Vielseitiger Partner des Jägers und keinesfalls ein „Raubein“

Pudelpointer-Vorstehhunde leisten ein weites Arbeitsspektrum

Man sieht ihm sein 140-jähriges Erbe nicht an: Der Pudelpointer (PP) ist eine der ältesten Vorstehhunderassen in Deutschland. Entstanden ist diese Rasse tatsächlich durch die gezielte Kreuzung aus – damals noch als Jagdhund geführten – schwarzen Königspudeln und den englischen Pointern. Das Ziel am Ende des 19. Jahrhunderts: die Vorzüge beider Ursprungsrassen zu vereinen und konstant in Reinzucht mit Pointer-Rückkreuzungen weiter zu entwickeln. Der Pudelpointer ist demnach kein Schlag der deutschen Vorstehhunderassen, sondern geht genetisch allein auf die beiden Ausgangsrassen zurück. Gleichwohl haben Pudelpointer zur Gründung der Rasse Deutsch-Drahthaar maßgeblich beigetragen.

Pudelpointer bringen insbesondere bei der Jagd auf Schwarzwild häufig genau das richtige Maß an Schärfe mit, statt blinder Passion.

Foto: Marion Pospisil

Wer den Pudelpointer nicht kennt, wird es zunächst nicht für möglich halten, dass dieser ruhig wirkende Jagdhund im Stande ist, im Feld ebenso wie der Pointer im nächsten Moment sehr schnell zu arbeiten und wenn es von ihm erwartet wird, auch kurz unter der Flinte das Wild zu suchen. Ebenso als Waldhund bewährt sich der PP immer wieder, sei es bei der Stöberarbeit oder bei der Nachsuche. Sein tiefer Laut beim Totverbellen eines Schalenwildes ist ein weiteres herausragendes Charakteristikum.

Worin liegen die Stärken des PP bei der Jagd?

Was kann der Pudelpointer? Der PP kann alles, außer Baujagd. Den Jägern sind eher die vielen Vorzüge des Pointers bekannt als die des Pudels. Der Pointer ist ein im Feld bestens einsetzbarer englischer Vorstehhund mit einer sehr feinen Nase, viel Temperament und Ausdauer, festem Vorstehen und besten Manieren bei der Jagd. Aber auch der Pudel wurde vom alten englischen Landadel für den Einsatz auf der Jagd geschätzt.

Was kann der PP besonders gut und worin ist er vielleicht nicht so gut wie ein anderer Jagdhund? Sehr gut sind die Anlagen des PP, insbesondere die Nase, das Vorstehen, die Führigkeit, Wasserpassion und Intelligenz. Weniger gut ist das uneinheitliche Erscheiungsbild des PP, weniger in der Farbe, als in der Haarlänge. Leichtführig und lernwillig stellt sich der Pudelpointer bei allen jagdlichen Aufgaben in den Dienst seines Führers. Das Pudelerbe zeigt sich in der Intelligenz und Wasserfreude, dem Spurwillen und Spurlaut, der Bringfreude und Findigkeit bei der Verlorensuche, der Raubwildschärfe und Stöberpassion.

Bei der Niederwildjagd im Feld suchen PP schnell und raumgreifend mit feiner Nase, stehen in tiefer Haltung fest vor und ziehen ruhig nach – das Pointererbe ist hier unverkennbar. Auf der Nachsuche und beim Stöbern auf Schalenwild leisten sie als ausgesprochene „Allrounder“ Außergewöhnliches – und bringen insbesondere auf Schwarzwild das richtige Maß an Schär­fe mit, statt blinde Passion.

PP ist gut dressierbar, ihn als Vollgebrauchshund einsetzen

Besonders interessant für Erstlingsführer ist die ausgesprochen gute Dressurfähigkeit der Pudelpointer. Je nach Revieranforderungen lassen sie sich ebenso gut als kurzjagende Stöber- und Buschierhunde abrichten, wie als weitsuchende Feldhunde.

Als Vorstehhund vereint der Pudelpointer die Vorzüge des englischen Pointers mit denen des ursprünglich königlichen Pudels, der auch über spezielle Jagdeigenschaften verfügt.

