Wertschöpfungskette in Hessen erhalten

Odenwald-Schlachthof wichtig für Öko und Regionalität

Staatsministerin Priska Hinz besuchte am vergangenen Freitag im Rahmen ihrer landwirtschaftlichen Sommertour 2015 durch Hessen außerdem den Regionalschlachthof Brensbach im Odenwald.

An drei Tagen pro Woche werden wöchentlich rund 520 Schweine und etwa 35 Rinder und Kälber geschlachtet.

Empfangen wurde sie von den Mitgliedern des Aufsichtsrats und der Betriebsgesellschaft dieser seit 1997 bestehenden Einrichtung. Zahlreiche Vertreter der örtlichen Politik, des Regionalbauernverbandes Starkenburg, des Amts für den ländlichen Raum, und des Biokreises waren auch gekommen.

Starke Konzentration der Schlachtbetriebe

Insbesondere diskutiere Hinz mit Friedhelm Schneider, dem Präsidenten des Hessischen Bauernverbands, über die Bedeutung landwirtschaftlicher Dienstleister für die landwirtschaftlichen Betriebe in der Region, wie eben dem Odenwald-Schlachthof. Denn erklärtes Ziel der Ministerin war, sich über die in Hessen vorhandenen Möglichkeiten der regionalen Vermarktung von Schlachttieren zu informieren. Sie kenne die Problematik der starken Konzentration auf immer weniger große Schlachthöfe und wolle dazu beitragen, „dass die Wertschöpfungskette in Hessen erhalten bleibt“, sagte Hinz.

Jürgen Walther, Geschäftsführer der Odenwald-Regional-Gesellschaft (OREG) und Mitglied des Aufsichtsrats der Bauträger GmbH gab einen Überblick über die wechselhafte Geschichte des Brensbacher Schlachthofs, der vor ein paar Jahren wegen Fehler im Mana­gement und beim Marketing in die Schieflage geraten war. Ende 2012 hatte er daher kommissarisch die Geschäftsführung übernommen und es war ihm gelungen – zusammen mit seinem Finanzfachmann Detlef Kuhn – den angeschlagenen Betrieb innerhalb von gut zwei Jahren zu stabilisieren. „Wir haben ein Defizit von rund 342 000 Euro vor­gefunden und wir sind nur knapp an der Insolvenz vorbei geschrammt“, meinte der Sanierer und dankte den Banken, die viel Geduld bewiesen hatten. Auch die Mietzahlungen für das Anwesen konnten ein paar Monate lang ausgesetzt werden, um Gelder frei zu bekommen für Investitionen in sechs-stelliger Höhe.

Neu aufgestellt wurden dabei die Bereiche Tierschutz, technische Ausstattung, Ablauf-Organisation, Qualitätssicherung und Marketing. Der Odenwald-Schlachthof ist nun der einzige Schlachthof der Region, der die Bereiche Anlieferung, Aufstallung und Zutrieb komplett mit Video-Kameras überwacht.

Besonderheiten des Odenwald-Schlachthofes

Die Verantwortlichen berichteten, dass dem Brensbacher Betrieb 2013 als einzigem Schlachthof in Hessen das Bio-Siegel Hessen zuerkannt wurde und er Mitglied im „Biokreis“ ist. Darüber hinaus führt er die offiziellen Qualitätszeichen „Geprüfte Qualität Hessen“, „Geprüfte Qualität Odenwald“ und ist als EU-Schlachthof anerkannt.

Das bedeutet, dass er den hohen gesetzlichen Qualitätsrichtlinien der EU entspricht und die geforderten Hygiene- und Sicherheits-Richtlinien dauerhaft einhält. Nur mit engagierten Schlachtbetrieben wie diesem könne der Bedarf nach Lebensmitteln aus regionaler und ökologischer Produktion bedient werden, hob Hinz hervor.

Wie auch zu hören war ist allerdings für viele Landwirte in Südhessen der Schlachthof in Mannheim leichter zu erreichen, der unter Umständen auch den Betrieben bessere Preise bezahlen kann, weil der Mannheimer eine Schlachtkapazität von rund 400 000 Schweinen im Jahr hat, was mehr als das Zehnfache der Kapazität des Brensbacher ist.

Derzeit werden an drei Tagen pro Woche wöchentlich rund 520 Schweine und etwa 35 Rinder und Kälber geschlachtet. Zusätzlich zum bestehenden Leis­tungsangebot hat der Odenwald-Schlachthof unter dem Label „EU-Biosiegel Hessen“ eine zertifizierte Biofleisch-Produktion eingeführt. Vermarktet werden diese Produkte durch den Brensbacher Zerlegebetrieb Frühwein und die Vieh- und Fleischvermarktung Starkenburg-Odenwald (FVSO) an regionale Metzgereibetriebe, die Gastronomie und an weiter verarbeitende Betriebe.

Auch Viehsammelstelle soll eingerichtet werden

Auf Initiative der VFSO soll auf dem Gelände des Schlachthofs möglichst bald eine „Nationale Viehsammelstelle“ eingerichtet werden, damit Tiere, die nicht in Brensbach geschlachtet werden sollen, die Zeit bis zum Weitertransport einigermaßen stressfrei verbringen können. Dabei werden sie auch mit Futter und Wasser versorgt.

Seit 1. April wird der Regionalschlachthof Odenwald von dem aus Überlingen stammenden Metzgermeister Rupert Gessler geleitet. Im Anschluss an den Vortrag von Jürgen Walther lud er die Gäste zu einer Betriebsführung ein.

Sundermann – LW 32/2015