Wunderbar süß und saftig

Lucia Puttrich eröffnet mit Erdbeerbauern die Saison 2011

Der Himmel ist blau, die Sonne strahlt, und am frühen Montagmorgen des neunten Mai zeigt das Thermometer bereits an die 25 Grad. „Wie könnte eine Woche schöner anfangen?“ fragt Hessens Landwirtschaftsministerin Lucia Puttrich, „als damit, regionale Früchte zu ernten?“

Landwirtschaftsministerin Lucia Puttrich, Väth und der Vorsitzende des Aufsichtsrates der MGH Gutes aus Hessen, Erdbeerkönigin Sabrina Väth, und Walter Schütz.

Foto: Kirsten Sundermann

Erdbeeren werden es heute sein, und sie hat dunkle Jeans angezogen, damit ein eventuel­les Fleckchen drauf nicht allzu deutlich sichtbar wird. Und noch etwas verrät sie der großen Runde, bestehend aus Vertre­tern der Politik, Wirtschaft und Presse, die sich bei diesem offiziellen Start der hessischen Erdbeersaison auf dem Hof vom Bauer Lipp in Weiterstadt versammelt hat: Wenn man ihr Erdbeeren anbietet, schließt sie die Augen und riecht erst einmal unauffällig daran. Denn die guten einheimischen Produkte erkennt sie bereits am Geruch. Mit dem Duft und Geschmack der heimischen Erdbeeren dürfte sicherlich keine Probleme haben. Denn die sind in diesem Jahr nicht nur wunderbar süß und saftig, sondern, weil der gefürchtete Botrytis-Pilz bei dem vorherrschenden, warmen und trockenen Wetter ohnehin keine Chance hatte, musste gegen ihn auch nicht vorgegangen werden. „Da konnten die Pflanzenschutzmittel im Schrank bleiben“, sagte Landwirt Lipp.

Felder werden bewässert

In Weiterstadt leiden die Beeren dank des hohen Grundwasserspiegels und eines ausgeklügelten Bewässerungsverfahren mit Tropfschläuchen nicht unter der allgemeinen Trockenheit. Die Minusgrade Anfang Mai machten da schon mehr Sorgen. Man habe zwar versucht, berichtet Rolf Meinhardt, die Blüten mittels einer „Frostschutzberegnung“ zu retten, aber weil fast alle Erdbeeranbauer der Region gleichzeitig den Wasserhahn aufdrehten, sei die Versorgung zusammengebrochen und es sei auf manchen Feldern eben doch zu Schäden gekommen. Meinhardt betreibt ebenso wie Bauer Peter Lipp in Weiterstadt Spargel- und Beerenanbau, und ist darüber hinaus Vorsitzender des Arbeitskreises Spargel Südhessen und sitzt im Aufsichtsrat der MGH Gutes aus Hessen.

Wirtschaftlich bedeutend

Dort engagiert sich auch Walter Schütz, Vorsitzender des Regionalbauernverbands Star­kenburg und Vorsitzender des Aufsichtsrates der MGH Gutes Hessen. Er erklärt, dass in Südhessen auf rund 600 Hektar Erdbeeren kultiviert werden, und diese Fläche rund fünf Sechstel der Anbaufläche in ganz Hessen (736 Hektar) ausmacht. Ministerin Puttrich unterstrich die enorme, wirtschaftliche Bedeutung, die dieser Frucht zukommt, und erinnerte daran, dass die roten Beeren nicht nur kalorienarm sind, sondern auch eine wichtige Rolle als Vitaminspender spielen. Denn Erdbeeren, vor allem die voll-reifen, enthalten pro Gewichtseinheit mehr Vitamin C als Zitronen oder Orangen!

Engagierter Familienbetrieb

280 meist rumänische Mitarbeiter sorgen bei Bauer Lipp dafür, dass die Erdbeeren morgens gepflückt, und die Spargel abends gestochen werden. Seit 1976 können Interessenten die Erdbeeren auf seinen Feldern auch selbst pflücken. Sie kommen fast jeden Tag hierher, berichten Inge und Tatjana Müller aus dem nahen Griesheim, und pflücken in der Regel zwei Kästchen mit jeweils zwei Kilogramm Beeren. Die werden in der Familie entweder frisch ge­gessen oder eingefroren, für Erdbeereis und Kuchen. Ans Einfrieren denken die Kleinen aus dem Weiterstädter katholischen Kindergarten nicht, die nach einer kleinen Einführung durch Claudia Lipp, der Tochter des Hauses, voll Begeisterung die Reihen stürmen und ihre Körbchen füllen. Und die Mäulchen zwischendurch natürlich auch.

Hessens Erdbeerkönigin Sabrina Väth und Landwirt Peter Lipp freuen sich auf die Erdbeersaison 2011.

Foto: Kirsten Sundermann

Mit von der Partie waren auch königliche Hoheiten, wobei an erster Stelle die Weiterstädter Erdbeerkönigin Sabrina Väth zu nennen ist. Mit einem Teil ihrer Ernte füllt Puttrich anschließend das Loch auf, das offen blieb in der aus tausenden von leuchtend roten Erdbeeren gebildeten Umrisskarte des Hessenlandes. Dazu steigt sie mutig auf eine Hebebühne und lässt sich dicht an diese leere Stelle heranfahren. Und danach ist auch ihr Heimatort Nidda von duftenden Beeren erfüllt.

Clery und Alba überwiegen

In Hessen werden in rund 200 Betrieben Erdbeeren angebaut, meldet die MGH „Gutes aus Hessen“. Damit steht dieses Bundesland im Ländervergleich an sechster Stelle. Deutschlandweit werden pro Kopf und Jahr etwa drei Kilogramm dieser süßen Frucht verzehrt. Es gibt rund tausend verschiedenen Erdbeersorten. In Südhessen dominieren momentan die frühen Sorten Clery und Alba. Später folgen Elsanta und Sonta, und noch später Salsa, Malwina und Florence. Sundermann