Zweites Flugzeug zur Hagelabwehr ist einsatzbereit

Verein zur Hagelabwehr Vorder- und Südpfalz gut gerüstet

Vor vier Jahren ist das erste Flugzeug, mit speziellen Rauchgasgeneratoren ausgestattet, in Schweighofen in die Luft gestiegen, um bei einem Gewitter Hagelschäden zu vermeiden. 2014 hat der Verein zur Hagelabwehr Vorder- und Südpfalz ein zweites Flugzeug erworben, um das Gebiet noch besser schützen zu können. Das bisher gemietete Flugzeug wurde nun durch ein eigenes ersetzt.

Das zweite eigene Flugzeug ist nun für die Saison 2016 startklar.

Foto: vha

Das neue Flugzeug, eine Cessna 182, befindet sich gerade in Österreich in der Flugzeugwerft, wo es umgerüstet wird für den Einsatz als Hagelflieger. Spätestens Anfang Mai wird die Maschine zurück sein in Bad Dürkheim, wo sie stationiert sein wird. „Ich hoffe, dass wir sie schon bei der Mitgliederversammlung am 19. April besichtigen können“, sagt Reinhold Hörner, der Vorsitzende des Vereins zur Hagelabwehr. Ziel ist es, mit einem zweiten Flugzeug das Gebiet bei drohendem Hagel noch besser schützen zu können. Das Schutzgebiet beginnt nördlich von Grünstadt in der Zellertaler-Region und verläuft südlich bis zur deutsch-französischen Grenze. An der Ostflanke wird der Bereich entlang des Rheins geschützt – im Westen bilden der gesamte Pfälzer Wald und das Dahner Bergland die ungefähre Grenze des Einsatzgebiets.

Sieben Einsätze in 2015 verhinderten Hagel

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt sieben Einsätze erfolgreich absolviert. Dadurch konnten größere Schäden durch Hagel verhindert werden, davon ist Hörner überzeugt. Wie auch schon im Jahr 2014, als 15 Einsätze geflogen wurden. Die Piloten stehen in ständigem Kontakt mit dem meteorologischen Dienst Südwest-Wetter in Karlsruhe, der sie frühzeitig über die Gefahr von Hagelwolken informiert. Sind Niederschlagszellen mit Hagelpotenzial in Richtung Schutzgebiet unterwegs, wird der Pilot per mobiler Überwachungssoftware über die Stärke und die Richtung dieser Zellen auf dem Laufenden gehalten. Sobald die Gewitterzellen eine vorher festgelegte Stärke erreicht haben, erfolgt der Start.

Für dieses Jahr nimmt der Verein die Ausbildung von neuen Piloten für die Einsätze in den Fokus. „Wir haben einen sehr erfahrenen Stammpiloten, der uns auch weiterhin zur Verfügung steht“, so Reinhold Hörner. Hinzu kommen noch sechs weitere Piloten, die nun weiter ausgebildet werden. „Aber sie brauchen Erfahrung und müssen auch bei den Einsätzen dabei sein, um fit zu sein“, sagt der Vorsitzende. Deshalb starten die Piloten bei Hageleinsätzen immer zu zweit im Cockpit. Die Stationierung der Flugzeuge in Schweighofen und Bad Dürkheim hat nach den Worten Hörners viele Vorteile. „Die meisten Gewitter kommen aus Frankreich zu uns. Dann kann das Flugzeug in Schweighofen starten und die Lage in der Luft beurteilen. Das Flugzeug aus Bad Dürkheim kommt dazu und unterstützt den Einsatz. Außerdem können wir mit zwei Flugzeugen das Gebiet besser schützen.“ Die Kosten für den Einsatz der Hagelflieger beziffert Hörner auf 1 000 bis 2 000 Euro, je nachdem, wie lange die Piloten in der Luft sind und wieviel Silberjodid eingesetzt wird.

Bedenken von Seiten der Politik und der Umweltschützer, dass das Silberjodid umweltschädlich sein könnte, sind, so der Vorsitzende, ausgeräumt. Seit drei Jahren werden die 30 Gewässer, die bei den Einsätzen in der Pfalz überflogen werden, auf Rückstände untersucht, ohne Befund. „Wir haben in den vergangenen vier Jahren viele sachliche Informationen vorgetragen, sei es in der Politik, bei Versicherungen oder auch in den Kommunen“, erklärt Hörner. Die Erfolge der Hagelflieger tragen Früchte: „Inzwischen werden die positiven Effekte der Hagelflieger nicht nur von Seiten der Landwirte und Winzer beachtet. Wir haben auch viele Mitglieder aus anderen Branchen gewonnen, wie Daimler-Benz in Germersheim, viele Autohäuser oder das BASF-Versuchsgut Rehhütte“, fügt der Vorsitzende nicht ohne Stolz an.

Aktuell hat der Verein über 550 Mitglieder. 43 Kommunen in der Vorder- und Südpfalz unterstützen den Verein mit ihrer Mitgliedschaft. Doch der Verein wirbt um weitere Mitglieder, denn nur durch eine stabile Finanzierung des Vereins kann eine effektive und effiziente Hagelabwehr geleistet werden. „Unser Ziel ist es, die jährlichen Unterhaltungskosten in Höhe von je 50 000 Euro für die Flugzeuge durch Mitgliedsbeiträge zu finanzieren“, sagt Hörner. Er kann sich vorstellen, dass sich auch die Regionen Rheinhessen, Nahe und Mosel dem Verein zur Hagelabwehr anschließen. „Dann könnten wir vier bis fünf Flugzeuge einsetzen und die Finanzierung auf eine breitere Basis stellen.“ Doch das ist noch Zukunftsmusik. Erst einmal steht die Mitgliederversammlung des Vereins am Dienstag, 19. April, um 19 Uhr, im Gasthaus Almensee direkt am Flugplatz in Bad Dürkheim auf dem Programm.

Als Hauptreferentin wird Dr. Katja Horneffer, Fernsehmoderatorin und Diplom-Meteorologin, zum Thema „Hagelunwetter im Klimawandel – warum das Hagelrisiko im Klimawandel eher zunimmt“ sprechen. Neben der Analyse des aktuellen Klimas in der Region und einer Prognose zur zukünftigen Entwicklung wird sie über die Möglichkeit der Schadensprävention berichten. Interessierte Gäste sind herzlich willkommen. „Wir hoffen, dass wir durch den Vortrag von Dr. Horneffer sowohl unsere derzeitigen Mitglieder, als auch die Betriebe und Kommunen, die bislang noch nicht dem Verein angehören, davon überzeugen können, dass die Notwendigkeit einer funktionierenden Hagelabwehr in Zukunft noch steigen wird“, so Hörner.

ibs – LW 15/2016