Wissen, was auf der eigenen Kahlfläche Zukunft hat
Waldbesitzerverband lud zu Vortrag zur Baumartenwahl
Mit zunehmender Trockenheit wird die Auswahl an brauchbaren Baumarten immer geringer. Diesen Schluss zog Dr. Heidi Döbbeler von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) aus Göttingen in ihrem Vortrag zur klimaangepassten Baumartenempfehlung für den Hessischen Privat- und Kommunalwald, den sie im Rahmen der Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen hielt.

Foto: Setzepfand
Auch in dieser Modellierung wurden die Szenarien des Deutschen Wetterdienstes RCP 8,5 mit Temperaturanstieg von 2,6 bis 4,8° Celsius und RCP 2,6 mit 0,3 bis 1,7° Celsius Temperaturanstieg zugrunde gelegt. Da vor allem die Auswirkungen auf die Vegetationszeit entscheidend für das Wachstum der Zukunftsbäume sind, wurde das pflanzenverfügbare Wasser für verschiedene Standorttypen ermittelt.
Zusammen mit dem Trockenstressrisiko der jeweiligen Baumart können so Ökogramme konstruiert werden. Als Beispiele für gewisse Standorte wurden Waldentwicklungsziele (WZE) formuliert, die eine Kombination von Baumarten für einen gewissen Standort vorschlagen. Insgesamt wurden 30 Waldentwicklungsziele für die hessischen Waldbesitzer ausgearbeitet.
Jeder Waldbesitzer kann mit einem Klick auf einer Karte, den Standort seiner Fläche angeben. Dann wird die nutzbare Feldkapazität (nFK), die Klimatische Wasserbilanz (KWB), die Standortswasserbilanz (SWB), angegeben in mm und Klassen, und die Trophie, das Nährstoffangebot des Bodens, beschrieben. Der Standort unseres Waldbesitzers wird dann im Ökogramm mit einem Fadenkreuz eingeordnet. Nun kann der Waldbesitzer wählen, welches Waldentwicklungsziel er anpeilt. Dabei zeigt sich, dass mit zunehmender Trockenheit immer weniger Auswahl bereitsteht.
Zur Potenzialabschätzung der heimischen und der anbauwürdigen eingeführten Baumarten wurde an der NW-FVA eine Zuordnungstabelle entwickelt. Darin wird die Stellung der Baumarten in Mischbeständen entsprechend ihrer Wasser- und Nährstoffansprüche nach bestimmten Stufen der Standortswasserbilanz (50 mm-Stufen) und der Trophie (6 Stufen) in eine zweidimensionale Matrix eingeordnet.
Je nach Erfüllung ihrer ökologischen Ansprüche an den Standort kann die Baumart führend (F), beigemischt (M), vorübergehend beigemischt (VM), begleitend (B) oder vom Anbau ausgeschlossen (grau) sein, erklärte Döbbeler.
In der Modellierung wurde der fortschreitende Klimawandel mit zunehmend veränderten ökologischen Rahmenbedingungen für die Wälder in Hessen berücksichtigt. Dies führt nicht nur zu einer Veränderung der Leistungsfähigkeit der Baumarten, sondern auch zu einer Veränderung biotischer und abiotischer Risiken. Mehr dazu lesen Sie in der Ausgabe 6, im Schwerpunkt Aufforstung in der Rubrik Forst, Jagd und Natur.
zep – LW 3/2021