Zeigen, was die Landwirtschaft für den Klimaschutz leistet

Online-Seminar zur Erstellung von Klimabilanzen

Der Futtermittelhersteller Schaumann hat für die Milcherzeugung seines Versuchsgutes Hülsenberg im schleswig-holsteinischen Wahl-stedt bereits 2012 eine Klimabilanz erstellen lassen und dies 2020 wiederholt. Über die Erfahrungen informierte das Unternehmen im Rahmen eines Online-Seminars. Referenten waren Ansgar Lasar von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der die Klimabilanz erstellt hat, und Götz Resenhoeft, Geschäftsführer des Gutes Hülsenberg.

Der Futtermittel- und Siliermittelhersteller Schaumann hat für die Milcherzeugung seines Versuchsbetriebes Gut Hülsenberg 2020 erneut eine Klimabilanz erstellen lassen.

Foto: Gut Hülsenberg

„Verfolgt man die Berichterstattung in der Tagespresse hat man den Eindruck, dass die Landwirtschaft einer der Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen ist“, sagte Ansgar Lasar, der sich seit über zehn Jahren mit dem Thema befasst. Der Anteil aus der Landwirtschaft werde jedoch deutlich überschätzt. „85 Prozent der Emissionen entstehen durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas. Direkt der Landwirtschaft zuzuordnen sind nur 7,3 Prozent“, sagte der Experte. Mehr als 90 Prozent der CO2-Emissionen könnten seiner Ansicht nach vermieden werden, wenn keine fossile Energie mehr verbraucht würde. Die Technologie sei vorhanden, sie müsse nur genutzt werden. Auch die Landwirtschaft habe hier ihren Beitrag zu leisten: „Wir können nicht darauf bestehen, im Jahr 2050 noch mit einem Dieselschlepper zu fahren“, sagte er. Hier sei die Technik schon weit vorangeschritten, elektrische Fütterungsanlagen und Hofgeräte gebe es bereits. Es werde zudem viel regenerative Energie auf den Dächern von Landwirtschaftsbetrieben erzeugt, diese müsse aber gespeichert und für den eigenen Betrieb genutzt werden, um in Richtung Klimaschutz voranzukommen. Ziel für 2030 nach dem Klimaschutzgesetz für die deutsche Landwirtschaft sei es, die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um mindestens 30 Prozent zu reduzieren, so der Referent.

Praxistaugliches Rechentool entwickelt

Damit Betriebsleiter sehen können, wo sie in puncto Klimaschutz mit ihrem Betrieb stehen, hat die LWK Niedersachen das Rechentool TEKLa (Treibhausgas-Emissions-Kalkulator Landwirtschaft) entwickelt. „Der Aufwand für den Landwirt, um den CO2-Fußabdruck für den eigenen Milchviehbetrieb berechnen zu lassen, hält sich in Grenzen“, sagte Lasar, der schon für hunderte von Betrieben Klimabilanzen erstellt hat. Für die Milcherzeugung würden unter anderem folgende Unterlagen benötigt: Ergebnisse der Milchleistungsprüfung, Grundfutteruntersuchungsergebnisse, ein Nährstoffvergleich (N-Saldo), die Kraftfutterlieferscheine (mit Informationen über die gelieferten Mengen, den Energiegehalt und den Sojaanteil) und die Stromrechnung für das Wirtschaftsjahr. Diese Unterlagen seien ohnehin vorhanden und müssten nicht extra für diesen Zweck erstellt werden. Bevor Lasar die Bilanz berechnet, fährt er auf den Betrieb und verschafft sich bei einem Rundgang einen Ãœberblick über die Gegebenheiten, aktuell erfolge dies online.

