Vermeidung grüner Brücken zeigt Wirkung

Getreidevirosen – Aktueller Stand 2012

Mitte September bis Anfang Oktober wurden in besonders gefährdeten Regionen 15 Proben von Ausfallgetreide eingesammelt. Vorrangig waren dies Wintergerste und Winterweizen, einmal wurde Roggen und zweimal Sommergerste beprobt.

Das Gersten-Gelbverzwergungsvirus wird durch Blattläuse übertragen.

Foto: landpixel

Die Untersuchungen im Labor des DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach ergaben bei dem durch Blattläuse übertragbaren Gersten-Gelbverzwergungsvirus (BYDV), mit Ausnahme der Vorderpfalz, einen moderaten Befall, der in etwa dem des Vorjahres entspricht (s. S. 14). In der Vorderpfalz ist eine deutliche Zunahme des BYDV-Virus zu verzeichnen. Allerdings ist der Probenumfang mit drei Flächen für eine allgemein gültige Aussage zu gering. Der höchste Befall betrug hier 60 Prozent. In diesem Herbst waren 47 Prozent der Proben befallsfrei.

Erfreulich ist der Rückgang in allen Regionen beim Weizen-Verzwergungsvirus (WDV), das durch Zikaden übertragen wird. Offensichtlich wirkt sich hier die meist konsequentere Ausfallgetreidebekämpfung positiv aus. Trotzdem gibt es in Einzelfällen hohe Befallsquoten von bis zu 82 Prozent, aber immerhin waren 73 Prozent der Proben ohne Befall.

Frühsaaten beobachten

Obwohl in zwei Fällen der Vorderpfalz deutlicher BYDV-Befall registriert wurde, wird das Risiko für einen Virusbefall, hervorgerufen durch Blattläuse, eher als gering bis moderat angesehen. Die Blattlausbesiedlung der neuen Saaten fand bis Mitte Oktober kaum statt. In der Phase des goldenen Oktobers von 15. bis etwa 23. konnte Blattlausflug festgestellt werden. In Risikogebieten und bei früher Saat ist die Beobachtung der Blattlausbesiedlung angezeigt.

Hilfestellung zur Abschätzung der Blattlausentwicklung im Herbst bietet im Internet das Prognosemodell SIMLAUS unter www.isip.de. Hier wird eine Befallsgefährdung in Abhängigkeit des Auflauftermines angezeigt. Bei Befallshäufigkeiten von über 20 Prozent (Kontrollen vorwiegend an warmen, sonnigen Nachmittagen) kann eine Bekämpfung im 2- bis 3-Blattstadium aus Sicherheitsgründen sinnvoll sein.

Zikaden, Überträger des WDV-Virus, sind mehr oder minder stetig anzutreffen, allerdings verstärkt an geschützten Stellen beziehungsweise in der Nähe von Hecken oder Gebüsch. Bei warmer sonniger Witterung ist die Mobilität deutlich verstärkt. Im Frühjahr 2012 zeigten viele Wintergersten- und Winterweizenfelder WDV-Befall; ein Ergebnis des extrem warmen Herbstes 2011. Chemische Maßnahmen gegen Zikaden sind kaum wirksam.

Positiv ist, dass in der Praxis aus den Erfahrungen vergangener Jahre stärker auf die Unterbrechung der „grünen“ Brücke geachtet und zusätzlich mit verzögerten Saatzeiten reagiert wird.

Dr. Sabine Fabich, Ulrich Nöth, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Bad Kreuznach – LW 44/2012