Vertrauensverlust

Das Schlimmste an dem Pferdefleischskandal ist der Verlust an Vertrauen in einwandfreie Lebensmittel bei den Verbrauchern und die Konsequenz, die viele Menschen daraus ziehen könnten, nämlich auf Fleisch vorerst oder ganz zu verzichten. Leidtragende sind somit auch die Landwirte, die mit dem Skandal nichts zu tun haben.

Die Verbraucher, die die Tiefkühlfertigprodukte gekauft haben, sind mit der Falschetikettierung ganz klar getäuscht worden. Wenn Pferdefleisch als Zutat verwendet wird, ist daran nichts auszusetzen, allerdings muss es ausdrücklich gekennzeichnet werden. Der Betrug hatte seinen Anreiz durch den eklatanten Preisunterschied. Rindfleisch kostet etwa fünfmal mehr als Pferdefleisch. Bei den in Rede stehenden 750 Tonnen Pferdefleisch könnten von Betrügern also Millionen Euro abgeschöpft werden.

Der kriminellen Energie, die sich dabei entwickelt, kann man kaum durch mehr Vorschriften begegnen. Gleichwohl wäre es richtig, die Strafen für Betrug bei Lebensmitteln und den Verfolgungs- und Kontrolldruck zu erhöhen. Das wäre die Politik nicht nur den Verbrauchern schuldig, sondern auch der Landwirtschaft, die selbst mit hohem Aufwand dokumentiert und mit ebenso hohem Aufwand kontrolliert wird.

Bei all der Aufregung darf man nicht vergessen, dass die Kontrollen ja durchaus funktioniert haben und das falsch deklarierte Pferdefleisch entdeckt wurde. Der Verbraucher muss sich darauf verlassen können, dass auch preisgünstige Lebensmittel qualitativ in Ordnung und richtig deklariert sind. Deshalb müsste vor allem der Handel konsequenter kontrollieren, auf Qualität und Herkunft achten und auf angemessene Preise setzen.

Cornelius Mohr