Wissen, was auf der eigenen Kahlfläche Zukunft hat

Waldbesitzerverband lud zu Vortrag zur Baumartenwahl

Mit zunehmender Trockenheit wird die Auswahl an brauchbaren Baumarten immer geringer. Diesen Schluss zog Dr. Heidi Döbbeler von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) aus Göttingen in ihrem Vortrag zur klimaangepassten Baumartenempfehlung für den Hessischen Privat- und Kommunalwald, den sie im Rahmen der Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen hielt.

Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt in Göttingen hat eine Systematik zur klimaangepassten Baumartenempfehlung für den Hessischen Privat- und Kommunalwald erarbeitet. Mit ihrer Hilfe werden den Waldbesitzern Vorschläge zur Baumartenwahl auf Kahlflächen unterbreitet. Infos: www.nw-fva.de.

Foto: Setzepfand

Im Jahr 2018 startete das Projekt „Klimarisikokarten Forst – Verbesserte Beratungsgrundlagen für neue Herausforderungen an hessische Waldbesitzer“, kurz KSP-Hessen. Der Hessische Waldbesitzerverband und HessenForst sind Kooperationspartner. Das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz förderte das Projekt im Rahmen des Integrierten Klimaschutzplans Hessen 2025 mit 6 Mio. Euro. „Mit den klimaangepassten Baumartenempfehlungen sind wir in der Mitte des Projektes angelangt“, sagte Dr. Döbbeler in ihrem Vortrag, der vom Verein Landwirtschaftliche Woche Nordhessen im Vorfeld aufgezeichnet wurde und am Mittwochnachmittag vergangene Woche über YouTube zu sehen war.

Auch in dieser Modellierung wurden die Szenarien des Deutschen Wetterdienstes RCP 8,5 mit Temperaturanstieg von 2,6 bis 4,8° Celsius und RCP 2,6 mit 0,3 bis 1,7° Celsius Temperaturanstieg zugrunde gelegt. Da vor allem die Auswirkungen auf die Vegetationszeit entscheidend für das Wachstum der Zukunftsbäume sind, wurde das pflanzenverfügbare Wasser für verschiedene Standorttypen ermittelt.

Zusammen mit dem Trockenstressrisiko der jeweiligen Baumart können so Ökogramme konstruiert werden. Als Beispiele für gewisse Standorte wurden Waldentwicklungsziele (WZE) formuliert, die eine Kombination von Baumarten für einen gewissen Standort vorschlagen. Insgesamt wurden 30 Waldentwicklungsziele für die hessischen Waldbesitzer ausgearbeitet.

Jeder Waldbesitzer kann mit einem Klick auf einer Karte, den Standort seiner Fläche angeben. Dann wird die nutzbare Feldkapazität (nFK), die Klimatische Wasserbilanz (KWB), die Standortswasserbilanz (SWB), angegeben in mm und Klassen, und die Trophie, das Nährstoffangebot des Bodens, beschrieben. Der Standort unseres Waldbesitzers wird dann im Ökogramm mit einem Fadenkreuz eingeordnet. Nun kann der Waldbesitzer wählen, welches Waldentwicklungsziel er anpeilt. Dabei zeigt sich, dass mit zunehmender Trockenheit immer weniger Auswahl bereitsteht.

Zur Potenzialabschätzung der heimischen und der anbauwürdigen eingeführten Baumarten wurde an der NW-FVA eine Zuordnungstabelle entwickelt. Darin wird die Stellung der Baumarten in Mischbeständen entsprechend ihrer Wasser- und Nährstoffansprüche nach bestimmten Stufen der Standortswasserbilanz (50 mm-Stufen) und der Trophie (6 Stufen) in eine zweidimensionale Matrix eingeordnet.

Je nach Erfüllung ihrer ökologischen Ansprüche an den Standort kann die Baumart führend (F), beigemischt (M), vorübergehend beigemischt (VM), begleitend (B) oder vom Anbau ausgeschlossen (grau) sein, erklärte Döbbeler.

In der Modellierung wurde der fortschreitende Klimawandel mit zunehmend veränderten ökologischen Rahmenbedingungen für die Wälder in Hessen berücksichtigt. Dies führt nicht nur zu einer Veränderung der Leistungsfähigkeit der Baumarten, sondern auch zu einer Veränderung biotischer und abiotischer Risiken. Mehr dazu lesen Sie in der Ausgabe 6, im Schwerpunkt Aufforstung in der Rubrik Forst, Jagd und Natur.

zep – LW 3/2021