Wälder in Hessen leiden an den Folgen der Trockenheit

Bestände im Rhein-Main-Gebiet bleiben „Sorgenkind“

Umwelt-Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser hat vorige Woche den Waldzu­stands­bericht 2016 am Forstamt Chausseehaus vorgestellt. Nach Mitteilung des Ministeriums (HMUKLV) hat sich der Gesundheits­zustand der hessischen Wälder im Vergleich zu 2015 verschlechtert.

Wichtigstes Kriterium zur Beurteilung des Waldzustandes ist die Kronenverlichtung.

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Als wesentlichen Grund sieht das HMUKLV die Spätfolgen von Trocken- und Hitzeperioden des Vorjahres. 2015 sei deutschlandweit das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Statistik im Jahr 1881 gewesen. Trockenheit und Hitze begünstigten die Entwicklung des Borkenkäfers, unter dem die Fichten litten. Außerdem hätten die Buchen in diesem Jahr besonders viele Bucheckern produziert. Die Buchmast sei ein natürlicher Vorgang, führe jedoch zu einem lichteren Laub.

Der Zustand der Wälder ist laut HMUKLV insgesamt als stabil zu bezeichnen. Die Kronenverlichtung der Bäume gilt als Maßgröße. So fand in den Monaten Juli und August die Sichtung in den für die hessischen Wälder als repräsentativ geltenden Dauerbeobachtungsflächen statt. Weiterhin liefern Kriterien wie die Fruktifikation, Kleinblättrigkeit sowie der Befall von Insekten- und Pilzschäden an rund 4 000 Bäumen Aussagen.

Nach den Ergebnissen der diesjährigen Waldzustandserhebung ist die mittlere Kronenverlichtung aller Baumarten und Altersstufen um 4 Prozent-Punkte auf 25 Prozent angestiegen. Die Buche ist mit rund 31 Prozent Baumartenanteil die wichtigste Baumart in Hessens Wäldern, gefolgt von der Fichte mit rund 25 Prozent.

Klimawandel stresst den Wald

Auch wenn in diesem Jahr die Kronenverlichtung in der Rhein-Main-Ebene eher stagniert, so bleibt die Situation dieser Wälder weiter angespannt, insbesondere bei den älteren Eichen, so das HMUKLV. Sinkendes Grundwasser und Klimaveränderung erhöhgen den Stress für die Wälder in dieser Region, so dass sich die Situation nach Einschätzung des Ministeriums verschärf wird. Für Maßnahmen zur Waldsanierung und zum Waldumbau im Rahmen eines speziellen Programmes werden laut HMUKLV in den nächsten vier Jahren erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt für einen stabilen und ökologisch wertvollen Mischwald im Ballungsraum Rhein-Main.

Förderung der Bodenschutzkalkung

Erfreulicherweise seien die Stoffeinträge in die hessischen Waldböden in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt deutlich zurückgegangen. So wurde auf allen Monitoringflächen aktuell der niedrigste Schwefeleintrag seit Beginn der Messungen registriert. Die Erholung der Böden wird aber unter anderem durch die Freisetzung von im Boden zwischengespeichertem Schwefel und einem weiterhin zu hohen Eintrag an Stickstoff verzögert.

Die Landesregierung unterstütze kommunale und private Waldbesitzer im Rahmen der forstlichen Förderung bei der Bodenschutzkalkung. Die Kalkung habe sich in den vergangenen Jahrzehnten als wirksam erwiesen und soll vorerst zielgerichtet fortgesetzt werden, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. Langfristig will man aber bei einer naturnahen Waldbewirtschaftung auf die Kalkung verzichten, heißt es weiter.

LW – LW 47/2016