Zwischenfruchtanbau nicht als „Pflichterfüllung“ betrachten

Ackerbautag in Frankfurt zum Thema „Greening“

Neben dem Zwischenfruchtanbau waren Abwehrmechanismen der Nutzpflanzen und Strategien des Traktorenherstellers Kubota Themen des Ackerbautags des Frankfurter Landwirtschaftlichen Vereins (FLV), zu dem Dr. Matthias Mehl vom Vorstand drei Referenten begrüßte.

Über ackerbauliche Vorteile des Zwischenfruchtanbaues informierte Dipl.-Ing. Günter Stemann von der Fachhochschule Südwestfalen.

Hessen gehöre leider nicht zu den Bundesländern, die schon vor dem 15. Februar Umbruch von Zwischenfruchtflächen im Zuge des Greenings er­lauben, wodurch es bei nachfolgenden Bestellarbeiten zeitlich eng werden könnte, stellte Dr. Mehl zu Beginn des Vortrag von Dipl.-Ing. Günter Stemann vom Fachbereich Agrarwirtschaft der Fach­­hochschule Südwestfalen in Soest fest. Stemann sprach über zum Thema „Weniger ackern mit Zwischenfrüchten: Wie geht das?“ Der Zwischenfruchtanbau, der sich als eine der Greeningmaßnahmen derzeit „im Aufwind befinde“, biete ackerbauliche und ökologische Vorteile, die „nicht neu erfunden werden“ müssten, hob der Referent hervor. So förderte er den Humusaufbau, was sich allerdings über Jahrzehnte hinzöge, kurz- bis mittelfristig die Speicherfunktion des Bodens und die Aktivitäten der Bodenorganismen sowie kurzfristig Erosionsschutz, Garebildung und Unkrautunterdrückung. Beim Ziel der Nematodenreduzierung sei auf Anbau multiresistenter Zwischenfruchtarten zu achten. Um den Zwischenfruchtanbau professionell gestalten zu können, erfordere es einiger Konsequenzen und Maßnahmen, die sonst nicht üblich seien, so der technische Leiter des Versuchsgutes Merklingsen weiter. So bereite die Einschränkung, ab Ernte der Vor­kul­tur kein Glyphosat einsetzen zu dürfen, Probleme bei der Beseitigung des Aufwuchses von Ausfallgetreide und erfordere besonders sorgfältige Stoppelbearbeitung. Die Auflage, mindestens zwei Arten mit maximal 60 Prozent einer Art auszusäen, be­dinge bei dem Ziel von Nemato­denreduzierung eine Senf-Öl­rettichmischung mit dem Pro­blem der späteren Beseitigung von Ölrettich oder Tiefenrettich. Probleme bereiten ferner die Düngungs- und Pflanzenschutzauflagen. Sie dürften vor allem keine „kümmernden Zwischenfruchtbestände“ entstehen lassen, wodurch sich pflanzenbauliche Nachteile ergeben könnten.

Zeitfenster für Bearbeitung und Aussaat beachten

Stemann erläuterte die unterschiedlichen Zeitfenster für Stop­pelbearbeitung und Aussaat der Zwischenfrüchte nach Wintergerste und Winterweizen. Während sich nach Wintergerste in der Regel eine „komfortable Zeitspanne“ für sorgfältige Stop­pelbearbeitung und ausreichende Strohrotte biete, die den Anbau zahlreicher Zwischenfruchtarten erlaube, sei dies nach Weizen schwierig. Ferner seien Herbizid-Rückstände zu beachten. Vielfältig seien also die Vorgaben und Ziele für entweder Reinsaat oder Arten-Mischung von Zwischenfrüchten. Unterschiedliche Saatzeitansprüche der Arten, das Tausendkorngewicht deren Samen, der Anteil der Arten in der Saatmischung und später im Bestand, unterschiedliche ideale Ablagetiefe und entsprechende Saatbettbereitung erschwerten zusätzlich die erforderlichen Entscheidungen.

Komplexe Mischungen sind teuer

Generell ermöglichten hohe Saatmengen und hohe Artenvielfalt einen gewissen Ausgleich schlechter Feldaufgänge und bei der Bestandesbildung. Sicherheit und Flexibilität komplexer Mischungen würden teuer erkauft. „Je vielfältiger die Mischung, desto schwieriger die Einhaltung phytosanitärer Ansprüche“, lautet eine weitere Erfahrung des Referenten. Detaillierte Hinweise gab er hinsichtlich ackerbaulicher Ziele, Nematodenbekämpfung und Bodenbearbeitungsmaßnahmen zum Zwischenfruchtanbau vor Zuckerrüben. Die Zahl der Arbeitsgänge könne nach Zwischenfruchtanbau reduziert werden. Besonders in den kritischen Frühjahrsmonaten könnten Saatvorbereitungen und Saat mit weniger Arbeitsgängen und damit schneller erledigt werden.