Foto: Marion Pospisil

Die Wasserpassion des Pudelpointers ist ein typisches Rassecharakteristikum. Mit dem PP an der Leine ist man auf jeder Jagd gern gesehen, sei es bei der Niederwildjagd auf Ente, Hase und Fasan oder im Hochwildrevier auf Sau und Hirsch.

Foto: Marion Pospisil

Als Waldhund bewährt sich der PP ebenso immer wieder, sei es bei der Stöberarbeit oder bei der Nachsuche. Sein tiefer Laut beim Totverbellen eines Stückes Schalenwild ist auch ein typisches Merkmal des PP und unvergessliches Erlebnis für Führer und Schützen.

Foto: Marion Pospisil

Wer die Gelegenheiten hat, kann sich seinen PP für fast alle Jagdarten abrichten und ist damit auf jeder Jagd gern gesehener Gast – sei es auf Enten, Gänse, Kaninchen, Hasen und Fasane in einer Niederwildjagd oder im Einsatz als schneidige, aber besonnene Finder im Hochwildrevier auf Sau und Hirsch.

Begehrte Hunde – mittelgroß und kräftig bemuskelt

Laut dem Zuchtziel dieser Rasse soll der Pudelpointer „ein geschlossenes, hartes, anliegendes, mittellanges Stockhaar mit guter Unterwolle haben, der Kopf ist rau behaart mit starkem Bart und ausgeprägter Behaarung der Augenbrauen und Stirnlocke.“ Pudelpointer werden einfarbig dürrlaubfarben, mittelbraun bis dunkelbraun und schwarz gezüchtet, wobei kleine weiße Abzeichen ohne Belang sind. Die Hunde sind mittelgroß, im Gebäude nahezu quadratisch und kräftig bemuskelt. Rüden erreichen 60 bis 68 cm, Hündinnen 55 bis 63 cm Stockmaß.

Oft werden PP auf den ersten Blick mit einfarbig-braunen Deutsch-Drahthaar verwechselt. Wer jedoch einmal den lebhaften, besonderen Blick der dunkelbraunen oder bernsteinfarbenen Pudelpointer-Augen bemerkt hat, wird sich daran immer wieder erinnern.

Pro Jahr fallen in Deutschland im Durchschnitt nur rund 120 Welpen, in Österreich ist die Rasse ebenfalls verbreitet. Daher ist die Nachfrage nach diesen in jeder Hinsicht besonderen Hunden derzeit außerordentlich groß – der rechtzeitige Kontakt mit einer Züchterin oder einem Züchter ist also unbedingt notwendig.

Auch als Familienhund vorzüglich geeignet

Der Pudelpointer ist trotz seiner ausgeprägten Wildschärfe ein vorzüglicher Familienhund mit intensiver Führerbe­zogenheit und wird als vielseitiger Jagdgebrauchshund für die Feld-, Wasser-und Waldarbeit gezüchtet. Schon im Welpenalter des PP werden die Grundlagen für die später so wichtigen Eigenschaften wie Gehorsam und jagdliche Einsatzfähigkeit gelegt. Die Tauglichkeit prüfen die Jagdgebrauchtshundevereine nach präzise definierten Vorgaben.

Nicht nur beim PP auch bei den anderen Vorstehhunde-Rassen müssen sich die Jäger fast flächendeckend in Deutschland inzwischen einiges einfallen lassen, um ihren Jagdkumpanen entsprechend seiner hervorragenden Anlagen und seines Arbeitswillens auslasten zu können. Denn aufgrund der rückläufigen Niederwildbesätze ist die Arbeit des Vorstehens weniger erforderlich geworden. Somit konzentriert sich die Arbeit mit den großen Vorstehhunde-Rassen heute vielfach auf die Arbeit nach dem Schuss, wie Apportieren im Feld, im Wald und aus dem Wasser sowie auf die Schweißarbeit. Damit die Hunde dennoch ihrer Veranlagung entsprechend eingesetzt werden können, muss man als Halter kreativ sein. Beispielsweise im Sommer in einem Revier mit Kanin intensiv das Vorstehen und Apportieren üben oder jetzt im September in Revieren mit Gewässern Enten zu bejagen, um seinen Hund Wasserarbeit zu bieten. Auch das An­legen von Langschleppen gehört dazu.

Hubert Rasig/Harald Gippert – LW 39/2014