Winter-Winter-Fachschule bei Betrieben und Schülern beliebt

Landwirtschaftsschule Alsfeld hat Warteliste

In der vergangenen Woche fand die offizielle Eröffnung des 141. und 142. Wintersemesters in der fast 150-jährigen Geschichte der Landwirtschaftsschule Alsfeld statt. Die Fachschule des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen ist gut aufgestellt. Der Zuspruch ist ungebrochen hoch. 50 Fachschüler sind in den beiden Winter-Semestern und es gibt eine Warteliste. Das Konzept mit der Verbindung von Theorie und Praxis kommt bei den Ausbildern und Schülern gut an.

Die Fachschüler der Landwirtschaftsschule Alsfeld mit Schulleiter Freimut Krug, dem Lehrerkollegium und den Ehrengästen bei der offiziellen Eröffnung des Wintersemesters 2016/17.

Foto: Günther Krämer

Schulleiter Freimut Krug stellte bei der Begrüßung fest, dass etwa 80 Prozent der Fachschüler von einem elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb stammen. Allerdings steigt der Anteil derjenigen, die nicht aus der Landwirtschaft kommen und künftig in diesem Beruf tätig sein wollen, laufend an. Krug sieht darin auch ein Indiz für eine zunehmende Attraktivität des Berufsfeldes im Umfeld der Landwirtschaft.

Zahlen und Fakten der Fachschule in Alsfeld

Außerdem mache es deutlich, dass im Zuge des technischen Fortschrittes und des daraus resultierenden Strukturwandels die laufend größerer werdenden Betriebe der Landwirtschaft außer mit den eigenen Familienarbeitskräften wirtschaften, zunehmend auch Fremdarbeitskräfte beschäftigen, erklärte Krug.

Die Gesamtzahl der Studierenden in Alsfeld beträgt 50, davon sind sechs weiblich. 28 befinden sich in der Unterklasse, 22 in der Oberklasse.

Ehrengäste würdigen das Engagement

Voraussetzung zum Besuch der Landwirtschaftsschule ist die bestandene Landwirtschaftsprüfung mit Be­rufsschulzeugnis. Der Unterricht besteht aus den Teilbereichen Pflanzenproduktion, Tierproduktion mit Rindvieh-, Schweine- und Geflügelhaltung. Ferner EDV-Unterricht mit Betriebserkundigungen, Informationen zur landwirtschaftlichen Unfallversicherung, zum Bankwesen, zur Verfahrenstechnik sowie weitere Fächer.

Der Abschluss erfolgt nach zwei Semestern, jeweils im Winterhalbjahr zum/zur Staatlich geprüfter Wirtschafter(in).

Weitere Grußworte sprachen Michael Stein, Leiter Abteilung Bildung im LLH und Kurt Wiegel, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Vogelsberg.

Wiegel vermisst den praktischen Bezug besonders in der Politik, wenn er feststelle, dass von den 110 Abgeordneten des Hessischen Landtages nur zwei aus der Landwirtschaft kommen. Kreislandwirt Andreas Kornmann betonte „Eine schwierige Zeit in der Landwirtschaft erfordert gute Ausbildung, die in der Schule angeboten wird“.

Ferner sprachen die Vorsitzenden der Vereine Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen, Walter Lang für den VLF Lauterbach und Udo Kornmann, Vorsitzender des VLF Alsfeld.

Betrieb mit Milchkühen und Fremd-AK vorgestellt

Walter Lang stellte seinen landwirtschaftlichen Betrieb vor. Der 52-Jährige betreibt in Herbstein-Stockhausen einen Öko-Milchbetrieb mit 150 Kü­hen. Derzeit liege der Bio-Milch­preis bei 46 Cent und damit im Schnitt um rund 22 Cent höher als der konventionelle Milcherzeugerpreis. Zusammen mit seiner Ehefrau und den Kindern bewirtschaftet Lang 230 ha, davon 50 ha Ackerland mit Getreide, Mais, Kleegras. Der Rest (180 ha) sind Grünflächen, teilweise sehr extensiv genutzte Ausgleichsflächen, berichtete Lang. Im Betrieb arbeiten neben der Familie auch zwei in Vollzeit angestellte Landwirtschaftsgesellen und ein Auszubildender. Laut Lang liegen die monatliche Arbeitskosten zwischen 2 800 und 3 000 Euro je Geselle bei einer tariflich festgesetzten 40-Stunden-Woche, welches rund 11,36 Euro je Stunde sind.

Mit einem Arbeitszeitkonto Jahresschwankungen glätten

Klar sei, dass die tarifliche Arbeitszeit saisonbedingt nicht immer eingehalten werden kann. Daher wurde ein Arbeitszeitkonto eingerichtet. So werden Ãœber- und Ausgleichsstunden kompensiert. Der Auszubildende erhält eine monatliche Vergütung von 600 Euro. Lang hat in Gießen Agrarwirtschaft studiert. Er erwartet von seinen Mitarbeiter, dass sie fachlich gut sind und zudem flexibel arbeiten. „Denn sonst geht es in der Landwirtschaft nicht. Die Mitarbeiter sind ein fester Bestandteil unseres Fa­mi­lienbetriebes“, sagte er zu den Fachschülern.

Krämer – LW 44/2016