Vorteile für den Gewässerschutz

Ökotag bei der landwirtschaftlichen Woche in Baunatal

Die Rolle des ökologischen Landbaus für den Grundwasserschutz stand im Fokus des Ökotages auf der landwirtschaftlichen Woche Nordhessen. Ein Blick auf die kürzlich vorgelegte „Evaluierung der Be­ratung zur Wasserrahmenrichtlinie“ rundete das Thema ab.

Dr. Bernhard Wagner vom „Wassergut Canitz“ sprach über die Bedeutung des Ökolandbaus für den Gewässerschutz.

Foto: Heinz Gengenbach

Prof. Dr. Jürgen Heß, Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel in Witzenhausen, verwies auf die teils unzulässig hohen Nitratkon­zentrationen in den Grundwasserkörpern in Deutschland.

In vergleichenden Untersuchungen belegen 70 Prozent der Studien, dass bei ökologischer Bewirtschaftung der Flächen der Nitratgehalt im Boden und der Nitrataustrag deutlich geringer sind. Heß benannte zwei Gründe, die dem Ökolandbau systemimmanente Vorteile verschaffen: 1. Die Stickstoffobergrenze von 170 kg Stickstoff/ha für Düngemittel über die EU-Bio Verordnung, plus flächengebundene Tierhaltung (Richtlinien der Bioanbauverbände) von 1,4 DE/ ha, was circa 112 kg Stickstoff pro ha entspricht.

2. Zudem ist der Futtermittelzukauf begrenzt. Die Ökolandwirte täte gut daran, das knappe Gut Stickstoff behutsam einzusetzen, denn mit etwa 2 bis 6,50 Euro pro kg N schlägt der organische Stickstoff sonst teuer zu Buche. „Nicht guter Rat ist teuer im Ökolandbau, sondern Stickstoff“ resümierte Prof. Heß.

Wo liegen die Optimierungspotenziale?

So gibt es in der Praxis noch Optimierungspotenziale, um mögliche Verluste wie Auswaschungen unter anderem beim Kleegrasum­bruch zu vermeiden. Beim sogenannten „heilen“ Umbruch wird auf das mehrmalige Zerkleinern der Kleegrasnarbe durch den Grubber verzichtet.

Als Fazit sieht der Agrarwissenschaftler eine sehr hohe Zielkonformität des Ökolandbaus mit dem Gewässerschutz besonders in den Problembereichen Pflanzenschutzmittel und Nitrat.

Kostengünstige Maßnahme zum Gewässerschutz

Dr. Bernhard Wagner ist seit dem vergangenen Jahr Geschäftsführer der im Jahr 1994 gegründeten Wassergut Canitz GmbH, einem Tochterunternehmen der Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL).

Im Jahre 1992 wurde der landwirtschaftliche Betrieb mit etwa 750 ha auf ökologischen Landbau umgestellt und wirtschaftet heute nach Bioland - Richtlinien. Auf den rund 623 ha Ackerland wachsen neben Druschfrüchten unter anderem Gemüseerbsen. Zwiebeln und Kartoffeln.

400 ha können beregnet werden, um eine gute Nährstoffausnutzung in dem durch Frühsommertrockenheit gefährdeten Ge­biet sicherzustellen. Erklärtes Ziel der Bewirtschaftung ist eine „wasserschützende Landnutzung“ mit geringsten Nährstoffeinträgen und die „Vermeidung von Pflanzenschutzmittel-Belastungen“.

Die Leipziger Wasserwerke versorgen etwa 645 000 Menschen mit Trinkwasser. Die N-Bilanzierung in einer auf der Humusbilanz aufgesattelten Methode mit Einbeziehung aller für den betrieblichen Stoffkreislauf eines Landwirtschaftsbetriebes wesentlichen Systemkomponenten stellte für ihn ein geeignetes Instrument dar, um die Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit eines landwirtschaftlichen Betriebs zu beurteilen.

Die Nährstoff-Emissionen müssen als notwendiger Baustein des Wasserschutzes nicht nur auf die Ökoflächen des Wassergutes begrenzt werden, sondern insgesamt über alle Schutzzonen des Wasserschutzgebiets. Als Wasserwerker sieht er drei Möglichkeiten, um auf einen Eintrag von Pflanzenschutzmitteln und Nitrat zu reagieren:

Ausweichen: das heißt die Nutzung geringer belasteter Brunnen oder geringer belasteter Grundwasserhorizonte, Reparieren: das heißt die Aufbereitung des Wassers durch Herausfiltern von unerwünschten Stoffen und die Vorsorge durch Vermeidung von Beeinträchtigungen.

Filtration von Rückständen mit hohen Kosten verbunden

Am Beispiel Frankreichs werde deutlich, mit welchen immensen Kosten die Filtration von Nitrat und Rückständen verbunden sein kann. Das Landwirtschaftsministerium bezifferte dafür die Kosten im Jahre 2011 auf circa 1,5 Mrd. Euro pro Jahr, was circa zehn Prozent der nationalen Wasserrechnung ausmacht. Bezogen auf die Landwirtschaftliche Nutzfläche in den französischen Wassereinzugsgebieten entspricht das 2 400 Euro/ ha. „Der Ökolandbau ist ein gangbarer Weg, um eine kostengünstige Vorsorge zu betreiben“, so Dr. Wagner abschließend.

Zum Abschluss sprach Dr. Annett Steinführer vom Thünen-Institut für ländliche Räume, Braunschweig über Ergebnisse einer Studie, in der hessische Landwirte zur Wasserrahmenrichtlinien-Beratung befragt wur­den. Es sollte herausgefunden werden, welche Effekte die Gewässerschutzberatung auf das „Problembewusstsein, den Wissenszuwachs und Handlungsänderungen“ in der Landwirtschaft hat. Ihr Fazit lautete: eine Beratung hilft den Betrieben Gewässerschutz stärker in ihr Handeln zu integrieren. Der Faktor Zeit wurde als entscheidend für die Beratungswirkung bestätigt.

Gengenbach, LLH Griesheim – LW 3/2016