus befallen waren. Einer der bekanntesten Betriebe ist die Familie Aufreiter in Krems, die auf 10 ha Wein (Grüner Veltliner) und Marille anbaut, von dem ein Großteil direkt vermarktet wird. Arbeitsschwerpunkt beim Marillen-Anbau ist die Ernte, die ab dem 15. Juli beginnt. Die Früchte reifen ungleichmäßig ab, fallen vom Baum und müssen somit vier Wochen lang täglich ausgepflückt werden. Das vollreife Fallobst kann nur zu Schnaps verarbeitet werden. Ansonsten werden vielfältige Produkte, wie Marmelade, Gelee, Chutney, Marillenknödel, Likör und einiges mehr hergestellt.

Das ungarische Graurind wird als Arbeitstier und Fleischlieferant genutzt.

Foto: Brüggemann

Von Budapest aus ging es in die Puszta, eine weitläufige, 93 000 Quadratkilometer umfassende Tiefebene mit sandigen Böden und spärlicher Besiedelung. Um den Flugsand zu binden wurden Aufforstungsprojekte gestartet und großflächig Pappeln, Akazien und Ölweiden angepflanzt. In der sozialistischen Zeit nach dem zweiten Weltkrieg wurden aus je etwa 700 Betrieben mit 1 bis 4 ha Agrargenossenschaften mit 12 000 bis 15 000 ha gebildet, die vorwiegend Tierhaltung betrieben. Neben Wein, auch hier wegen der Reblaus aus anderen Gebieten verdrängt, wurden auch Feldfrüchte und Gemüse angebaut. Auffällig ist besonders der Anbau von Paprika, die in vielfältigen Größen, Formen und Geschmäckern produziert wird. Meistens ist es die dunkelrote Gemüsepaprika, die pulverisiert je nach Schärfe als „Süße Anna“ oder „Scharfer Stephan“ vermarktet wird.

Agrargenossenschaften privatisiert

Anfang 1990 wurden die Agrargenossenschaften privatisiert und jeweils 5 ha-Flächen an die ehemaligen Eigentümer zurückgegeben, entschädigt, verpachtet oder verkauft. Das anfängliche Verbot, landwirtschaftliche Flächen an Ausländer zu verkaufen, wurde mittlerweile aufgehoben, sodass maximal 300 ha/Person erworben werden können. Allerdings müssen die Käufer seit drei Jahren in Ungarn leben und sich mit Landwirtschaft befassen.

Rasante Pferdeshow auf Betrieb Tanyacsarda

Die Puszta ist für ihre Pferdezucht berühmt.

Foto: Brüggemann

Auf dem Betrieb „Tanyacsarda“, der seit der Wende als GmbH geführt wird, gab es für die Leser eine rasante Pferdeshow mit ungarischen Halbblütern und Lipizzanern. Der Betrieb hält 80 Pferde auf 49 ha und ist mit seinen etwa 80 Angestellten und zwei Restaurants komplett auf Tourismus ausgerichtet. Während der letzten Monate der Coronakrise mussten einige Pferde verkauft werden, der Betrieb erholt sich aber gerade wieder, wie der Betriebsleiter berichtete. Tolle Bilder der herbstlichen Landschaften der österreichischen und ungarischen Wachau bei herrlichem Sonnenschein, sowie Stadtbesichtigungen in Wien, Bratislava, Melk, Krems, Estergorm und Budapest rundeten die Reise ab. Da ein Schiff komplett mit 160 Lesern landwirtschaftlicher Fachzeitschriften und das zweite mit 130 Lesern bestückt war, darunter auch LW-Leser, entwickelte sich während der Reise ein reger Informationsaustausch bei bester Stimmung der Teilnehmer.

Brüggemann – LW 47/2021