Waldecker Absolventen geehrt
Gut besuchtes Kreiserntedankfest in Volkmarsen-Külte
Der Charme des ländlichen Lebens ist so groß, dass 80 Prozent der Bevölkerung meinen, auf dem Lande sei es besser zu wohnen. Das sagte Pfarrer Karl-Günter Balzer, in der Landeskirche von Kurhessen Waldeck für den Bereich „Wirtschaft-Arbeit-Soziales“ zuständig, in seinem Festvortrag beim Erntedankfest des Kreisbauernverbandes Waldecker vorletzten Sonntag in der Nordhessenhalle in Külte.

Foto: Armin Haß
Schnelles Internet und wieder mehr Landärzte
Die Verbesserung der Internetanbindung oder die Ansiedlung von Landärzten nannte er als Stichworte für die Stärkung der einst bäuerlichen Regionen. Allerdings müsse auch viel für das Image der Landwirtschaft getan werden. Information laute das Stichwort: Schimpfen helfe nicht gegen Kitschbilder und naive Vorstellungen von Kuschelschafen oder Pauschalverurteilungen aufgrund von Skandalen, die auf den ganzen Berufsstand übertragen würden. Freilich seien Fernsehserien wie „Bauer sucht Frau“ eine Beleidigung, sagte Balzer unter großem Beifall der 300 BeÂsucher. Gegen Vorurteile hülfen aber vor allem Information und Kommunikation.
Erstes Dialogforum „Kirche und Landwirtschaft“
„Wir haben versprochen, Ihr Gesprächspartner zu sein“, sagte Balzer beim Fest zu den Landwirten aus dem Waldecker Land. Die Kirche wolle auch die ethische Diskussion begleiten, ohne zu bevormunden. Aktuell wird im Kasseler Haus der Kirche am 16. November von 12.30 bis 17 Uhr das erste DiaÂlogforum „Kirche und Landwirtschaft zwischen ,Wir haben es satt' und ,Wir machen Euch satt'“ angeboten (Nähere Informationen zu diesem Veranstaltungshinweis gibt in der Terminrubrik im aktuellen LW Hessenbauer auf Seite 35).
Das Erntedankfest in VolkmarÂsen gab dem KBV-Vorsitzenden und Vizepräsidenten des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Karsten Schmal, Anlass zu Betrachtungen des Jahres aus Sicht der Landwirtschaft. Denn neben den Herausforderungen durch witterungsbedingte Unbilden belasteten die sinkenden Marktpreise bei Milch, Fleisch und Getreide die Betriebe, so Schmal. Zudem müsse sich der Berufsstand nicht selten auch gegen Verunglimpfungen wegen der Tierhaltung wehren. „Dabei suchen wir den Dialog und öffnen uns“, bekräftigte der Vorsitzende.
Geänderte Esskultur mit der Maxime von „schnell und billig“ belaste die Landwirtschaft, gab Bürgermeister Hartmut Linnekugel zu bedenken. Milch werde zu Dumpingpreisen verkauft, artgerechte Tierhaltung werde nicht durch die Erträge gedeckt. Dabei sei gerade eine nachhaltige Landwirtschaft wichtig für die kommenden Generationen. Die Existenz vieler Bauern sei bedroht, zumal besonders der Milchpreis auf besorgniserregende Weise gefallen sei, sagte Kreisbeigeordneter Jens Deutschendorf. Im Waldcker Land werde viel investiert in die landwirtschaftlichen Betriebe. Nach dem Wegfall der Milchquote müsse nun die weiteÂre Entwicklung in der EU beobachtet werden. Der Landkreis tue alles, um Förderanträge so schnell wie möglich auf den Weg zu bringen.
Zeugnisse für die junge Generation im Berufsstand
Höhepunkt der berufsständischen Feier beim Erntedankfest des Kreisbauernverbandes ist die Ãœberreichung der Abschlusszeugnisse an die Absolventen von landwirtschaftlichen Ausbildungen. „Sie sind unsere Zukunft“, gab Karsten Schmal, den jungen Leuten mit auf den Weg.
Die Abschlussprüfung im Ausbildungsberuf „Landwirt“ haben abgelegt: Fabian Hage aus Neudorf; Sören Schwarz aus Adorf; Markus Sippel aus Helmscheid; Dominik Götte aus Bergheim; Andre Viering aus Landau; Andreas Scheele aus Herbsen; Fabian Lembicz aus Waldeck; Stefan Meszaros aus Wellen; Christian Pohlmann aus Rhenegge und Stephanie Bornemann aus Adorf.
Staatlich geprüfte Betriebswirte, Fachrichtung Agrarwirtschaft: Stefan Rube aus Korbach; Philipp Wagener aus Wellen; Tim Bornemann aus Rhenegge. Die hessische Milchkönigin Svenja Löw überreichte die Auszeichnungen. KBV-Geschäftsführerin Stephanie Wetekam lud die jungen Landwirte ein, mit dem Bauernverband im Dialog zu bleiben und überreichte ihnen Gutscheine für ein gemeinsames Essen zusammen mit weiteren Vertretern landwirtschaftlicher Einrichtungen der Region.
Die Feier wurde von der Dorfgemeinschaft unter Federführung der Landfrauen mitgestaltet und eingeleitet mit einem Festgottesdienst von Pfarrerin Anne-Rieke Palmié.
Die Landjugendgruppe tanzte, der gemischte Chor Külte, die Stammtischsänger, die „Küken“ und „Kracher“, sie alle unterhielten die Besucher aus der Landwirtschaft, die viele Freunde mitÂbrachten. Zahlreiche Ehrengäste kamen ebenso zur berufsständischen Feier, darunter der Kreislandwirt Fritz Schäfer aus Vöhl-Basdorf und Wittekind Fürst zu Waldeck und Pyrmont.
Haß – LW 43/2015