Vorsitzende Karin Lölkes wiedergewählt

Mitgliederversammlung des KBV Marburg

Karin Lölkes ist auf der Mitgliederversammlung des KBV Marburg-Kirchhain-Biedenkopf für weitere drei Jahre zur Vorsitzenden gewählt worden. In geheimer Wahl erhielt sie 63 Ja-Stimmen von insgesamt 67 Stimmen bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Lölkes war vor drei Jahren als Nachfolgerin von Erwin Koch gewählt worden. Wiedergewählt wurden die Vorstandsmitglieder Josef Nau, Schröck, und Walter Preuß, Hülshof, mit 64 beziehungsweise 66 Ja-Stimmen.

Karin Lölkes (Mitte) mit ihrem Vorstand. Rechts HBV-Vizepräsident Volker Lein, links Geschäftsführer Heinz-Hermann Nau-Bingel.

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KBV-Geschäftsführer Heinz-Hermann Nau-Bingel berichtete zuvor über das vergangene Geschäftsjahr. Schwerpunkte der Arbeit in der Geschäftsstelle waren Hilfestellungen bei der Umsetzung der Düngeverordnung und bei Nährstoffbilanzen und Beratung in der Sozialversicherung, insbesondere bei den Renten. Außerdem standen unter anderem steuerliche Fragen, die Beantragung der Betriebsprämien, rechtliche Fragen, die Nachbauregelung, Pacht- und Kaufverträge auf der Agenda. Darüber hinaus wurden wieder Junglandwirtestammtische organisiert. Die Rechtsberatung übernimmt Stephanie Eggers, Rechtsanwältin und Geschäftsführerin des KBV Vogelsberg. Der Haushalt des KBV Marburg-Kirchhain-Biedenkopf schloss mit einem Überschuss ab. Vorstand und Geschäftsführung wurden einstimmig entlastet. Der KBV hat 2011 Mitglieder und 39193 Hektar angeschlossene Fläche. Der Rückgang der Mitgliedschaft beträgt laut Nau-Bingel rund 30 Mitglieder pro Jahr.

Satzungsänderung zu Ortsbauernverbänden

Als Reaktion auf die Tatsache, dass in manchen Orts- und Stadtteilen kein Ortsbauernverband mehr besteht, hat der KBV einstimmig eine Satzungsänderung beschlossen. Demnach kann der KBV-Vorstand den betreffenden Ortschaften eine Vertrauensperson ernennen, um die örtlichen Aufgaben des KBV zu unterstützen. Außerdem sollen die Mitglieder des KBV in den Regionen Biedenkopf, Marburg und Kirchhain jeweils einen Bezirksverband bilden.

Im postfaktischen Zeitalter geht es nur noch um Emotionen

Öffentlichkeitsarbeit auch beim KBV Marburg Thema

Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit nimmt einen immer breiteren Raum bei den Aktivitäten der Kreisbauernverbände ein, so auch beim KBV Marburg-Kirchhain-Biedenkopf. Dieser hat mit einer Serie über die Landwirtschaft in der lokalen Presse, mit einer Reihe von Presseterminen und jetzt mit einem Video über die Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit dem Kreis einige erfolgreiche Aktionen vorzuweisen. Vergangenen Samstag war die Öffentlichkeitsarbeit Schwerpunktthema bei der Mitgliederversammlung in Weimar-Roth Mit Auftritt der Grußwortredner wurde auch deutlich, dass der KBV über gute Kontakte zur Kommunalpolitik verfügt.

Jürgen Paffen engagiert sich für die Aktion „Heimische Landwirtschaft“. Der 56-Jährige ist Geschäftsführer einer Agrargenossenschaft in Thüringen.

