Vermehrungsflächen sind weiterhin rückläufig
Mitgliederversammlung 2011 des Saatbauverbandes Hessen
Bei der Jahresmitgliederversammlung des Saatbauverbandes Hessen wurde vorige Woche in Eudorf über die Zukunftsaussichten der Saatgutbetriebe und über Instrumente zur Marktabsicherung bei Druschfrüchten informiert. Zu diesen Themen hörten etwa 60 erschienene Vermehrer und weitere interessierte Landwirte zwei Vorträge von Dr. Gerhard Schilling vom Bundesverband Deutscher Saatguterzeuger sowie von Georg Dierschke von der Wetterauer Agrar Service GmbH in Wölfersheim.
Vor den Gastvorträgen standen neben Verbandsregularien Berichte über das gegenwärtige Saatgutgeschäft seitens der VO-Firmen (Vertriebs-OrganisatioÂnen für Saatgut).Informiert wurde auch über die SaatgutÂanerkennung und Beschaffenheitsüberprüfung des Saatgetreide aus der vorigen Ernte von Mitarbeitern des Landesbetriebes LandÂwirtÂÂÂschaft Hessen und des LandesbeÂtriebs Hessisches Landeslabor. Vorsitzende Annette Seifert-Ruwe führte durch die Veranstaltung. „Das Herbstgeschäft 2010 bleibt für die SaatÂgutÂverÂmehÂrer seit Jahren endlich mal wieder als eine gute Saison in Erinnerung“, so Seifert-Ruwe.
Dr. Jörg Hüther vom Landwirtschaftsministerium in Wiesbaden ging zunächst kurz auf die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie ein und meinte, diese könne nur im freiwilligen Engagement der Landwirte erfolgreich durchgeführt werden. DaÂzu benötige man attraktive Agrarumweltprogramme, welche den daran teilnehmenden Landwirten außer ihren Mehraufwand auszugleichen, ebenso finanÂzielÂl Anreiz bieten würden. GleichÂzeiÂtig seien massive Einsparungen im EU-AgrarÂhaushalt zu befürchten. Weiterhin richtete Dr. Hüther einen Blick auf die gegenwärtiÂgen agrarÂpolitischen Rahmenbedingungen und hoffte für die Zeit nach 2013: „dass wir auch weiterhin in der Landwirtschaft die Unterstützung von der übrigen Gesellschaft bekommen.“
Mitgliedsbeitrag steigt ab 2012
Manfred Menz, Geschäftsführer des Saatbauverbandes Hessen, erläuterte das abgeschlosseÂne Geschäftsjahr 2010. Er beÂrichtete ferner von einer weiÂterhin rückläufigen Vermehrungsfläche im VerbandsÂgebiet, welche derzeit bei etwas über 3 000 ha angemeldeter Vermehrungsflächen der Saatbauverbandsmitglieder in Hessen liegt. Der Organisationsgrad im Verband der Vermehrer in Hessen beträgt rund 75 Prozent.
Der Saatbauverband Hessen wird straff geführt, wurde deutlich. Allerdings ist bei den Vermehrungsbetrieben ein StrukturÂwandel festzustellen. Um daher finanziell weiterhin in stabilen Verhältnissen zu bleiben, schlug Menz eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge mit Wirkung zum 1. Januar 2012 vor. Die Versammlung stimmte ohne Gegenstimmen dem Vorschlag zu, der nun einen Grundbeitrag von 30 Euro sowie einen Flächenbeitrag in Höhe von 2 Euro/ha bei Getreide sowie 4 Euro/ha bei Kartoffeln vorsieht.
Die Vermehrungsstruktur im Verband liegt beim Getreide im Mittel bei circa 55 ha je Betrieb und bei 14 ha je Betrieb bei Kartoffeln. Der Saatbauverband HesÂsen zählt derzeit 137 Mitglieder, von denen 61 Betriebe vermehren. Damit ist der Verband jetzt etÂwa bei einer MitÂglieÂÂderÂzahl angekommen, die jeder einÂzelne der beiden hessischen Saatbauverbände vor der Fusion im Jahr 1994 zählte. Vergleicht man allerdings die Enwicklung der Vermehrungsflächen in Deutschland mit der in Hessen im Zeitraum von 2009 bis 2010, so ist der Rückgang in Hessen mit 8 Prozent gesunkener Vermehrungsfläche nicht so stark ausgefallen wie bundesweit mit minus 12 Prozent.
Grundpreisfindung nach MATIF
Mit der Grundpreisfindung beim Saatgutwintergetreide, in Anlehnung an die WarenterminÂnotierung (MATIF), welche der Verband seinen Mitgliedern vorschlage, habe man bislang gute Erfahrungen machen können. Dieses Vorgehen sei aus kartellrechtlichen Gründen aber lediglich als eine Preisempfehlung an die angeschlossenen Vermehrer zu verstehen und kein festgesetzter Preis. Jeder Vermehrer müsse letztlich selbst versuchen, in den eigenen Verkaufsgesprächen den angemessenen Preis für sein Saatgut durchzusetzen.
