Wirtschaftsfaktor Pferdehaltung

Die Erhebung einer Pferdesteuer, die der Hessische Städte- und Gemeindebund (HSGB) seinen Mitgliedern anrät, lässt bei einigen Gemeinden die Hoffnung über zusätzliche Einnahmen aufkommen und bei einigen Zeitgenossen die Genugtuung, dass die vermeintlich reichen Pferdehalter jetzt wie die Hundebesitzer zur Kasse gebeten werden. Bis zu 750 Euro sollen pro Pferd und Jahr bezahlt werden. Davon ist in der Mustersatzung die Rede, die der HSGB den Kommunen zur Verfügung gestellt hat.

Die im Raum stehenden Beträge können sich viele nicht leisten, vor allem die Eltern, die ihren Kindern den Reitsport ermöglichen. Pferde müssten zwangsläufig abgeschafft werden. Wenn man von den Sport- und Freizeitaktivitäten absieht, würden die Pferdepensionsbetriebe, die ihren Lebensunterhalt damit bestreiten, die Hauptbetroffenen sein. Auf sie würde außerdem der Druck zukommen, einen Teil der Steuer zu kompensieren. Die Wirtschaftlichkeit des Betriebes wäre dann nicht mehr gegeben, zumal sie erst durch die Einführung des vollen Mehrwertsteuersatzes betroffen waren.

Neben dem Schaden für den Vereinssport, der mit viel eigenem Engagement betrieben wird und kaum auf öffentlich finanzierte Infrastruktur zurückgreift, wäre die Abschaffung von Pferden ein Schaden insbesondere für den ländlichen Raum. Denn hier sind sie ein Wirtschaftsfaktor und bieten Landwirtschaft, Tierärzten, Reitlehrern und Futtermittelhandel ein Einkommen. Die Möglichkeit, ein Pferd zu halten, ist außerdem für viele ein Grund, auf dem von Bevölkerungsschwund leidenden Land zu leben. Eine Pferdesteuer würde also auf der anderen Seite zu Verlusten bei Einkommen- und Umsatzsteuer führen. Allerdings würden die betreffenden Gemeinden dies wegen der komplizierten Steuer-Zuweisungsmechanismen nicht unmittelbar zu spüren bekommen. Sie könnten also verleitet sein, das schnelle Geld zu machen.

Cornelius Mohr