Vermarktung ist der letzte Schritt

Noch steht das Getreide auf dem Halm und der kommende Ertrag sowie dessen Qualität in den Sternen. An den Getreidemärkten wird allerdings schon seit der Aussaat 2016 mit Argusaugen beobachtet, wie sich die Bestände in Deutschland, Europa und der Welt entwickeln – mit entsprechenden Auswirkungen auf das Preisgeschehen. Zwar sind die Lagerbestände global gut gefüllt, dennoch können schon relativ kleine Kalamitäten wie eine Trockenperiode im Frühjahr oder ein sich abzeichnender nasser Sommer auf regionalen Märkten zu Preis­bewegungen nach oben führen. Denn hohe Lagerbestände in anderen Erdteilen sind noch lange nicht am physischen Markt vor Ort. Große Sprünge sind zwar kurzfristig nicht zu erwarten, aber der Markt ist sicher bereit für eine Trend-Umkehr.

Auf der Grundlage ständiger Marktbeobachtungen sollte man sich rechtzeitig eine Strategie zurechtlegen, die es einem ermöglicht, die eigenen Preisvorstellungen zu verwirklichen. Grundlage dazu ist die Kenntnis der Kosten beziehungsweise des zu erreichenden Deckungsbeitrages der zur Vermarktung anstehenden Frucht. Der Handel bietet diesbezüglich verschiedene Vermarktungsmodelle an, die beispielsweise einen Mindestpreis garantieren, andererseits den Erzeuger an weiter steigenden Preisen teilhaben lassen. Diese Risikoabsicherung muss der Landwirt natürlich in Form von Gebühren bezahlen und vorher abschätzen, ob eine zu erwartende Preissteigerung diese Gebühren mit abdeckt. Im Falle einer Preissenkung ist dagegen die Sicherheit eines Mindestabgabepreises nicht zu unterschätzen. Nach wie vor gilt, dass eine Splittung der Vermarktungsmenge – vor, während und nach der Ernte – eine gute Strategie darstellt. Ein Baustein dieses Vorgehens ist das eigene oder gemietete Lager, welches dem Betrieb den notwendigen Spielraum verschafft. Wer über eigene Lagerkapazitäten verfügt, muss diese so herrichten, dass die Vermarktungsfähigkeit des Erntegutes erhalten bleibt.

Karsten Becker – LW 20/2017