Neues von der Anerkennung
Uwe Sander von der Saatgutanerkennungsstelle des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen berichtete, dass von den eingesandten Anerkennungsproben im vergangeÂnen Jahr nur ein geringer Anteil, insbesondere wegen einer niedrigen KeimÂfähÂigÂkeit nicht als Saatgut anerkannt werden konnten. Ein hoher Besatz habe im Vorjahr, im Gegensatz zu den früheren Jahren, kaum eine Bedeutung als Grund zur Aberkennung gehabt. Insgesamt sei er mit dem Ergebnis der Proben aus 2010 zufrieden.
Zum Umfang der anerkannten GeÂtreiÂÂdeÂsorten sagte Sander, dass die Vermehrer sich immer noch zu wenig auf Hauptsorten konzentrieren. „Ein weites Sortenspektrum zahlen die Vermehrungsbetriebe teuer, es rechnet sich nicht für die Betriebe“, betonte der LLH-Mitarbeiter. Auch bei Braugerste seien zu viele Sorten vertreten. Hier seien zur Zeit die Sorten Braemar, Propino, MarÂthe und Sunshine am stärksten vertreten. Vor allen Dingen rückÂten keine neuen herausragenden Sorten nach, stellte Sander zum Braugerstenanbau fest.
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Josef Planken sprach seitens der VO-Firmen über die Marktlage beim Saatgut. Das Geschäft mit Saatwintergerste sei nicht so zuÂfriedenstellend verlaufen. Braugerste enttäusche derzeit auch. Jedoch sei das Saatgetreidegeschäft mit Winterweizen in der Herbstsaison gut verlaufen, so dass man insgesamt auf einen erfolgreichen Saatgutvertrieb in der vergangenen Saison schaue.
Bezüglich der Kundenwünsche beim Weizensaatgut stelle man zwei Trends fest. Zum einen seien im Herbst Sorten wie Asano gefragt gewesen, welche sich durch Frühreife auszeichneten. Ein zweiter Trend sei nach Sorten mit stabiler Fallzahl festzustellen, so Planken.
Was brauchen Saatgutvermehrer?
Ein Gastreferat auf der Jahresmitgliederversammlung hielt der im Vorjahr neu gewählte Bundesvorsitzende und Vorstand der rheinland-pfälzischen Saatgutvermehrer, Dr. Gerhard Schilling, der neben einem Ackerbaubetrieb, welcher innerhalb einer Maschinengemeinschaft von 700 ha geführt wird, ferner seit zehn Jahren einen Getreidehandel betreibt sowie ein Weingut führt. Er sprach über das Thema „RahmenbedingunÂgen und Perspektiven für die Saatgutvermehrung in landwirtschaftlichen Betrieben“ und stellte heraus, dass eine erfolgreiche Saatgutvermehrung als wirtschaftliches Standbein im Betrieb ein Bündel an Erfolgsgrößen im Vermehrerbetrieb voraussetze. Außer den nötigen Anbauflächen und der Anlagenausstattung benötige der Erzeuger vor allen Dingen ein sehr hohes Fachwissen in Bezug auf die Produktionstechnik für die Saatgutvermehrung. Zertifzierungen, wie das selbst auferlegte QSS-System, seien künftig MarktÂzugangsvoraussetzungen. für die Betriebe. Allerdings seien zusätzliche firmenspezielle Zertifizierungen wie beispielsweise bei KWS-Lochow ungünstig für die Branche: „wenn dass so weitergeht, werden wir uns irgendwann nur noch auditieren“, kritisierte der Bundesvorsitzende.
Abwarten oder absichern?
Georg Dierschke von der Wetterauer Agrar Service GmbH stellte die Arbeit seines UnterÂnehÂmens als Zwischenhändler zwischen Landwirt und Börse vor, informierte über wichtige Einflussgrößen in der Welt auf den Getreidepreis und über MarktÂinstrumente zur preislichen Absicherung bei Getreide und Raps.
Der Strategie, sein Getreide beispielsweise nach der aktuellen Preisnotierung zu verkaufen, stünden Möglichkeiten des Kontraktes, eines Basisvertrages, Börsenkontraktes oder einer Option gegenüber. Das Optionsgeschäft kommt einer Versicherung gleich, bei der der Preis nach unten abgesichert werden kann, jedoch nach oben offen ist. Allerdings muss eine feste Prämie entrichtet werden. Jedes Instrument ist damit aus Sicht von Preis- und Mengenrisiken und seinen Kosten im Einzelfall her zu bewerten.
Große Getreideanbieter
Wie Vermarktungsstrategien aussehen könnten. Dazu seien Meldungen großer Getreideanbieter oder -nachfrager besonders relevant. Wichtige Informationen am Getreidemarkt in Europa stammÂÂten insbesondere von den großen exÂportierenden Erzeugerländern: Amerika (Kansas-Weizen), RussÂland, Ukraine, Kasachstan oder Nachfragern wie China. Moe