„Wolfssicherer“ Zaun oft kein Hindernis

Mahnwache besorgter Weidetierhalter in Wiesbaden

Die weiter wachsende Wolfspopulation in Hessen bereitet den hessischen Weidetierhaltern große Sorgen. Anlässlich der von der FDP-Fraktion beantragten aktuellen Stunde des Hessischen Landtages zum Thema „Der Wolf erobert Hessen – Landesregierung lässt Landbevölkerung und Weidetierhalter im Stich“, hielten die Weidetierhalter am Donnerstag vergangener Woche mit ihren Tieren in der Wiesbadener Innenstadt eine Mahnwache für eine Veränderung im Wolfsmanagement.

Stand den Medien Rede und Antwort: HBV-Vizepräsident Volker Lein.

Foto: hbv

Die Zahlen der Wolfs-Verdachtsfälle vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) belegen nach Angaben des Hessischen Bauernverbandes deutlich, dass es eine hohe Zahl an Nutztierrissen in Hessen gibt. Präventive Schutzmaßnahmen reichten oft nicht aus.

Den Raubtieren Grenzen aufzeigen

„Wenn die Weidetierhaltung und die Pflege der Kulturlandschaft in Hessen durch die Tiere der hessischen Landwirtinnen und Landwirte eine Zukunft haben sollen, müssen wir den Wolfsbestand endlich im Sinne der Weidetierhalter definieren“, sagte HBV-Vizepräsident Volker Lein anlässlich der Mahnwache. Anders als von Naturschutzverbänden behauptet, gebe es keine natürliche Scheu des Wolfes. Wölfe seien hochintelligente Jäger, die ganz schnell lernten, sich ihrer Freiheiten gnadenlos zu bedienen. „Ohne eine aktive Erziehung des Wolfes wird es bald keine Weidetierhaltung in Hessen mehr geben“, so Lein.

Die seit dem 3. November 2022 in Kraft getretene Neufassung der „Richtlinie Weidetierschutz“ bringe bisher nicht die erhofften Besserungen für die Weidetierhalter. Durch einige Pauschalisierungen im Förderverfahren würden die Inanspruchnahme und die Abwicklung der Verfahren für antragstellende Betriebe und die zuständigen Behörden vereinfacht. „Die Vereinfachung der Antragstellung ist sicherlich ein wichtiger Schritt, wir möchten unsere Tiere natürlich bestmöglich gegen den Wolf schützen. Am besten sollte es aber gar nicht erst zu einer Entschädigungszahlung kommen müssen. Wir müssen unbedingt die Möglichkeit erhalten, Wölfen ihre Grenzen aufzuzeigen, um nicht als Futterlieferant für Wölfe herhalten zu müssen“, betonte Lein. Ein „wolfssicherer“ Zaun sei für viele Wölfe kein Hindernis mehr.

Guter Erhaltungszustand bereits erreicht

„Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass der Wolf bereits einen guten Erhaltungszustand in Deutschland erreicht hat. Daher fordern wir ganz klar, dass eine Obergrenze für den Wolfsbestand festgelegt wird. Es kann nicht so weitergehen, dass der Schutz des Wolfes über den Schutz unserer Weidetiere gestellt wird“, forderte Volker Lein.

Sorgen endlich ernst nehmen

Wiebke Knell, umweltpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion stellte im Landtag fest, das ganz Hessen jetzt Wolfsgebiet sei und forderte die Landesregierung auf, die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen sowie die Ängste der Menschen und insbesondere der Weidetierhalter endlich ernst zu nehmen. Hier gehe es nicht um die Frage des Arterhalts, sondern um die Frage, wie man das Zusammenleben gestaltet. Es brauche eine schnelle, rechtssichere und artenschutzrechtlich vernünftige Lösung, um Problemwölfe entnehmen zu können, forderte Knell. Die Landesregierung müsse den Wolf ins Jagdrecht aufnehmen und ihre eigene Förder- und Entschädigungspraxis überarbeiten. Das bedeute konkret, die Präventionsgebiete abzuschaffen – nur in diesen bekommen Tierhalter bislang über einen Grundschutz hinausgehende Unterstützung für Präventionsmaßnahmen wie höhere Zäune.

„Die Realität hat die Wolfs-Schutzpolitik der Landesregierung längst überrollt. Da jetzt ganz Hessen Wolfsgebiet ist, muss die Unterstützung auch in ganz Hessen statt nur in bestimmten Gebieten gewährt werden“, so Knell.

LW – LW 5/2023