Die Ausbildungsstelle muss passen

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in den Grünen Berufen ist in den letzten Jahren relativ gleich geblieben. Das ist erfreulich, denn die Agrarbranche braucht Nachwuchskräfte, um die Betriebsleiter und qualifizierten Mitarbeiter abzulösen, die bald in den Ruhestand gehen. Das Interesse der Jugendlichen an den Grünen Berufen zeigt außerdem, dass die derzeit häufig vorkommende Medienschelte beispielsweise in puncto Tierwohl oder Pflanzenschutzmaßnahmen sie nicht davon abhält, diesen Berufsweg einzuschlagen. Verantwortung für die Produktion von Lebensmitteln zu übernehmen, sich für eine gesunde Umwelt einzusetzen sowie das Interesse an modernen Maschinen und Technik überzeugen die Bewerber.

In den kommenden Jahren kann es allerdings für viele Betriebe schwieriger werden, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen. Die Gründe hierfür liegen in den stark gesunkenen Schulabgänger­zahlen aufgrund der demografischen Entwicklung, der verstärkten Neigung der Jugendlichen zu akademischer Bildung sowie den zunehmenden sogenannten Passungsproblemen auf dem Ausbildungsmarkt. Diese beziehen sich darauf, dass die Ausbildungs­an­gebote der Betriebe und die Ausbildungswünsche der Jugendlichen stärker auseinanderdriften. So werden beispielsweise längere Arbeitszeiten eher akzeptiert, wenn es dafür einen Zeit- oder finanziellen Ausgleich gibt. Bei der Stellenbesetzung sollten sich beide Seiten zudem von stereotypen Rollenmustern lösen: Frauen als Landwirtin oder Fach­kraft Agrarservice? Ja, das kann durchaus passen.

Auch die Erreichbarkeit des Ausbildungsbetriebes spielt bei der Berufswahl eine Rolle. Kann der Betrieb aufgrund von fehlendem öffentlichen Nahverkehr von dem Bewerber (viele sind unter 18 Jahren und haben weder Führerschein noch Auto) nicht erreicht werden, passt man leider nicht zusammen. Ein Schlafplatzangebot kann hier Abhilfe schaffen.

Da immer mehr Auszubildende nicht aus der Landwirtschaft stammen, ist es für die Fachkräfte­siche­rung umso wichtiger, die Grünen Berufe gut zu bewerben, damit sie von den Jugendlichen bei der Stel­len­suche wahrgenommen werden. Immerhin gibt es 326 anerkannte Ausbildungsberufe, unter denen sie wählen können. Mehr zum Thema in Hof & Familie.

Stephanie Lehmkühler – LW 14/2018