Wo die Bäume im Milchviehstall wachsen

Holstein- und Fleckviehzüchter bei Betrieben im Emsland

Bei einer Lehrfahrt von Holstein- und Fleckviehzüchtern, die von Marco Hölz über die Rinder­züchtervereinigung Lahn organisiert wurde, fuhren zwölf Landwirte aus dem Landkreis Limburg-Weilburg zu interessanten Betrieben ins Emsland.

Die Gruppe der Rinderzüchter Lahn mit Masterrind-Tierarzt Helmut Mehlbaum (l.) auf dem Betrieb von Josef Cordes bei Haselünne im Emsland.

Foto: Heinz-Josef Kremper

Dort wurden die Teilnehmer vom Tierarzt der Masterrind-Zuchtorganisation, Helmut Melbaum, der bei Masterrind für den Embryonentransfer (ET) verantwortlich ist, zu vier interessanten Holsteinzuchtbetrieben in der Region geführt. Zunächst besichtigten sie den Zuchtbetrieb von Albert Wobbe, der einen neuen Boxenlaufstall mit zwei Robotereinheiten gebaut hat. Auf dem sehr erfolgreichen Zuchtbetrieb von Andreas Lohmöller sahen sie die Siegerkuh Jung der Bundesholsteinschau in Oldenburg 2017, neben weiteren Spitzenkühen. Der Betriebsleiter stellte auch die AAA-Zuchtform vor, die zum Ziel hat, eine ausgewogenere Kuh hervorzubringen. Mit einem Doppel-Achter-Melkstand, bei einer 75-Kuh-Herde, ist die Melkzeit in diesem Betrieb mit gut einer Stunde sehr familienfreundlich.

Am Abend ging es zum Berentzen Hof. Dort besichtigten sie den neuen Kuhstall mit drei Ro­botereinheiten sowie die Biogasanlage von Benno Schlütke. Bei diesem Neubau wurden in der Planung acht lebende Bäume in den Laufstall integriert. Das gibt einen positiven Eindruck beim Betreten des Kuhstalls. Seniorchef Schlütke ist im Aufsichtsrat der Masterrind GmbH aktiv. Nach dem Rundgang wurde im Züchterstübchen über den Kuhstall über Sinn und Zweck von Kooperationen der Zuchtverbände intensiv diskutiert.

Weiterhin wurde der landwirtchaftliche Betrieb von Josef Cordes besucht. Familie Cordes und ihre vierzehn Mitarbeiter sind in drei Schwerpunkten tätig: Biogasanlage, Lohnunternehmen und Milcherzeugung. Auf dem Betrieb gibt es einen Musterstall, der mit Unterstützung der Firma Krone geplant wurde. Im Stall mit fünfhundert Kühen und einem Karussell mit vierzig Melkplätzen wird im täglichen Arbeitsablauf nichts dem Zufall überlassen. Für das Fruchtbarkeitsmana­ge­ment nimmt Cordes Dienstleistungen der Zuchtorganisation voll in Anspruch. Dies sei bei den geringen Margen in der Lebensmittelproduktion und Pachtpreisen von 1 200 Euro je ha wichtig, wie Cordes beschrieb.

Er wies auch darauf hin, wie wichtig es sei, mit seinen Kollegen gemeinsam Ressourcen in einer Region zu nutzen und sagte, man dürfe die Kräfte nicht gegeneinander richten. Kompromisse würden allen fürs Überleben helfen. Wer nicht dazu bereit sei, nehme sich selbst und anderen die Grundlage. Mit Gedanken an zukünftige gemeinsame Projekte mit Kollegen, die Kräfte zu bündeln und Kompromisse einzugehen, machte sich die Gruppe mit einer Vielzahl neuer Eindrücke wieder auf den Heimweg.

Kremper, rzv-lahn – LW 30/2017