Zukunftsfähige Milchviehhaltung einmal anders

Tag der offenen Tür im Betrieb Hintz in Alsfeld-Eudorf

Unter dem Schlagwort „zukunftsfähig“ versteht man im Zusammenhang mit der Milchviehhaltung heute vielfach vor allem einen Stallneubau auf die grüne Wiese zusammen mit einer Bestandserweiterung. Doch die Familie Hintz aus Alsfeld-Eudorf zeigt, dass dieses Wort auch etwas anderes bedeuten kann, und zwar die Optimierung von Kuhkomfort und Arbeitseffizienz. Am 7. Juni werden die Hoftore geöffnet, sodass sich jeder selbst ein Bild davon machen kann.

In eine Stallerweiterung mit Melkroboter und weiteren Automatisierungen hat der Betrieb Hintz aus Alsfeld-Eudorf investiert. Bei einem Tag der offenen Tür können Interessierte sich den Stall anschauen (im Bild v.l.n.r.: Ann-Kathrin Lange, Björn Hintz, Sohn Paul und die Auszubildende Nina Stein).

Foto: Kleemann

In der Ortsmitte von Alsfeld-Eudorf liegt das Wohnhaus des Betriebes Hintz mit den alten Stallgebäuden. Im alten Liegeboxenlaufstall aus dem Jahr 1991 wurden bis vor einem guten halben Jahr rund 65 laktierende Kühe zweimal täglich im in dem Gebäude integrierten Melkstand gemolken. Auch die trockenstehenden Tiere sowie das Jungvieh sind im gleichen Gebäude mit aufgestallt. 2015 begann die Planung für eine Anpassung des Betriebes. Bis dato wurden sämtliche anfallenden Arbeiten vom Betriebsleiter Björn Hintz und seinen Eltern Marlit und Norbert erledigt. Die Lebensgefährtin von Björn Hintz geht einer Arbeit außerhalb der Landwirtschaft nach. Die Arbeitsbelastung auf dem Betrieb musste sich deshalb für die Zukunft verringern, wenn die Seniorbetriebsleiter sich in den kommenden Jahren Stück für Stück aus dem Betrieb zurückziehen. Dem Gedanken an einen Neubau auf die grüne Wiese mit einer Verdopplung des Tierbestandes stand Björn Hintz in der Planungsphase immer kritisch gegenüber. Damit wäre der Arbeitsaufwand definitiv nicht mit weniger Arbeitskraft zu bewältigen. Und auf Fremdarbeitskräfte wollte die Familie möglichst nicht angewiesen sein, da sich das Finden und Halten von qualifizierten Mitarbeitern in den letzten Jahren als immer schwieriger erweist.

Stallgebäude wurde erweitert

Trotz kritischer Stimmen aus der professionellen Betriebsberatung hat sich die Familie für eine Erweiterung des bestehenden Stallgebäudes auf der Hoffläche sowie eine Investition in die Automatisierung entschieden. Dazu wurde von Ende 2016 bis Ende 2017 der bestehende Liegeboxenlaufstall an einer Stirnseite verlängert, sodass ein komplett neuer Stallbereich für die laktierenden Kühe entstand. In sämtlichen Abmessungen sowie der Ausstattung entspricht dieser Bereich nun allen aktuellen Empfehlungen für Milchkühe, sogar inklusive Laufhof.

Höherer Kuhkomfort war wichtiges Ziel

Die trockenstehenden Tiere sowie vor allem die größeren Jungtiere hingegen finden im Liegeboxenbereich des alten Laufstalles ideale Haltungsbedingungen. Vor allem für das Jungvieh, das vorher auf Vollspalten gehalten wurde, ergab sich ein Quantensprung hinsichtlich des Tierkomforts. Der Kuhbestand blieb mit rund 65 laktierenden Tieren aber konstant. Hauptanliegen war neben der Verbesserung des Tierkomforts vor allem die Arbeitserleichterung. Und diese hat es in sich. Denn mit dem Umzug in den neuen Stallbereich wurde der Melkstand stillgelegt. Am Ãœbergang vom alten in den neuen Stallbereich wurde ein Lely- Melkroboter installiert. Da das Melken vor allem von Björn Hintz“ Mutter erledigt wurde, ist für sie seitdem eine große körperliche Belastung weggefallen. Und statt täglich gut je zwei Stunden morgens und abends mit zwei Personen die Stallarbeit zu erledigen, kann dies nun eine Person alleine in einer Stunde, und das bei Bedarf zu flexiblen Zeiten. Zwar gibt es nun insgesamt mehr Liegeboxen zu pflegen, denn der alte Stallbereich steht nicht leer, dort sind nun Trockensteher und Jungvieh statt Kühen untergebracht. Aber diese sind durch die geringeren und trockeneren Kotmengen deutlich einfacher zu pflegen als im Kuhbereich. Im Kuhstall wurde zusätzlich ein Spaltenroboter installiert, sodass das manuelle Reinigen der Laufgänge entfällt und der Schmutzeintrag in die Liegeboxen sehr gering ausfällt. Auch das kontinuierliche Futteranschieben im Bereich der laktierenden Tiere entfällt, da diese Arbeit durch den Lely Juno Futteranschieber übernommen wird.

Auch ein hohes Tierwohl ist den Betriebsleitern wichtig. Ein Laufhof mit Außenfressplätzen gehört dazu.

Foto: Kleemann

Milchleistung gestiegen

Ein gutes halbes Jahr nach der Inbetriebnahme des neuen Stallbereiches ist die Bilanz der Familie Hintz überaus positiv. Die Arbeitsentlastung ist deutlich spürbar, die Flexibilität in den Arbeitszeiten lässt mehr Zeit für die Familie, und obwohl dies kein explizites Ziel gewesen war, hat sich bereits eine Steigerung der Milchleistung abgezeichnet.

Am Bau beteiligte Firmen stellen aus

Am 7. Juni von 10 bis 14 Uhr öffnet die Familie Hintz die Hoftore im Eifaer Weg 4, 36304 Alsfeld-Eudorf für die Öffentlichkeit zu einem Informationstag gemeinsam mit dem Lelycenter Hessen. Wer sich für die Optimierung und Automatisierung in bestehenden Milchviehställen interessiert, der kann sich an diesem Tag intensiv über die Möglichkeiten informieren, wenn Familie Hintz und die am Bau beteiligten Firmen für Fragen und Antworten bereitstehen.

Jacqueline Heil, Lely – LW 22/2018