„Verwertungslücke“ ein stückweit geschlossen

Schwälbchen-Chef „sehr zufrieden“ mit Konsummilch-Preisabschluss

Die deutliche Preiserhöhung für Konsummilch, die die Molkereien vor etwa einer Woche gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) durchsetzen konnten, kommt insbesondere in Hessen und Rheinland-Pfalz tätigen milchverarbeitenden Unternehmen und deren Lieferanten zugute. Im Gespräch mit dem LW äußert sich Günter Berz-List, Vorstand der Schwälbchen Molkerei, „sehr zufrieden“ mit dem aktuellen Abschluss. Konsummilch hat einen hohen Vermarktungsanteil bei Schwälbchen.

Günter Berz-List

Foto: privat

Zeitungsmeldungen, wonach die Molkereien Preiserhöhungen von knapp 10 Cent durchsetzen konnten, müsse man allerdings mit Blick auf die zu erwartenden Auszahlungspreise für die Erzeuger richtig einordnen, sagt Berz-List. Entscheidend sei hierbei der Anteil der Konsummilch an der Vermarktung der Molkerei. Bei Schwälbchen beträgt dieser 40 bis 45 Prozent. Beim Bad Schwalbacher Unternehmen kommt hinzu, dass die Preise für die Produkte der grünen Linie, der Regionalmarke von Schwälbchen, gesondert verhandelt werden.

Gleichwohl werden laut Berz-List die Auszahlungspreise spätestens im November deutlich anziehen, zumal auch die Abschlüsse für Sahne und Quark vor einigen Tagen Preiserhöhungen brachten, wenn auch nicht in der gleichen Größenordnung. Für die Milcherzeuger wird es laut Berz-List Auszahlungserhöhungen „um einige Cent“ geben.

Zurückgehende Erzeugung und gute Exporte

Die Ausgangssituation bei den Preisverhandlungen gestaltete sich laut Berz-List folgendermaßen: Der Lebensmittelhandel wusste, dass die Milch knapp ist. Dies ergab sich aus einer nachlassenden Anlieferung im zweiten Halbjahr und einem nach wie vor gut laufenden Export, trotz Wirtschafts- und Finanzkrise. Auch die Geschäfte mit dem LEH, den Großabnehmern und der Industrie laufen gut, so Berz-List. Die Mengen gehen also weg.

Auf der anderen Seite war es offensichtlich, dass für die Molkereien bei den bislang gezahlten Preisen das Ende der Fahnenstange erreicht war. „Mit diesen H-Milchpreisen ging es nicht mehr“, sagt Berz-List. „Da ist auch nichts mehr mit Kostendegression zu holen.“ Die Molkereien blieben diesmal also standhaft gegenüber dem Handel. Angesichts der erwarteten deutlichen Preiserhöhungen waren die Verhandlungen nach dem Eindruck von Berz-List „sehr intensiv.“

Verwertungslücke zwischen Käse und Trinkmilch

Der Schwälbchen-Vorstand hofft nun, dass die Lücke in der Milchverwertung zwischen Konsummilch und Käse ein stückweit geschlossen wird. In der Vergangenheit gereichte der große Anteil von Konsummilchprodukten dem Unternehmen wie auch anderen Molkereien in der Region zum Nachteil. Milchverarbeiter erzielten unter anderem mit Käse eine viel größere Wertschöpfung. Diese „Verwertungslücke“ besteht nach Angaben von Berz-List schon seit 2011. Da könnten die Milchlieferanten nervös werden. Nach Angaben des Schwälbchen-Vorstandes sind aber die Erzeuger dem Unternehmen treu geblieben.

Schwälbchen hat in Erwartung von Preiserhöhungen schon im September 1,5 Cent mehr ausgezahlt und lag bei 30,25 Cent pro Kilogramm. Wichtig ist für Berz-List, dass das jetzt verhandelte Preisniveau Bestand hat. Insbesondere für die Erzeuger seien die starken Schwankungen zwischen 23 und 34 Cent in den vergangenen zwölf Monaten eine Berg- und Talfahrt und auch unter Liquiditätsaspekten schwierig gewesen. Die Schwälbchen Molkerei verarbeitet im Jahr rund 150 Mio. Kilogramm Milch, die von rund 500 Milch-erzeugern geliefert werden.

CM – LW 45/2012