Überblick zu den Kosten für Arbeit, Diesel und Maschine

Ohne Zwischenfrucht und mit Pflugeinsatz eräben sich nach dem KTBL-Verfahrensrechner Pflanze je Hektar Zuckerrüben 4,2 Stunden Arbeitszeitbedarf, 57,8 Liter Dieselbedarf und 284,8 Euro Maschinenkosten. Mit Zwischenfrucht und Mulchsaat seien dies 3,1 Stunden, 28,8 Liter und 161,2 Euro Kosten. Von der doch erheblichen Differenz seien allerdings die Saatgutkosten für die Zwischenfrucht abzuziehen. Zwischenfrüchte nicht nur zur „Pflichterfüllung“ anzubauen, sondern als effizientes pflanzenbauliches Werkzeug zu nutzen, riet Stemann den Frankfurter Landwirten.

Pflanzen besitzen keine Antikörper

Nutzpflanzen stehen permanent unter Krankheitsdruck. Da sie nur über geringe natürliche Abwehrmechanismen verfügen, muss die Pflanzenzüchtung bestrebt sein, diese zu stärken. Das stellte Patrick Schweizer vom Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung Gatersleben, eingangs seines Vortrages über das Thema „Die Waffen der Pflanzen – Stand der Forschung bei Abwehrmechanismen von Nutzpflanzen“ fest. Neben Viren, Bakterien und Nematoden stellten die Pilze die wirtschaftlich bedeutendste Gruppe von Pflanzenschädlingen dar. Da das Immunsystem der Pflanzen keine Antikörper gegen Pilze und andere Schaderreger besitze, basierten die Abwehrmaßnahmen der Nutzpflanzen auf der Erkennung von fremden Strukturen durch Effektoren im eigenen Zellsystem. Diese Effektoren, die Reize erkennen und weiterleiten, könnten entweder als Abwehrmechanismus bewirken, dass Toxine, also Giftstoffe, gebildet werden, die den „Angreifer“ absterben lassen, oder Pflanzenteile durch „Selbstmord“ eigener Zellen zum Absterben bringen und so wenigstens die Ausbreitung des Schaderregers eindämmen.

Schutz vor Schaderregen

Effektoren könnten daneben als Schutz vor Schaderregen (Pathogenen) auch die Bildung von Zellwandverdickungen (Papillen) bewirken. Das erschwere das Einwirken von Haft- und Eindringorganen von Pilzen, was vor allem bei Mehltaubefall wichtig sei. Die von Schweizer geleitete Arbeitsgruppe Pathogen-Stress Genomik des Gaterslebener Instituts habe festgestellt, dass Zelltod oft mit nicht-dauerhafter Resistenz der Nutzpflanzen einhergehe, während Zellwandverdickungen in der Regel auf stärkere und dauerhafte Resistenz hindeuteten. Schwerpunkt der Forschungen sei es, herauszufinden, welche Gene speziell bei der Gerste solche Abwehrmechanismen aktivieren. Wildrassen und alte Landrassen würden ebenso untersucht, um „Kandidaten“ mit hoher zielgerichteter genetischer Ausstattung zu finden. Züchterhäuser wie beispielsweise 2014 KWS Lochow und Saatzucht Breun unterstützten die Untersuchungen mit Feldversuchen. „Kandidaten-gen-basierte Ein-und Rückkreuzungsschemata für Zellwandverstärkung erscheinen als vielversprechender Ansatz zur Erhöhung quantitativer Pathogenresistenz“, fasste Schweizer die Ergebnisse seiner Forschungen zusammen. Sie bildeten die Grundlage für die Züchtung von Sorten mit stärkerer Krankheitsresistenz.

Über 3 Millionen Traktoren seit dem Jahr 1960 gebaut

1960 baute Kubota in Japan seinen ersten Traktor und bereits 2005 wurde die Produktionsmarke von drei Millionen Traktoren überschritten, war von Walter Lang, Kubota Deutschland, zu erfahren. Er referierte beim FLV-Ackerbautag über die „Strategien eines hessischen Traktorenproduzenten“. Heute beträgt der Umsatz des Unternehmens mit gut 35 000 Mitarbeitern an weltweit 29 Produktionsstandorten über 11 Mrd. Euro (11,4 Mrd. März 2015). Das Unternehmen umfasse im landwirtschaftlichen Bereich außer Traktoren bis 170 PS diverse Anbaugeräte wie Mähgeräte, Düngerstreuer, und Geräte für Bodenbearbeitung, Saat und Pflanzenschutz, die er vorstellte.

In Hessen hat Kubota seine Deutschland-Vertretung

Das 1860 in Japan gegründete Unternehmen stieg erst 1922 in die Produktion von Verbrennungsmotoren für industrielle und landwirtschaftliche Nutzung ein. Die Erschließung Europas begann 1974 mit der Gründung eines Vertriebsunternehmens in Frankreich, 1983 wurde die Kubota Deutschland GmbH in Rod­gau gegründet. Entscheidend sei die Produktpalette ausgeweitet worden durch die Übernahme von Kverneland im Jahr 2012. Die Kubota-Produkte seien mit modernsten Bedienelementen ausgestattet bis hin zu „intelligent vernetzten ISOBUS-Verbindungen“. Alle Voraussetzungen für effizientes Precision Farming seien erfüllt.

Rü – LW 4/2016