Viele Böden sind unterversorgt

Kalksaison im Grünland nutzen

Auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben wird die Versorgung mit Kalk im Grünland nach wie vor stiefmütterlich behandelt. Auswertungen der Landeslabore zeigen, dass mehr als zwei Drittel der untersuchten Bodenproben zum Teil einen erheblichen Kalkbedarf aufweisen.

Grobe Teile im Kalkdünger werden oft nach einem Regen sichtbar. Beim Kauf auf feinen Mahlgrad achten, um eine zügige und homogene Düngewirkung sicherzustellen.

Foto: Axel Trumpfheller

Nachdem die Erntearbeiten abgeschlossen und wenn die Grünland-Flächen gut befahrbar sind, ist der Spätherbst ein optimaler Zeitpunkt, um sich der Thematik Boden-pH zu widmen. Die folgenden Winterniederschläge gewährleisten zudem ein sicheres Einwaschen des Kalkes bis zur nächsten Nutzung.

Nährstoffeffizienz verbessern

Die Verfügbarkeit von Pflanzennährstoffen wird vom pH-Wert beeinflusst. Untersuchungen zeigen, dass bei pH-Werten unter 5 beispielsweise die Stickstoffverfügbarkeit um bis zu 70 Prozent zurückgeht. Im Umkehrschluss sind nur noch 30 Prozent des durch Düngung aufgebrachten beziehungsweise vom Klee assimilierten Stickstoffes ertragswirksam.

Gleichzeitig wirken sich ausgeglichene pH-Werte positiv auf die Wurzelbildung der Pflanze und die Mineralisation beziehungsweise Nährstoffnachlieferung des Bodens aus.

Bodenstruktur fördern und Verdichtungen lösen

Kalk kann als Mörtel betrachtet werden, der die Bodenaggregate stabilisiert. Die Lagerdichte des Bodens ist bei ausgeglichenen pH-Werten geringer und der Anteil an Grob- beziehungsweise Mittelporen ist deutlich höher. Dadurch sind zur Staunässe neigende Flächen im Frühjahr schneller befahrbar und das Risiko für Bodenverdichtungen, während der Gülleausbringung oder Ernte, wird reduziert.

Auch das Bodenleben zeigt sich bei ausgeglichenen pH-Werten aktiver. Regenwürmer lösen Verdichtungshorizonte und produzieren stabile Ton-Humus-Komplexe. Tiefwurzelnde Grünlandarten wie Rotklee, Wiesenschwingel oder Lieschgras nutzen die entstandenen Gänge als Wurzelkanäle und bilden so auch in tieferen Bodenschichten erheblich mehr Feinwurzeln.

Katharina Weihrauch, Bioland e.V., Rinder- und Grünland­beratung Hessen – LW 44/2024