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Der CDU-Kreisvorsitzende und hessische Finanzminister, Dr. Thomas Schäfer, sprach von einer aufgeregten Welt, in der sich die Öffentlichkeitsarbeit verändert habe. Argumente entfalteten nicht mehr ihre Wirkung. Diejenigen verschafften sich Gehör, die Aufregung produzierten. Dagegen sei mit Broschüren kaum etwas auszurichten. In der Öffentlichkeitsarbeit komme es vielmehr auf die richtigen Begriffe an. Es sei deshalb richtig, von einem „Lebensministerium“ zu sprechen, wie Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner es tue. Schäfer empfahl bei der landwirtschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit die Lebensmittelseite zu betonen. Diese sei womöglich besser geeignet, weil sie emotionaler sei, als die Produktionsseite. Landrätin Kirsten Fründt (SPD) lobte ebenso wie Schäfer das Imagevideo über die Landwirtschaft im Landkreis. Darin werde deutlich, „mit welcher Herzensfreude die Bauern ihre Höfe bewirtschaften. Wichtig seien die Veranstaltungen auf den Höfen, sagte sie. Der Vorsitzende des Kreistages, Detlef Ruffert (SPD), schwärmte von der Sitzung des Kreistages auf dem Hof von Uli Zick, die den Nichtlandwirten gute Einblicke in das Wirtschaften vermittelten. Für den Vizepräsidenten des Hessischen Bauernverbandes, Volker Lein, ist es wichtig, Glaubwürdigkeit zu vermitteln. Der einzelne Betrieb müsse im Vordergrund stehen, denn, so Lein, „dem einzelnen Bauern wird eher geglaubt als einem Lobbyverband.“ Auch Vorsitzende Karin Lölkes (siehe Beitrag S. 43) ging schwerpunktmäßig auf die Öffentlichkeitsarbeit ein. So gab es eine Reihe von Pressegesprächen und Veranstaltungen auf den Höfen, unter anderem das Kreiserntedankfest. Besonders hob sie die über drei Monate laufende vierzehntäglich veröffentlichte Reportagen-Serie in der Oberhessischen Presse hervor.

Zahlen, auch falsche, bleiben in den Köpfen

Jürgen Paffen erläuterte in seinem Vortrag, wie heute Kampagnen geführt und Stimmungen in der Öffentlichkeit erzeugt werden. Der Agraringenieur und Leiter eines großen Betriebes in Thüringen, führte dies in der Versammlung vor mit der Behauptung, 6 000 Menschen würden an Mykotoxinen sterben, nicht an Pestizidrückständen. Dass diese Zahl nicht hinterfragt wurde, auch von den Versammlungsteilnehmern nicht (in Deutschland oder weltweit, pro Jahr?) sei normal. Dabei sei die Zahl frei erfunden. Sie bleibe aber in den Köpfen hängen. Nach diesem Prinzip arbeiteten NGO, sagte Paffen, und die Landwirtschaft stehe unter deren Dauerbeschuss. Er verglich das mit dem bösen Mann im dunklen Keller, der einem als Kind Angst mache. Der Keller ist die Landwirtschaft, und die NGO würden am liebsten den Keller abschaffen. Deshalb müssen die Landwirte Licht in den Keller bringen, sagte Paffen. Für ihn ist die Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiger Produktionsfaktor für die Betriebe. Denn durch politische Entscheidungen, die auf Stimmungen basiere, verlören die Betriebe viel Geld. Beispiel ist das drohende Verbot von Glyphosat oder die Diskussion um Steuern auf Pflanzenschutzmittel. Die Meinungsbildung erfolge allerdings heute eher intuitiv statt analytisch, so Paffen. Emotionalen Angriffen (Glyphosat ist krebserregend) könne man nicht mit sachlichen Argumenten entgegentreten. Recht habe heute, im postfaktischen Zeitalter, derjenige, der die Bevölkerung hinter sich hat.

Einfache und emotionale Botschaften

Vor Ort könne der einzelne Landwirt sein Umfeld erreichen durch Hoffeste oder durch Engagement im Dorf. Um aber die Bevölkerung in den Städten und landwirtschaftsferne Bevölkerung zu erreichen, brauche man andere Instrumente. Hier komme es darauf an, einfache und emotionale Botschaften zu vermitteln. Der Verbraucher möchte ein gutes Gefühl. Um diese Anforderungen zu erfüllen, müsste die Öffentlichkeitsarbeit auf dieser Ebene von Profis gestaltet werden. Die Initiative heimische Landwirtschaft, für die sich Paffen seit Jahren engagiert, setzt dabei auf Radiowerbung. Sie erreiche eine große Anzahl von Menschen und sei vergleichsweise preisgünstig. In Thüringen habe man eine gute Resonanz. In den Spots werden verschiedene Produktionsrichtungen präsentiert und das Engagement der Landwirte für gute Lebensmittel und für eine intakte Kulturlandschaft hervorgehoben. Im vergangenen Jahr liefen auch Radiospots auf FFH in Hessen. Um die Initiative zu unterstützen, kann man Mitglied der heimischen Landwirtschaft werden. In Hessen sind noch mehr Mittel erforderlich, um kontinuierlich zu werben. Der Mindestbeitrag ist 100 Euro. (siehe auch www.heimische Landwirtschaft.de).

CM – LW 13/2018