Versuch und Praxis

Obwohl die Weizenernte noch immer nicht abgeschlossen ist, zeigen die ersten Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV) offensichtlich, dass es nicht zu der befürchteten Missernte beim Getreide gekommen ist, wie wegen der lang­an­hal­ten­den Trockenheit befürchtet wurde.

In der Praxis sehen die Ernte-ergebnisse allerdings oft ganz anders aus – so auch diesmal: Während die optimal geführten und meist auf besseren Standorten gelegenen LSV-Flächen sowohl ertraglich als auch qualitativ zufriedenstellend gedroschen haben, werden die Sorgenfalten vieler Betriebsleiter immer tiefer. Denn nach den meist schwachen ersten Grün­landschnitten kann nun nur noch Mais die Ver­sorgungssituation mit wirtschaftseigenem Futter verbessern. Dennoch liefern die LSV-Auswertungen wichtige In­formationen darüber, welche Sorten aufgrund ihrer agronomischen Eigenschaften – gerade in solch schwierigen Jahren – besser mit Trockenstress zurecht kommen (s. LSV Wintergerste ab S. 26).

Um diesen standortangepass­ten Sorten einen guten Start in die kommende Vegetationsperiode 2011/2012 zu sichern, ist nicht nur die genetische Austattung des Saatgutes entscheidend, sondern auch die mit dem notwendigen Beizschutz. Die Bienenschäden von vor drei Jahren haben diesbezüglich einige Einschränkungen beziehungsweise Verbesserungen mit sich gebracht. Welche Maßnahmen im Raps (S. 17) und im Getreide (S. 19) möglich und nötig sind, lesen Sie in unserem Schwerpunkt Herbstbestellung.

Ebenfalls ein Beispiel für den Unterschied zwischen Versuch und Praxis ist die Bewertung der Fallzahl beim Getreide als Qualitätsmerkmal für die Backeigenschaften: Ebenso wichtig wie die bei der Sortenbeschreibung angegebenen Werte ist in der Praxis die Fallzahlstabilität, denn hier kann nicht immer zum optimalen Zeitpunkt geerntet werden. Mehr dazu in der Rubrik Pflanzenbau ab Seite 24.

Karsten Becker