Weinbau durch Bewässerung zukunftsfähig machen

Wassermanagement geht alle Akteure einer Region an

Das Thema Wassermanagement stand bei den AgrarWinterTagen gleich mehrmals im Fokus. Denn sowohl die Vorträge zur Nachhaltigkeit in der Weinwirtschaft am Dienstag, organisiert vom Weinbauverband Nahe und BWV an Nahe und Glan, als auch beim Obstbautag am Mittwoch sowie beim Jungwinzerforum der Landjugend RheinhessenPfalz am Donnerstag behandelten das aktuelle Thema.

Foto: LWG Bayern
„Der Weinbau kann durch nachhaltiges Bewässerungsmanagement zukunftsfähig gemacht werden“, unterstrich der Geschäftsführer des Weinbauverbands Nahe, Harald Sperling. Bisher habe die Bewässerung in Europa mit 10 Prozent bewässerter Rebfläche nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Ganz anders sei die Lage außerhalb Europas, wo 82 Prozent der Rebfläche bewässert werde.

Durch Starkregenereignisse sowie quantitative und qualitative Einbuße durch Trockenheit rücke das Thema Wassermanagement aber immer mehr in den Fokus der Branche. Dass man dabei aber auch andere Akteure wie Trinkwasserversorger und Gemeinden einbeziehen muss, zeigte sich in den Vorträgen.

Ein Wassermanagementsystem lohnt sich

Die Lufttemperaturen werden weiter steigen, die Sommertage zunehmen und die Niederschläge bleiben gleich oder gehen leicht zurück – so sehe das Klima der Zukunft aus, wie Dr. Wolfgang Patzwahl, Büro für Technik und Management im Wein- und Gartenbau in Sulzfeld am Main aufzeigte. Die Wassermangelsituation wirke sich im Weinbau dahingehend aus, dass beispielsweise schwankende Erträge, hohe Mostgewichte und vermehrte Bodenerosionen die Folge sind. Neben der Strukturförderung der Böden sei vor allem die Bewässerung verbunden mit einem Wassermanagementsystem eine wichtige Stellschraube, so Patzwahl. Hauptsächlich fuhren Winzer nach wie vor die Wassermengen mittels Fasswagen und mobiler Tropfbewässerungsanlage in den Weinberg. „Es lohnt sich aber absolut als Winzerschaft aufgrund des Klimawandels ein Wassermanagementsystem zu organisieren“, betonte der Berater. Als Beispiel zeigte er das Vinaqua-Projekt in Volkach auf, das eine Förderzusage bekam. Wasserauffangeinrichtungen, Wasserspeicher und Monitoringsysteme, um den optimalen Bewässerungszeitpunkt zu ermitteln, sind in diesem System integriert.

Start ab drei Wochen nach der Blüte

„Wenn bewässert werden soll, dann auch richtig“, verdeutlichte Dr. Daniel Heßdörfer, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim, der seine Erfahrungen im Bewässerungsmanagement an der LWG teilte. Rund drei Wochen nach der Blüte, nachdem die Zellteilungsphase der Beeren abgeschlossen ist, könne mit der Bewässerung begonnen werden, weiß Heßdörfer. Für den Weinbau gebe es mittlerweile viele Sensoren, um Trockenstress zu bestimmen. Zudem biete die Bewässerung „vielfältige Möglichkeiten der Digitalisierung“. Für ein nachhaltiges Bewässerungskonzept sei es zudem wichtig, kein Grundwasser sowie kein Oberflächenwasser im Sommer zur Bewässerung zu verwenden. 8 bis 10 l pro Stock bei maximal zwölf Bewässerungsgaben müsse man eiplanen, so Heßdörfer. Der Einsatz der Tropfbewässerung sei obligatorisch und bei guter Bodenstruktur sei sogar eine Unterflurbewässerung möglich. Bei diesem System vergräbt man die Bewässerungsschläuche in rund 40 cm Tiefe, sodass das Wasser direkt an den Rebwurzeln ankommt. In bereits bestehende Fläche kann man dieses System mit einem Pflug einbringen.

Ob sich das Modell der Schwammregion als Strategie des Wassermanagements in der Landschaft eignet, darüber referierte Dr. Jörn Schultheiss, Hochschule Geisenheim. Bei einer Schwammregion werde das Wasser abgespeichert, wenn es fällt und wieder abgegeben, wenn es benötigt wird, so Schultheiss. Problematisch sei aber der fehlende Wasserrückhalt. Im Rheingau werde diesem Problem durch den Bau von Gräben sowie Querterrassierung begegnet.

Die Sichtweise eines Wasserversorgers als weiterer Akteur zeigte Ronald Roepke, Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz GmbH aus Bodenheim auf. In Rheinland-Pfalz sei die Grundwasserneubildung derzeit schon um ein Viertel gesunken, gleichzeitig steige der Wasserbedarf. „Wenn wir gemeinsam die Themen denken, können wir Lösungen schaffen“, verdeutlichte Roepke. Er stellte das EU-Forschungsprojekt Aquifer in Ingelheim vor: ein vom Grundwasser unabhängiger Untergrundspeicher. „Lassen Sie uns„ statt um das Wasser lieber gemeinsam gegen den Klimawandel kämpfen“, lautete Roepkes Fazit.

Bewässerung auch Thema bei der Langjugend

Sind Wasserverfügbarkeit und –management die größte Herausforderung der Zukunft? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Jungwinzerforums der Landjugend RheinhessenPfalz. Marco Hofmann, Hochschule Geisenheim, gab dazu in seinem Vortrag einen Überblick, wann die Rebe das Wasser brauche und wie man Trockenstress mit der Scholanderbombe messen könne. Aufgrund des Klimawandels werde sich die Situation mit Trockenstress noch weiter verschärfen und vor allem Junganlagen bräuchten eine besondere Beobachtung, verdeutlichte der Experte. Eine Bewässerung sei aufgrund schlechter Wasserverfügbarkeit oder schwierig durchzuführenden Messungen des Wasserhaushalts nicht überall möglich, so Hofmann. Daher rät er dazu, beim Wassermanagament auch weitere Maßnahmen zu ergreifen und beispielsweise trockenresistente Unterlagen zu verwenden.

isp – LW 5/2023