Lasar warb bei den teilnehmenden Landwirten in dem Seminar dafür, eine Klimabilanz für ihren Betrieb erstellen zu lassen, um zu zeigen, was die Landwirtschaft für den Klimaschutz leistet. In den bisher beratenen Betrieben sei ein Potenzial von im Schnitt 50 t Treibhausgasminderung/Betrieb und Jahr aufgespürt worden. „Mit Klimabilanzen können Landwirte die Klimaschutzanforderungen proaktiv angehen und aufzeigen, was geht“, so der Berater. Auch unrealistische Forderungen könnten damit faktenbasiert widerlegt werden.

Grundfuttererzeugung optimieren

Das Gut Hülsenberg mit seinen 200 Milchkühen, die 2020 eine Leistung von 13 100 kg aufwiesen, konnte seine Treibhausgasemissionen seit 2012 um 5 Prozent senken, so Geschäftsführer Götz Resenhoeft. Er nannte einige wichtige prozentuale Anteile der Treibhausgasemissionen aus der Milcherzeugung in dem Betrieb: 26,7 Prozent kommen aktuell aus der Grundfuttererzeugung, 25,1 Prozent aus der Kraftfuttererzeugung, 22,1 Prozent aus der Bestandsergänzung, 9,6 Prozent aus dem Dung­anfall und 3,4 Prozent aus dem Energieverbrauch.

Eine Schlüsselrolle zur Verbesserung der Klimabilanz spielen für ihn die Erzeugung und Verwertung von Futter. Eine wichtige Stellschraube aus der Futtererzeugung sei eine angepasste Stickstoffdüngung der Flächen. Grundfutter erzeuge weniger CO2-Äquivalente als Kraftfutter, deshalb sei eine hervorragende Grundfutterleistung ein wichtiges Ziel. „Hohe Grundfuttererträge bei besten Futterqualitäten, geringe Feld- und Silierverluste sowie eine optimale Silagequalität sind Erfolgsfaktoren der Futtereffizienz und damit der Klimabilanz auf Gut Hülsenberg“, sagte er. Silierfehler schlügen deutlich zu Buche: „Eine Grassilage kostet 40 bis 50 Euro je Tonne, Silierverluste von beispielsweise 13 Prozent bedeuten Zusatzkosten von 5 bis 6,50 Euro je Tonne“, rechnete er vor. Bei der Grundfutterzeugung sollte deshalb eine hohe Sorgfalt Standard sein.

Wenig Nachzucht, hohe Lebensleistung der Tiere

Günstig für die Klimabilanz des Versuchsgutes wirke sich aus, dass auf den Einsatz des Ãœberseefuttermittels Sojaschrot verzichtet werde. Auch die hohe Lebenstagsleistung von 21,7 kg ECM sei positiv, im Vergleich zu 2012 konnte eine Verbesserung von 27 Prozent erreicht werden. „Eine hohe Lebenstagsleistung führt vor allem dazu, dass weniger Nachzucht benötigt wird. Das reduziert die Emissionen des Betriebes, da Jungtiere während der Aufzucht Treibhausgase erzeugen ohne im Gegenzug Milch zu produzieren“, so Resenhoeft. Die Umstellung im Milchviehstall auf LED-Technik bei Einsatz intelligenter Steuerung habe zu einer deutlichen Reduzierung des Stromverbrauchs geführt, was ebenfalls positiv zu Buche schlage.

Im Pflanzenbau werde auf ein klimaschonendes Handling der organischen Düngemittel Wert gelegt, dazu gehöre die Verwertung über eine Biogasanlage, sofortiges Einarbeiten im Feld und ein effizienter Einsatz.

Resenhoeft räumt ein, dass die allgemeine wirtschaftliche Lage tierhaltender Betriebe die Umsetzbarkeit klimaschonender Maßnahmen oftmals erschwere. „Transparente Klimabilanzen unterstützten aber die Kommunikation landwirtschaftlicher Betriebe mit Politik, Verbrauchern und dem Handel.“ Einige Molkereien belohnen dieses Engagement bereits. „Die Teilnahme am Klima-Check der Molkerei wird in unserem Betrieb von Arla mit zusätzlich 1 Cent je Liter Milch honoriert“, sagte der Geschäftsführer.

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