Winter- und Sommerungen im Wechsel anbauen

Regionalforum zum Thema Biogetreide in Hünfeld

Nur wenige Agrarregionen in Hessen können dem globalen Wettbewerb noch standhalten. Bietet von daher eine Umstellung auf Bio-Getreide für Landwirte, Mühlen und Bäckereien eine Einkommensmöglichkeit die sich auch lohnt? Darum ging es bei einem Agrarforum in der Hünfelder Stadthalle.

Zum Regionalforum Biogetreide gehörte ein praktischer Teil, bei dem das Bodenprofil in der Region erläutert wurde .

Foto: Karl-Heinz Burkhardt

Die Verbraucher bevorzugen regional erzeugte Produkte, so die Veranstalter. Eingeladen hatten die Vereinigung Ökologischer Landbau (VÖL) in der Aktionsgemeinschaft „Echt Hessisch“ gemeinsam mit der Ökomodellregion Landkreis Fulda. Für diese hießen Dr. Andrea Fink-Keßler, beziehungsweise Simone Müller die Teilnehmer willkommen. Zum Thema informierten sich unter anderem auch der Fachdienstleiter Landwirtschaft beim Landkreis, Martin Sudbrock, der Geschäftsführer des Kreis­bau­ernverbandes Fulda-Hünfeld, Dr. Hubert Beier sowie Fachberater. Eine Umstellung zum Biobetrieb verlange vom Landwirt eine positive Einstellung zu diesem und setze ein Umdenken in der Anbauplanung voraus, sagte Thomas Schindler vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH). Voraussetzung einer nachhaltigen Leistungsfähigkeit des Ackerbodens mit hoher Bodenfruchtbarkeit seien möglichst die Humusmehrung und lang anhaltende Bodengaren durch einen Wechsel von Winter- und Sommerungen mit der Möglichkeit des Zwischenfruchtanbaus und Leguminosen. Durch Fruchtfolgeplanung über mehrere Anbaujahre und dem Einsatz mechanischer Arbeitsgeräte ließen sich Schädlinge und Krankheiten abwehren sowie Unkraut wie etwa Disteln und Ungras, selbst Ackerfuchsschwanz, in den Beständen vermeiden. Jedoch könne während der zweijährigen Umstellphase auf ökologischen Anbau trotz der Öko-Prämien eine finanzielle Durststrecke eintreten, räumte der Fachberater ein.

Für die Biogetreide vermahlende Ulstermühle in Tann in der Rhön mit ihrer über 500-jährigen Geschichte sei sowohl Regionalität ein Thema, als auch der bewusste Umgang mit Ressourcen, Energie und Umwelt, sagte Müllermeister Ralf Zinn. Er erläuterte die Verarbeitung von Bio-Getreide. Das Mehl erfreue sich einer steigenden Nachfrage. Um es stets gleichbleibend liefern zu können werden verschiedene Mehle vermischt und homogenisiert. Mit neuester Technik ließen sich sogar schimmelpilzhaltige Körner aussortieren. 1 200 Bio-Brote in 20 verschiedenen Sorten, Bio-Brötchen und Kuchen liefert die Bio-Gutsbäckerei Kragenhof bei Staufenberg täglich an 60 Filialen. Julian Merz, dessen Eltern seit 1983 den Hof ökologisch bewirtschaften, leistet dort seit einigen Jahren auch pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen um einen Wandel und Umdenken im Fruchtanbau, der Verarbeitung und Ernährung einzuleiten. Mit zehn Mitarbeitern hat sich die Bio-Gutsbäckerei entschlossen aufzuhören zu expandieren. Man müsse mit dem Gedanken „aus der Region und für die Region leben und auch selbst vorleben, wenn man etwas bewirken will.“ Die den Backwaren und Broten beigemischten Saaten bezeichnete Merz als sämtliche Bio-zertifiziert.

Man wolle die Ökomodellregion Landkreis Fulda weiterentwickeln und die regionale Wertschöpfung weiter voranbringen, so Simone Müller. Dies erfolge in verschiedenen Arbeitsgruppen, wozu sie einlud in solchen mitzuarbeiten. Laut Julian Merz sei eine nächste Aufgabe, dass die Produktionspartner Landwirt, Mühle und Bäckerei zusammenarbeiten.

Burkhardt – LW 15/2017