Vor dem Anblasen muss an vieles gedacht werden
Worauf bei Treib- und Drückjagden zu achten ist
Jetzt ist die Zeit der Treib- und Drückjagden. Große Verantwortung haben sowohl der zur Gesellschaftsjagd einladende Revierinhaber als auch der Jagdgast. Gerhard Westendorf, SVLFG, hat wichtige Aspekte zusammengefasst, die sich der Jagdherr und seine JagdgäsÂte in Erinnerung rufen sollten, bevor zur Jagd angeblasen wird.

Foto: Gerhard Westendorf
Der Jagdleiter sollte die VSG als eine Checkliste für den sicheren Ablauf der Treibjagd nutzen, die für jeden Teilnehmer konsequent gelten muss. Die Jagdgäste zeigen dem Jagdherrn bei der Begrüßung unaufgefordert den gelösten Jagdschein. Das sollte Praxis sein und schützt beide vor bösen Überraschungen. Für alle an der Gesellschaftsjagd teilnehmenden Personen gilt, dass die Kleidung sich deutlich von der Umgebung abheben muss.
Hohe Verantwortung für den Jagdleiter und die Schützen
Eine Jagd verläuft fast immer wie gewünscht – wenn sie rechtzeitig und gut geplant wurde, Jäger und Treiber mit Hunden in notwendiger Anzahl eingeladen wurden und der Jagdleiter klare Vorgaben macht, beziehungsweise den Ablauf genau erläutert. Nur so werden alle BeÂteiligten nach erfolgreicher Jagd gesund und zufrieden nach Hause gehen.
Die vorstehenden und flankierenden Schützen sollten zumindest ein Signalhutband tragen. Treiber- und Durchgehschützen sind mit gelber Regenbekleidung oder Brustumhängen in orange-roter Signalfarbe auszurüsten. Ebenfalls geeignet sind rote Faserpelzjacken oder Forstbekleidung mit roten Signalpartien.
Ein Jagdleiter ist immer dann erforderlich, wenn mehr als vier Personen gemeinsam jagen. Er hat die Aufgabe, die gesamte Jagd zu koordinieren und zu steuern. Dabei sollte er frühzeitig an folgende Punkte denken:
- Welche Treiben sollen durchgeführt werden? Hierbei ist zu beachten, dass unbeteiligte Personen, wie Spaziergänger, Jogger oder Straßenverkehrsteilnehmer nicht gefährdet werden, indem zum Beispiel von der Straße weggetrieben wird und Hinweisschilder sowie Warnposten aufgestellt werden.
- Wo sollen die Schützen angestellt werden?
- Welche Schussbereiche werden festlegt?
- Wie sollen Treiber und Jäger transportiert werden?
- Wer versorgt das Wild nach den Treiben (Wildbrethygiene)?
- Wie erfolgt die Vermarktung des Wildbrets?
- Wo werden das Mittagessen und das Schüsseltreiben stattfinden?
Ansprache ist wichtig für den sicheren Jagdablauf
Neben den organisatorischen Pflichten, ist die Ansprache des Jagdleiters mitentscheidend für den sicheren Ablauf der Jagd. Bei der Begrüßung sind die Gruppen einzuteilen, ihre Führer zu benennen und alle Beteiligten den Transportfahrzeugen zuzuordnen. Ferner ist darauf zu achten:
- dass alle Beteiligten signalfarbene Kleidung tragen,
- dass die Jagdsignale einmal vorzublasen sind,
- welche Wildarten geschossen werden dürfen,
- welche maximal zulässige Schrotstärke vorgeben ist,
- dass bei Stahlschroten die Gefahr von Abprallern besonders hoch ist (deshalb unbedingt den vorgegebenen Schussbereich einhalten),
- dass auf Schwarzwild nur Vorstehschützen mit Flintenlaufgeschossen nach außen schießen dürfen, wenn auch ein KugelÂfang vorhanden ist,
- dass weder im Treiben noch ins Treiben mit Büchsen- oder Flintenlaufgeschossen geschossen werden darf,
- dass vor und während der Jagd Alkoholverbot gilt,
- dass die Waffe außerhalb der Treiben offen, mit der Mündung nach oben und entladen zu tragen ist,
- dass vor dem Überwinden von Hindernissen und beim Transport auf Fahrzeugen die Waf-fen zu entladen sind,
- dass Waffen nur auf dem Stand geladen und entladen werden (Ausnahmen kann der Gruppenführer erteilen),
- dass Waffen erst unmittelbar vor der Schussabgabe zu entsichern sind,
- dass auf waidgerechte SchussÂentfernung zu achten ist,
- dass nach dem Einnehmen des Standes eine Verständigung mit den Nachbarn erfolgen muss,
- dass das Verlassen des Standes nur mit Erlaubnis des Jagdleiters und nach vorheriger Verständigung mit den Nachbarn geschehen darf,
- dass nicht in Richtungen angeschlagen oder geschossen werden darf, in denen sich Personen in gefahrbringender Nähe befinden,
- dass ein Durchziehen durch die Schützen- und Treiberlinie verboten ist,
- dass Schützen, die sich nicht an die sicherheitsrelevanten Vorgaben halten, von der weiteren Jagd ausgeschlossen werden.
Richtiges Verhalten im unübersichtlichen Gelände

Foto: Christian Raupach
Ist das Gelände so unübersichtlich, dass der direkte Nachbarschütze/Treiber nicht erkannt werden kann, muss die Waffe des Durchgehschützen grundsätzlich entladen sein. So bei Mais, mannshohen Senfflächen, ForstÂanpflanzungen, NaturverjüngunÂgen und vergleichbaren Kulturen.
Nicht jede denkbare Jagdsituation mit entsprechender Geländeform kann beschrieben werden. Jeder Schütze ist für seinen Schuss verantwortlich und unabhängig von allen Begleitumständen gilt für den einzelnen Schützen: Wenn sich Personen in GeÂfahr bringender Nähe befinden, darf in diese Richtung weder angeschlagen noch geschossen werden.
– LW 50/2013