Weniger Betriebe, aber mehr Kühe gehalten

HVL/ZBH-Winterbezirksversammlung in Margretenhaun

Die Milchproduktion in der Region Fulda befindet sich auf einem stabilen Niveau. Das ist das Resultat der Milchleistungsprüfung (MPL) 2010, das den Landwirten in der gemeinsamen Versammlung des Hessischen Verbandes für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht (HVL) und der Hessischen Zucht- und Besamungsunion Hessen (ZBH) in Margretenhaun vorgelegt wurde. Auch wurde über die aktulle Zuchtarbeit informiert.

Erika und Christian Hartmann (l.) beim Melken in ihrem Doppel-6er-Frischgrätmelkstand. Christian Hartmann siegte vor einigen Jahren im Wettbewerb Deutschlands bester Melker. Rechts Josef Rehberg vom HVL.

Foto: Karl-Heinz Burkhardt

Zwar verringerten sich die dort der MPL angeschlossenen Betriebe zwischen den Jahren 2006 und 2010 um 32 auf 394, doch die Zahl der Kühe nahm im selben Zeitraum um 902 auf 16 790 zu. Letztlich bauten in dieser Zeit die schwarzbunten Holsteins als größte gehaltene Rasse ihren Anteil leicht um 0,5 auf 58 Prozent aus. Die typische Zweinutzungsrasse Fleckvieh steigerte ihre Position gar um 0,8 auf 18,1 Prozent.

7 700 kg/Kuh im Mittel

Unwesentliche Veränderun­gen ergaben mit zuletzt 4,15 Prozent Fett und 3,39 Prozent Eiweiß die Milchinhaltsstoffe. Dennoch konnten die Milcherzeuger im Landkreis Fulda in den vergangenen sechs Jahren die Leistung je Kuh um 160 auf 7 789 kg Milch/Kuh steigern. Hier lagen die Schwarzbunten mit je 8 286 kg bei 4,10 Prozent Fett/3,38 Prozent Eiweiß vorne, gefolgt von den Rotbunten Tieren mit je 7 408 kg (4,23 F/3,33 E) und dem Fleckvieh mit 7 034 kg (4,26 E/3,41 F). Nicht zu vergessen ist das Jersey-Vieh, das sich mit 79 Tieren in zwei Beständen befindet und 4 693 kg/Tier gab. Es zeichnete sich durch die hohen Fettgehalte mit im jüngsten Jahresabschluss 5,39 Prozent und dem Eiweiß von 3,92 Prozent aus.

2/3 in über 50-Kuh-Betrieben

Mit der Entwicklung in der Milchviehhaltung setzte sich in der Winerversammlung Herbert Schlosser vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) auseinander. In 1979 standen bis 20 Milchkühe noch in 220 000 hessischen Betrieben. Heute ist die Zahl dieser Höfe auf nur noch 15 000 zurückgegangen. Enorme Entwicklungen gab es zu größeren Beständen. Rund zwei Drittel der Milchkühe befinden sich in mit über 50 Kühen gehaltenen Betrieben. In der Region sieht dies aktuell folgendermaßen aus: bis 19 in der Milchleistungsprüfung stehende Kühe findet man in 108 Betrieben, 20 bis 39 in 118, 40 bis 59 in 70, 60 bis 79 in 53, 80 bis 99 sowie 100 bis 199 in jeweils 22 Stallungen und über 200 auf einem Milchviehhof. Schlosser nannte einen im Mittel der vergan­genen 22 Jahre erzielten Milchpreis von 34,2 Cent/kg und nannte einen nötigen heutigen Preis von 35 Cent zur Komplettkostendeckung. Die Produktionskosten in Betrieben mit über 50 Kühen schwankten zwischen 36,4 und 51,3 Cent/kg Milch. Aus diesem Grund befasste sich der Referent auch mit Investitionen in die Milchviehhaltung, bei denen eine Anzahl von Fakten abgeglichen werden müsse. Dazu gehör­ten neben einem Betriebsnachfolger, ob genügend Landzupacht möglich sei. Zurückgegangen um 2,01 Prozent auf 223 035 zum Vorjahr sind 2010 die Besamun­gen in Hessen. Bei den Fleischrassen nahmen diese um 24,32 Prozent zu, erläuterte HVL-Geschäftsführer Dr. Jens Baltissen. Er befasste sich mit dem aktuellen Bulleneinsatz, dem Anpaarungs-Programm und er stellte ein Gerät zur automatischen Brunsterkennung im Rindviehbereich vor.

Export um 30 Prozent gestiegen

ZBH-Geschäftsführer Rudi Paul äußerte positiv zur Vermarktung von hessischen Rindern. Dabei bewiesen sich die Auktionen als ein Preisbarometer. Er bedauerte, dass dort so gut wie keine neuen Beschicker mehr auftreten, obwohl alle von den Auktionen profitierten, auch die ab-Hof-Verkäufer. Von Januar bis Ende 2010 wurden rund 4 200 (plus 33,2, Prozent) Zuchtrinder verkauft, überwiegend nach Marokko, Algerien und Bulgarien. Zuchtleiter Jost Grünhaupt (LLH) befasste sich mit der Datenbasis auf der Ebene „Genomischer Zuchtwerte“.

Geleitet wurde die Versammlung vom HVL-Kreisvorsitzenden Winfried Schäfer aus Külos. Im Anschluss besichtigten die Landwirte den Ausbildungsbetrieb von Alois und Christian Hartmann GbR in Wiesen. Im Bestand werden neben 70 Jungtieren 88 Milchkühe im Boxenlaufstall gehalten und im mit Doppel-6er-Frischgrätmelkstand gemolken. 2010 lag die mittlere Leistung je Kuh/Jahr bei 9 526 kg bei 4,05 Prozent Fett und 3,46 Prozent Eiweiß. Burkhardt