Wetterdienst will Dürren bis zu sechs Wochen im Voraus prognostizieren

Neues DWD-Modul stützt sich auf den Bodenwasserhaushalt

Mit einem neuen Langfrist-Prognosemodell will der Deutsche Wetterdienst (DWD) Dürren künftig bis zu sechs Wochen im Voraus vorhersagen und so Landwirten eine neue Entscheidungsgrundlage für pflanzenbauliche Maßnahmen liefern.

Mit 20 „heißen Tagen“ sind 2018 so viele Tage mit einer Lufttemperatur von mindestens 30 °C verzeichnet worden wie noch nie.

Foto: agrar-press

Grundlage des Ende März vorgestellten Moduls ist der Bodenwassergehalt. Für das Modell habe man die Sechs-Wochen-Vorhersage mit den aktuellen Daten des Bodenwasserhaushalts verknüpft, erläuterte DWD-Vizepräsident Dr. Paul Becker. Ihm zufolge hat das Modul auf Grundlage der im Mai 2018 erfassten Informationen die Dürresituation der Folgewochen in Winterweizenbeständen mit hoher regionaler Genauigkeit vorhergesagt. Verglichen mit anderen Ansätzen, bei denen zum Beispiel die Niederschläge herangezogen worden seien, weise das Prognosemodell anhand der Bodenfeuchte eine vergleichsweise hohe Übereinstimmung zwischen Vorhersage und Beobachtung auf, betonte Becker.

Einjähriger Testlauf geplant

Nach seinen Worten hätte die im Juni 2018 in großen Teilen Deutschlands anhaltende Dürre mit den heute verfügbaren Instrumenten schon Mitte Mai 2018 vorhergesagt werden können. Dies hätte zwar die drastischen Ertragseinbußen nicht verhindert, es wäre aber immerhin möglich gewesen, sich bei der Bewirtschaftung frühzeitig auf die Trockenheit einzustellen und etwa Dünger und Pflanzenschutzmittel einzusparen.

Aus Sicht des Zentralverbandes Gartenbau (ZVG) könnte das Prognosemodell insbesondere für den Freilandgemüseanbau von großem Nutzen sein. Der Vorsitzende der ZVG-Fachgruppe Gemüsebau, Christian Ufen, setzt aber vorerst auf ausgiebige Praxistests. Diese würden zeigen, welche tatsächlichen Möglichkeiten sich mit dem Instrument umsetzen ließen.

Laut Becker befindet sich das Modul noch in der Entwicklung. Vorgesehen sei ein etwa einjähriger Testlauf, bis das Modul der Praxis zur Verfügung gestellt wird. Schon jetzt würden mit dem Langfristmodul wöchentliche Vorhersagen erstellt. Diese gäben für die nächsten sechs Wochen aber noch keine klare Richtung vor. Zu bedenken sei, dass die Niederschläge der vergangenen Monate zwar an der Oberfläche für eine entspanntere Feuchtesituation gesorgt hätten. Keine Entwarnung könne hingegen für die tieferen Bodenschichten gegeben werden, die für die Pufferwirkung des Bodens bei der Wasserversorgung der Pflanzen entscheidend seien.

Wetter im Zeichen des Klimawandels

Bei der Wetter- und Klimabilanz des Deutschen Wetterdienstes für das vergangene Jahr standen Wetterextreme und der Klimawandel im Vordergrund. Wie Dr. Thomas Deutschländer vom DWD berichtete, war 2018 mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,5 °C in Deutschland das wärmste Jahr in der 138-jährigen Temperaturzeitreihe des nationalen Wetterdienstes. Gleichzeitig seien mit 20 „heißen Tagen“ so viele Tage mit einer Lufttemperatur von mindestens 30 °C verzeichnet worden wie noch nie.

Außergewöhnlich sei auch die Sonnenscheindauer mit einem Sonnenscheinüberschuss von Februar bis November gewesen, so Deutschländer. Unter dem Strich stelle 2018 mit einem Mittel von 2015 Sonnenstunden in Deutschland das sonnenscheinreichste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen dar. Gleiches gelte für die Niederschläge, so Deutschländer. Nach den Erhebungen des DWD waren 2018 zehn der zwölf Monate zu trocken.

age – LW 14/2019