Willi Billau einstimmig im Amt bestätigt
Vertreterversammlung des RBV Starkenburg
Dr. Willi Billau ist vergangene Woche von der Vertreterversammlung des Regionalbauernverbandes (RBV) Starkenburg in Mühltal einstimmig als Vorsitzender bestätigt worden. Der 59-jährige Agraringenieur bekleidet dieses Amt seit 2012 und ist nun für weitere drei Jahre gewählt. Einstimmig und ohne Änderungs- und Diskussionswünsche wurde auch eine vom Vorstand vorgeschlagene Beitragserhöhung beschlossen.

Foto: Mohr
Der Bericht des Vorsitzenden und noch stärker der Vortrag des Gastes Gerhard Glaser, Vizepräsident des Bauernverbandes (LBV) in Baden-Württemberg, klangen gleichwohl schwermutig, weil in ihnen die Last betont wurde, die auf den Landwirten liegt. Glaser beklagte, dass durch die moderne Arbeitsteilung der eine nicht mehr wisse, was der andere tue. Dadurch verbreite sich Misstrauen. Der Kommunikationsbedarf steige. Allerdings fokussierten die großen Medien ihren Blick auf Pleiten und Pannen. Glaser griff einige Vorwürfe auf, die der Agrarwirtschaft und den Bauern in der Öffentlichkeit gemacht werden, zum Beispiel, dass die Produktion von Bioenergie oder der Agrarexport Hunger in den Entwicklungsländern verursachten. Hunger entstehe allerdings in erster Linie durch Bürgerkrieg und schlechte Regierungsarbeit. Glaser sieht die Politik in diesen Ländern in der Pflicht, für Rechtssicherheit und für Entwicklung der heimischen Landwirtschaft zu sorgen. Andere Vorhaltungen betreffen den Naturschutz, Nitrat im Wasser und Artenvielfalt. Glaser geht davon aus, dass die Insekten auch durch die größere Sauberkeit in der Landschaft dezimiert werden. „Die Siedlungen sind zu aufgeräumt, Insekten brauchen aber Dreck.“ Glaser zeigte sich enttäuscht, dass Erfolge, die die Bauern vorzuweisen hätten, wie die Reduzierung der Stickstoffdüngung und der Pflanzenschutzmittel oder die Verbesserungen in der Tierhaltung nicht beachtet würden. Gegen Probleme wie den klimaschädlichen Flugverkehr oder Plastik in der Umwelt gehe dagegen keiner ran. Die Moral der Bevölkerung gleiche einem Ablasshandel, so Glaser: Man fährt einen großen SUV, und für das gute Gewissen spendet man für Umweltorganisationen. Skeptisch sieht der LBV-Vizepräsident den gänzlich freien Handel. Er sieht hier Nachteile für die heimische Wirtschaft, weil diese durch höhere Auflagen höhere Kosten habe, aber gleichzeitig billig produzierte Ware eingeführt werde.
Zusammenarbeit im Rhein-Main-Neckar-Raum
Billau berichtete von den vielen Terminen, die er und sein Vorstand und die Geschäftsführung im vergangenen Jahr wahrgenommen haben, darunter Zusammentreffen mit Politikern, mit Vertretern der Verwaltung und mit Vermarktern. Für den Schlachthof Mannheim, um dessen Weiterbetrieb sich der Bauernverband sehr bemüht habe, gebe es Investoren. Die Erzeugergemeinschaft versuche, den Betrieb zu modernisieren und für den Markt aufzustellen.
Positiv sieht Billau das Zusammentreffen der Kreisbauernverbände aus den drei Bundesländern im Rhein-Neckar-Raum, um die gleichgelagerten Probleme wie Flächenverbrauch und Grundwasserschonung und Sonderkulturen zu besprechen und gegebenenfalls die Vorgehensweisen zu koordinieren. Gespräche gab es auch mit Veterinären im Odenwaldkreis zum Thema Tierschutz. Besonders freute sich Billau über den Auftritt von Julia Klöckner auf der Landwirtschaftlichen Woche in Gernsheim kurz vor ihrer Benennung zur Bundeslandwirtschaftsministerin.
Der Markt für Agrarprodukte war im vergangenen Jahr schwierig, wie Billau weiter ausführte. Gravierend waren die Spätfröste insbesondere für den Obstanbau. Erdbeeren erlitten zum Beispiel 30 Prozent Ertragsrückgang. Besonders ärgerte sich der RBV-Vorsitzende darüber, dass die Verkaufsregale für heimische Kartoffeln und Zwiebeln zu Beginn der Saison durch ausländische Ware verstopft waren und sie erst im LEH verkauft wurden, als die Preise deutlich niedriger waren. Die Forderung nach regionaler Erzeugung werde damit konterkariert.
RBV-Geschäftsführer Peter Gheorgean erläuterte den Haushalt, der ein Volumen von rund 600 000 Euro umfasst. Die Einnahmen haben im vergangenen Jahr die Ausgaben übertroffen. Dies sei jedoch auf einen Sondereffekt zurückzuführen, und zwar auf den Beitrag von Fördermitgliedern, die Serviceleistungen des Bauernverbandes in Anspruch nehmen. Die dadurch höheren Einnahmen seien allerdings nicht stetig. Um die grundlegende Tendenz der schwindenden Mitgliederzahl und der geringer werdenden Mitgliedsfläche auszugleichen, sei eine Anhebung der Beiträge nötig.
Beitragserhöhung einstimmig beschlossen
Billau erläuterte, dass der Verband mit den Mitteln sparsam umgehe und sich insbesondere der Vorstand mit einer geringen Aufwandentschädigung begnüge. Der Vorschlag des Vorstandes zur Beitragserhöhung wurde einstimmig beschlossen. Demnach wird zum Fälligkeitstermin 1. April 2018 der Grundbeitrag von 60 auf 80 Euro und der Flächenbeitrag von 3,50 auf 4 Euro je Hektar landwirtschaftlicher Fläche sowie bei Forstflächen von 0,70 auf 1 Euro erhöht. Verabschiedet wurde das langjährige Vorstandsmitglied Werner Wenz. Billau dankte ihm für sein Engagement. Für ihn wurde Hans Peter Bitsch, Bickenbach, einstimmig neu in den Vorstand gewählt. Jeweils einstimmig wiedergewählt wurden außerdem Björn Schuchmann, Otzberg, Michael Dörr, Roßdorf, Franz Keil, Wald-Michelbach, Wilfried Bär-Arras, Reichelsheim und Sebastian Roßkopf, Rodgau. Ein kleines Präsent erhielt die bisherige Amtsleiterin Elsbeth Kniß aus Reichelsheim, die demnbächst in den Ruhestand geht und 34 Jahre in der Agrarverwaltung tätig war. Ihre Tätigkeit in Reichelsheim habe ihr dabei am besten gefallen. Billau dankte für die gute Zusammenarbeit.
Der RBV hat rund 2 880 Mitglieder, davon 1 800 Unternehmer und 900 Altenteiler sowie rund 62 000 Hektar Mitgliedsfläche.
CM – LW 13/2018