Weibliche Lebens- und Arbeitssituation auf den Höfen
Studie liefert Erkenntnisse über Frauen in der Landwirtschaft
Vergangene Woche wurde in Berlin die „Studie zur Lebens- und Arbeitssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben“ vorgestellt. Nachfolgend werden einige Ergebnisse wiedergegeben.

Foto: Anna Tiessen
Ein Studienergebnis betrifft die Lebenszufriedenheit. Die befragten Frauen schätzen diese trotz hoher Arbeitsbelastung und fehlender Planungssicherheit insgesamt als sehr hoch ein. Gründe hierfür sind, die eigenen Kinder auf dem Betrieb aufwachsen zu sehen, die ländliche Wohnlage sowie das Arbeiten in der Natur und mit Tieren.
Eine weitere Erkenntnis betrifft die Altersvorsorge der Frauen auf den Höfen. Da die Rente der Landwirtschaftlichen Rentenkasse (LAK) nur als Teilkassenleistung konzipiert ist, müssen Frauen wie auch Männer ihre Alterssicherung aus mehreren Bausteinen zusammenstellen. Bentkämper macht auf ein Problem aufmerksam: „Die Alterssicherung wird dann geschlechtsspezifisch, wenn es um Scheidung oder den Tod des Partners geht. Hier ist die Gefahr der weiblichen Altersarmut deutlich höher und noch zu wenige sind über Verträge oder Testamente abgesichert. Über diese Risiken muss offen gesprochen werden.“ Deutlich wurde auch, dass es zwar zahlreiche Beratungsangebote zu Altersvorsorgethemen gibt, diese aber von den Frauen nicht genügend wahrgenommen werden.
Neben weiteren gesundheitlichen Aspekten für Frauen auf Höfen zeigt die Studie, dass 21,4 Prozent der befragten Frauen als Burnout-gefährdet gelten. Zwar wird die subjektive Wahrnehmung der Gesundheit als sehr gut beschrieben, allerdings bergen vielfältige Rollenerwartungen die Gefahr der Überlastung. dlv-Vizepräsidentin Juliane Vees appelliert: „Der psychischen Gesundheit von Landwirtinnen und Frauen auf den Betrieben gilt es mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Das Thema muss gerade auch im Berufsstand raus aus der Tabu-Zone, damit betroffene Frauen sich nicht scheuen, Hilfe von außen zu fordern und anzunehmen.“
Obwohl Frauen auf den Betrieben hohe Verantwortung tragen, sind aktuell nur 11 Prozent der Betriebsleitungen weiblich. Das hängt zumeist mit traditionellen Rollenbildern und -verständnissen zusammen, die dazu führen, dass die Mehrzahl der Familienbetriebe an einen Sohn und nicht eine Tochter übergeben werden. Gleichwohl wird deutlich, dass ein spürbarer Wandel in Richtung mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Landwirtschaft im Gange ist.
Die Studie wurde vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und dem Lehrstuhl für Soziologie Ländlicher Räume der Universität Göttingen in Kooperation mit dem dlv durchgeführt. Finanziert wurde sie durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
www.studie-frauen-landwirts...
dlv – LW 39/2022